Serbien hat den als Kriegsverbrecher angeklagten ehemaligen Polizeikommandeur Stojan Zupljanin dem UN-Tribunal in Den Haag überstellt. Das teilte das Gericht an diesem Samstag mit. Zupljanin war vor zehn Tagen in Pancevo nahe Belgrad verhaftet worden, nachdem er sich acht Jahre lang dem Zugriff der Justiz entziehen konnte. Er wartet nun im Gefängnis des UN-Tribunals in Schevingen auf seinen Prozess.
Der 56-Jährige ist angeklagt, während des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina (1992-1995) als hoher Polizeioffizier und Geheimdienstler führend an der Verfolgung und Vertreibung Hunderttausender bosnischer Muslime und Kroaten aus den serbischen Regionen des Landes beteiligt gewesen zu sein.
Dabei wurden Zehntausende Menschen ermordet oder misshandelt. Auch wird ihm vorgeworfen, in die Organisation von Straflagern verwickelt gewesen zu sein, in denen muslimische und kroatische Zivilisten bestialisch misshandelt und ermordet wurden.
Ein ehemaliger Mitangeklagter, Radoslaw Brdjanin, wurde wegen dieser Verbrechen im April 2007 rechtskräftig zu 30 Jahren Haft verurteilt.
Zupljanin ist der 43. Serbe, der an das Haager UN-Tribunal ausgeliefert wurde. Aktuell sind noch drei Angeklagte des Jugoslawien-Tribunals untergetaucht: Der ehemalige Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, sein Militärchef General Ratko Mladic und der ehemalige Präsident der kroatischen Serben, Goran Hadzic.
Beobachtern zufolge dürfte die Auslieferung von Zupljanin den Druck der Europäischen Union auf Belgrad etwas erleichtern. Die EU will über einen etwaigen Beitritt Serbiens erst verhandeln, wenn alle mutmaßlichen Kriegsverbrecher gefasst sind.