Mutmaßliche Rechtsterroristin:Erfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Zschäpe

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Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Nun soll auch die Staatsanwaltschaft Erfurt ermitteln.   (Foto: dpa)

Im Mai beginnt der NSU-Prozess in München, die Hauptangeklagte ist Beate Zschäpe. Nun ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Erfurt gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin: Es werde dem Anfangsverdacht des "versuchten mittäterschaftlichen Mordes oder Totschlags" nachgegangen.

Unabhängig von dem bevorstehenden Münchner NSU-Prozess ermittelt die Erfurter Staatsanwaltschaft in einem neuen Verfahren gegen die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe. Es werde dem Anfangsverdacht des versuchten mittäterschaftlichen Mordes nachgegangen, sagte die Erfurter Oberstaatsanwältin Anette Schmitter-Hell am Sonntag. Sie bestätigte damit einen Bericht des MDR.

Hintergrund ist ein Streit auf dem Erfurter Bahnhof am Silvesterabend 1996 zwischen zwei Brüdern aus Hamburg sowie zwei Männern und einer Frau. Dabei sollen Schüsse auf die Brüder abgegeben worden sein. Nach dem Auffliegen des rechten Terror-Trios hatten sich die Brüder im Sommer vergangenen Jahres beim Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet, weil sie das Trio wiedererkannt haben wollen.

Oberstaatsanwältin Schmitter-Hell sprach von einem "äußerst vagen Anfangsverdacht". Auch sei es sehr schwierig, nach der langen Zeit jetzt noch einen Tatnachweis zu führen. Die Brüder hatten nach dem Vorfall laut MDR aus Angst vor Repressionen durch die rechte Szene keine Anzeige gestellt.

"Wir hatten an dem Abend Angst um unser Leben"

Einer der beiden Betroffenen ist sich laut MDR "zu 100 Prozent" sicher, dass er und sein Bruder es bei dem Streit vor fast 17 Jahren mit Beate Zschäpe zu tun hatten und sie mit großer Wahrscheinlichkeit von Mundlos verbal bedroht und "vermutlich" von Böhnhardt beschossen wurden. "Wir hatten an dem Abend Angst um unser Leben", sagte er dem Sender.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hatte das Verfahren laut MDR wegen fehlender Zuständigkeit an Erfurt abgegeben. 1996 habe es noch keine tatsächlichen Anhaltspunkte einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe gegeben, heißt es dem MDR zufolge in einem ihm dazu vorliegenden Papier. Außerdem sei offen, inwieweit der Vorfall die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigen konnte.

In dem Münchner Prozess, der am 6. Mai beginnt, sind neben Zschäpe auch vier mutmaßliche Unterstützer und Gehilfen der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) angeklagt. Zschäpe wird Mittäterschaft bei zehn Morden, mehrfacher Mordversuch und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/fzg/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Die Bundesanwaltschaft hat Beate Zschäpe als Mittäterin wegen Mordes angeklagt, aber auch vier weitere Beschuldigte werden vor Gericht gestellt. Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben sowie Holger G., Carsten S. und André E. halfen dem NSU mit Waffen und Ausweispapieren.

Hans Leyendecker

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