Krieg in Syrien:Türkei: Autopsie bestätigt Chemiewaffen-Einsatz in Syrien

Türkei: Autopsie bestätigt Chemiewaffen-Einsatz in Syrien

Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen am 05.04.2017 mit Schutzanzügen in einem Krankenhaus im türkischen Adana. Sie haben die Autopsien an den Verstorbenen mit durchgeführt.

(Foto: dpa)
  • Autopsien von Opfern bestätigen der türkischen Regierung zufolge den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien.
  • Nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff durch das Assad-Regime wird der Ton der USA gegenüber der syrischen Regierung schärfer.

Autopsien von Opfern des bislang als mutmaßlich bezeichneten Giftgasangriffs in Syrien haben nach Angaben der türkischen Regierung die Freisetzung von Chemiewaffen bestätigt. Der Einsatz von Chemiewaffen am 4. April in der nordwestsyrischen Provinz Idlib sei anhand von Autopsien nachgewiesen worden, sagte Justizminister Bekir Bozdağ nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Die medizinischen Untersuchungen seien im südtürkischen Adana an drei Leichen aus Idlib ausgeführt worden.

In der syrischen Stadt Chan Scheichun waren am Dienstag Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Auch US-Experten gehen davon aus, dass sie nach dem Austritt von Chlor oder Sarin starben. Etwa 30 Verletzte waren in die Türkei gebracht worden. Drei von ihnen starben. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan hatte bereits am Mittwoch den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad für den Angriff verantwortlich gemacht. Erdoğan nannte Assad einen "Mörder".

USA appellieren an Russland

US-Außenminister Rex Tillerson forderte Russland nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff auf, dessen Unterstützung für den syrischen Machthaber Assad zu überdenken. Die USA hätten "keine Zweifel" daran, dass die syrische Regierung für die "schreckliche Attacke" verantwortlich sei, sagte er bei einem Treffen mit dem mexikanischen Außenminister Luis Videgaray.

Nach dem Vorfall deutete UN-Botschafterin Nikki Haley angesichts einer Blockade im Weltsicherheitsrat am Mittwoch einen Alleingang Washingtons gegen Assad an. Dieser habe mit der Attacke "viele, viele Linien" überschritten, sagte auch US-Präsident Donald Trump. "Diese abscheulichen Taten des Assad-Regimes können nicht toleriert werden."

Trump äußerte sich aber nicht dazu, wie eine Antwort der USA aussehen könnte. Er deutete militärische Schritte lediglich an und sagte, es sei Teil seiner Politik, solche im Voraus nicht zu verraten, sollte es sie denn geben. Die Äußerungen des US-Präsidenten waren seine bisher deutlichsten an die Adresse des syrischen Präsidenten.

Er fügte hinzu, seine Einstellung zu Assad habe sich verändert. Die syrische Regierung werde ein Zeichen erhalten. "Sie werden es auf jeden Fall bekommen, glauben Sie mir das." Im Gegensatz zu Außenminister Tillerson erwähnte Trump Russland, den wichtigsten Verbündeten der Assad-Regierung, bei der Pressekonferenz nicht.

Syrien-Konferenz sammelt Milliarden für humanitäre Hilfe

Die Europäische Union und eine Reihe weiterer Staaten haben unterdessen für dieses Jahr 5,6 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe für Syrien zugesagt. Für die Zeit von 2018 bis 2020 stünden weitere 3,5 Milliarden Euro bereit, teilte die EU am Mittwoch nach dem Ende der Syrien-Konferenz in Brüssel mit. Internationale Finanzinstitutionen und Spender wollten zudem insgesamt rund 28 Milliarden Euro an Darlehen zur Verfügung stellen.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hatte während der Konferenz knapp 1,2 Milliarden Euro an zusätzlicher deutscher Hilfe für 2017 und die Zeit danach zugesagt. Bei der Syrien-Konferenz in London Anfang des vergangenen Jahres habe Deutschland bereits 2,3 Milliarden Euro bis 2019 zugesichert. An dem Gebertreffen nahmen Vertreter von mehr als 70 Staaten und Organisationen teil.

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