Muslime in Deutschland:Mehr Licht

Deutschland sollte Migranten nicht nur dann willkommen heißen, wenn sie unbemerkbar sind. Sonst steigen die Ängste.

Von Dunja Ramadan

Vergangenes Jahr gab es in Deutschland mindestens 950 Angriffe auf Muslime und muslimische Einrichtungen. In fast allen Fällen waren die Täter Rechtsextreme. Die Zahlen des Bundesinnenministeriums sind erschreckend. Jetzt könnte man sagen: Muslime, seid doch nicht ganz so sichtbar. Nehmt euch ein Beispiel an den unsichtbaren Polen oder Vietnamesen, die gerne als integrierte Mustermigranten vorgeführt werden. Nehmt dagegen die Kopftücher, die Bärte, die Moscheen der Muslime - so viele Unterschiede, so viel Fremdes.

Doch Deutschland sollte kein Land sein, in dem Migranten nur dann willkommen sind, wenn sie nicht bemerkbar sind. Unterschiede darf und soll es geben, solange man in Erfahrung bringen kann, was einen denn unterscheidet. Deshalb sollten Muslime ihre Religion hierzulande endlich transparent ausleben können. Bislang fristen sie ein Schattendasein in Deutschland. Zum Beten geht's in den Hinterhofkeller, zum Islamunterricht in die Koranschulen. Umso größer die Ängste - man weiß ja gar nicht, was die da treiben.

Die zunehmende Islamfeindlichkeit muss sowohl Muslimvertreter als auch Politiker aufrütteln. Gemeinsam müssen sie den Islam aus den Hinterhöfen holen. Nötig sind etwa ein regulärer Islamunterricht an Schulen oder Finanzierungsmöglichkeiten für Moscheen. Das Muslimsein darf nicht länger exotisiert werden. Nur so können Ängste abgebaut werden. Und nur so wird das Muslimsein allmählich zu einer Alltäglichkeit.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: