Munitionsraub in Niedersachsen:Zaun kaputt, Patronen weg

In einer Kaserne in Niedersachsen wird kistenweise Munition geklaut. Die Soldaten unterstützen die Suche nach den Dieben, sie riegeln ihre Kaserne ab, durchsuchen jedes Auto, das herausfahren will, doch die Patronen bleiben verschwunden. Dafür finden sie etwas anderes.

Von Marc Widmann, Hamburg

Um sieben Uhr morgens ist Dienstbeginn beim Fallschirmjägerbataillon 373 im niedersächsischen Seedorf. Doch etwas ist anders an diesem Freitag: Während sich die Soldaten bereit machen für ihren Dienst, fällt ihr Blick auf die kleinen Munitionsbunker aus Waschbeton, wo die Patronen für ihre Handfeuerwaffen lagern, für das Gewehr G36 und die Pistole P8. Die Stahltüren mit den Schlössern sind beschädigt, eindeutige Aufbruchsspuren sichtbar. Gleich zehn Bunker sind offenbar geknackt.

Sofort alarmieren die Soldaten die Polizei, die auch bei Straftaten im militärischen Sicherheitsgebiet zuständig ist. Die Soldaten unterstützen die Suche nach den Dieben, sie riegeln ihre Kaserne ab, durchsuchen jedes Auto, das herausfahren will, doch die Munition bleibt verschwunden. Dafür finden sie ein stattliches Loch im Zaun. Offenbar haben ihn die Diebe aufgeschnitten, so wie man es aus alten Agentenfilmen kennt.

Erstaunlicher Diebstahl

Da die Spurensicherung den ganzen Tag über lief, konnte die Bundeswehr am Freitag zunächst nicht nachzählen, wie viel Munition ihr abhanden gekommen ist. Die Zahl von 55.000 Schuss, die ein anonymer Anrufer dem NDR steckte, wollte der Kommandeur Olav Hinkelmann nicht bestätigen. Allerdings waren die Patronen, wie bei der Truppe üblich, in Holzkisten gelagert. So ist es durchaus denkbar, dass die Diebe auf einen Schlag gleich eine stattliche Anzahl erbeuteten.

Der Einbruch in der Seedorfer Kaserne ist umso verwunderlicher, weil es dort noch eine von Soldaten besetzte Wache gibt. An vielen Standorten ist diese Arbeit längst an private Sicherheitsdienste ausgelagert, die dem Dienst nicht immer militärisch-stramm nachgehen, hier jedoch laufen die Fallschirmjäger noch selbst jede Nacht mehrmals Streife, und zwar zu unregelmäßigen Zeiten. Das Loch im Zaun ist ihnen entgangen.

Eine Idee, wer die Munitionskisten geraubt haben könnte, hat Kommandeur Hinkelmann nicht. "Erstaunlich", nennt er den Diebstahl. Die ebenso verblüffte Polizei in Rotenburg bittet Zeugen, sich zu melden.

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