Muslimische Verbände:"Abscheuliches Verbrechen"

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In der Berliner Khadija-Moschee verurteilen der Imam und der Vorsitzende eines Islamverbands die Gewalttaten des IS. Diese stünden konträr zu den wahren Lehren des Islams, erklären sie.

Von Korbinian Eisenberger, Berlin

Es passiert nicht oft, dass im Gebetssaal einer Moschee 50 Stühle für Reporter aufgestellt werden, in der Regel sitzen oder knien die Besucher dort auf dem Teppich. Dieser Mittwoch war jedoch so ein Tag: Einer der größten deutschen Islamverbände, der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) hatte die Öffentlichkeit in die Khadija-Moschee nach Berlin eingeladen, um sich zu den Anschlägen von Paris zu äußern. Der AMJ-Bundesvorsitzende fand recht eindeutige Worte.

Imam Said Arif sagt, der Islam werde instrumentalisiert

Abdullah Uwe Wagishauser verurteilte die "barbarischen Terroranschläge" vom Freitag als "abscheuliches Verbrechen". Er sprach der französischen Regierung sein Beileid aus und grenzte den Islam von den Attentätern des sogenannten Islamischen Staats (IS) ab. "Alle Formen von Terrorismus und Extremismus sind völlig konträr zu den wahren Lehren des Islam", sagte Wagishauser - er zitierte dabei eine Erklärung des Vorsitzenden des AMJ-Weltverbands, Kalif Hadhrat Mirza Masroor Ahmad. Demnach, so Wagishauser, stelle der Koran unmissverständlich klar, dass Terror und Mord im Islam verboten seien. Die "hasserfüllten Taten im Namen des Islam", sagte Wagishauser, würden die Religion "bis zur Unkenntlichkeit entstellen".

Wagishauser, 65, referierte gemeinsam mit dem Berliner Imam Said Arif, 30, vor etwa 40 Journalisten. Ihrer Ansicht nach ist der internationale Terrorismus kein Problem, das mit religiösen Mitteln gelöst werden kann, das machten Wagishauser und Arif in ihrem Auftritt deutlich. "Es hilft niemanden", sagte Arif, "wenn wir den Terror auf den Islam oder Menschen bestimmter Herkunft abwälzen". Er hoffe und bete, so Wagishauser, "dass die Täter und Drahtzieher zügig enttarnt und vor Gericht gestellt werden."

Stattdessen forderte der AMJ gemeinsame Schritte der Staatengemeinschaft gegen Terror und Extremismus. Die Versorgung des IS mit Waffen und Munition müsse "mit aller Macht gekappt werden", hieß es. Die Öffentlichkeit müsse verstehen, "dass der Islam in vielen Bereichen als Instrument genutzt werde", sagte Arif. Auch in Saudi-Arabien würden Gläubige radikalisiert, um politische Ziele durchzusetzen, Ähnliches geschehe in Pakistan. Entscheidend sei, das Problem an seinem Ursprung zu bekämpfen, sagte Wagishauser. Gemeinsamer Religionsunterricht etwa könne den Austausch fördern, sagte der Bundesvorsitzende.

Bereits vor zwei Tagen hatte sich ein Verbund von acht deutschen Islamgemeinschaften von Terror und Islamismus distanziert, darunter der Zentralrat der Muslime und der AMJ. In ihrer Erklärung hieß es, man wolle vor allem junge Muslime vor Radikalisierung schützen und vor dem IS warnen.

Auch im Internet beziehen Muslime in diesen Tagen Stellung gegen Gewalt. Unter Hashtags wie #MuslimsAreNotTerrorists oder #NotInMyName erklärten sich Tausende Gläubige solidarisch mit den Opfern von Paris.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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