Muammar el Gaddafi:"Wir haben keine ABC-Waffen"

Libyens Staatspräsident hat erklärt, internationale Kontrollen würden ergeben, "dass wir nichts zu verstecken haben". Er rief Iran, Syrien und Nordkorea auf, dem Beispiel Libyens zu folgen. Die USA haben angekündigt, ihre Beziehungen zu dem arabischen Land zu überdenken.

In einem Interview mit dem US-Sender CNN sagte der Revolutionsführer: "Wir haben diese Waffen nicht".

Das Atomprogramm, zu dessen Stopp sich Libyen am vergangenen Freitag verpflichtet hatte, sollte friedlichen Zwecken dienen. "Doch nichtsdestotrotz wollten wir es loswerden", sagte Gaddafi dem Sender.

Keine eindeutige Antwort gab Gaddafi auf die Frage, ob die Sanktionen der USA zu der Entscheidung Libyens geführt hätten: "Das Wichtige ist, dass wir es getan haben. Zu erklären, warum jetzt, warum dies, warum dann, ist für mich nicht wichtig." Auch der Sturz Saddam Husseins in Irak durch die US-Armee stehe in keinem Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Entscheidung seines Landes.

"Sie können Unheil für ihr eigenes Volk abwenden"

Iran, Syrien und Nordkorea rief Gaddafi auf, dem Beispiel Libyens zu folgen und auf Massenvernichtungswaffen zu verzichten. "Auf diese Weise könnten sie Unheil für ihr eigenes Volk abwenden", sagte Gaddafi

Libyen gilt wie Nordkorea, Iran und Algerien als nukleare Schwellenmacht - Länder, die zwar noch keine Atombombe haben, aber in absehbarer Zeit dazu in der Lage sein werden, sie herzustellen.

Das Atomprogramm Libyens befindet sich nach Darstellung des IAEO-Generaldirektors Mohammed el Baradei jedoch noch im "Anfangsstadium". Libyen habe ihn am Wochenende darüber informiert, dass das Land in der Vergangenheit Natur-Uran und technische Ausrüstung importiert und damit gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen habe, sagte er. Zugleich lobte er die Bereitschaft Libyens zur Abrüstung. Das sei "ein Schritt in die richtige Richtung".

Auf die Frage, ob die USA im Gegenzug zum Verzicht Libyens eine Aufhebung ihrer Sanktionen gegen das Land zugesagt hätten, sagte Gaddafi: Die Idee sei gewesen, "die Beziehungen zwischen unseren Ländern zu verbessern". Er wünsche sich die Zusammenarbeit mit US-Unternehmen "für friedliche Ziele".

US-Außenamtssprecher Richard Boucher erklärte inzwischen, die USA wollten ihre Beziehungen zu dem arabischen Land überdenken. Libyen scheine im Begriff, sich der internationalen Staatengemeinschaft wieder anschließen zu wollen. Daher werde das US-Außenministerium sein seit 22 Jahren bestehendes Verbot der Nutzung von US-Reisepässen für Reisen nach Libyen zu überprüfen. Auch "verschiedene andere Aspekte der US-Politik" würden überprüft.

Denkbar sei auch, dass Libyen zu gegebener Zeit von der US-Liste der sieben Terror unterstützenden Staaten gestrichen werde, sagte Boucher. "Wir sind bereit, diese Fragen bei geänderten Verhältnissen neu zu bewerten", erklärte der Außenamtssprecher.

Libyen bemüht sich unterdessen um eine Änderung der Resolution, mit der der UN-Sicherheitsrat auf den Schritt aus Tripolis reagieren will. In dem Entwurf der Resolution heißt es unter anderem, der Sicherheitsrat begrüße die Zusammenarbeit des Landes mit anderen, um "die verifizierte Abschaffung aller libyschen Programme für Massenvernichtungswaffen sicherzustellen".

Der syrische Botschafter Fayssal Mekdad erklärte, Libyen wolle diesen Satz streichen. Der Grund sei ihm nicht bekannt. Ein anderer Diplomat, der nicht genannt werden wollte, erklärte, der Bezug auf die Verifizierung sei das Kernstück der libyschen Ankündigung und müsse in der Resolution enthalten sein.

Der Sicherheitsrat verschob die Verabschiedung der Resolution wegen der libyschen Bedenken und um Mitgliedstaaten die Möglichkeit zu geben, ihre Hauptstädte zu konsultieren. Meldet bis Dienstag, 18.00 Uhr MEZ keiner der 15 Mitgliedstaaten Widerspruch gegen den Resolutionsentwurf an, wird er vom Rat veröffentlicht.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP/AP)

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