Mordfall Lindh:Baseball-Kappe könnte zum Mörder führen

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Fünf Tage nach dem tödlichen Attentat auf Schwedens Außenministerin hat die Polizei aus der Mütze des Mörders eine DNA-Probe sichergestellt. Der Mann, dessen Foto die Ermittler herausgegeben haben, ist nach Polizei-Angaben noch nicht identifiziert.

Die DNA fand die Polizei auf der Baseball-Kappe, die der Mörder zurückgelassen hatte. In der landesweiten DNA-Datenbank sei keine Probe gefunden worden, die mit der vom Tatort übereinstimmt, sagte ein Polizeisprecher.

Der Verdächtige auf den Videoaufnahmen: ein junger, schlanker Mann mit blauem Käppi, schulterlangem, dunklem Haar und grauem Sweatshirt. (Foto: Foto: dpa)

Die meisten schwedischen Zeitungen veröffentlichten am Montag Bilder, die von einer Videokamera in dem Kaufhaus aufgenommen wurden, in dem Lindh am vergangenen Mittwoch niedergestochen wurde. Polizeisprecher Mats Nylen sagte, die Ermittler hätten nach der Veröffentlichung auf mehr Hinweise aus der Bevölkerung gehofft.

Er bestätigte zugleich, dass das Tatmesser in ein ausländisches Labor geschickt worden sei, in dem moderne DNA-Analysen möglich seien. Der genaue Ort wurde nicht genannt.

Eine Sprecherin des Gerichtsmedizinischen Dienstes in Großbritannien erklärte, ihre Behörde sei in die Ermittlungen einbezogen worden. Ob es dabei um die Untersuchung des Messers ging, sagte sie nicht.

Polizei: Mann vom Videoband noch nicht identifiziert

Der auf dem Videoband zu sehende mutmaßliche Täter wurde laut Nylen noch nicht identifiziert. Man werde seinen Namen vermutlich auch nicht sofort preisgeben, wenn man ihn denn kenne, sagte der Polizeisprecher.

Die Stockholmer Zeitung Aftonbladet hatte unter Berufung auf einen Beamten der Fahndungsgruppe in ihrer Internet-Ausgabe berichtet, die Polizei hätte den mutmaßlichen Mörder namentlich identifiziert.

"Ich glaube, wir werden ihn innerhalb von zwei Tagen haben", zitierte das Blatt den Polizisten. Man sei außerdem weitgehend sicher, dass sich der als Messerstecher mehrfach vorbestrafte Mann in Stockholm aufhalte.

Dem Aftonbladet zufolge konzentriert sich die Fahndung der Polizei auf den von einer Überwachungskamera am Tatort gefilmten Mann. Bei dem Gesuchten handele es sich um einen 30-Jährigen aus Stockholm, der für seinen "bedrohlichen" Umgang mit Messern bekannt sei. Der Mann war von Überwachungskameras in dem Kaufhaus aufgenommen worden, in dem Lindh am Mittwoch tödlich verletzt wurde.

Zielgerichtet schwere Verletzungen zugefügt

Wie die Zeitung Svenska Dagbladet unter Berufung auf Quellen im Karolinska-Krankenhaus berichtet, hatte der Mörder der Außenministern offenbar zielgerichtet weit schwerere Verletzungen zugefügt, als bislang bekannt wurde. Die 46-jährige Ministerin und Mutter zweier kleiner Kinder habe deshalb entgegen bisherigen offiziellen Äußerungen schon bei ihrer Einlieferung nur geringe Überlebenschancen gehabt.

Außerdem schrieb die Zeitung von Zeugenaussagen, denen zufolge der mutmaßliche Täter unmittelbar nach dem Anschlag mehrere Passanten auf Schwedisch angesprochen habe.

Bereits zuvor hatten Zeitungen berichtet, der Mörder hätte sich bei dem Messeranschlag möglicherweise selbst verletzt. Am Tatort im Stockholmer NK-Kaufhaus hätten die Ermittler Blutspuren entdeckt, die nicht von Lindh stammten. Die Polizei schließe nicht aus, dass der gesuchte Mann eine Schnittwunde an der Hand habe.

Die Ermittler untersuchten zudem Briefe und E-Mails, die Lindh vor ihrem Tod erhielt. Die 46 Jahre alte Politikerin sei wegen ihrer Unterstützung der Euro-Einführung scharf angegriffen worden, von Morddrohungen sei jedoch nicht die Rede gewesen, erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums.

Gedenkgottesdienst am Freitag

Lindhs sozialdemokratische Partei kündigte für den kommenden Freitag einen Gedenkgottesdienst zu Ehren der Verstorbenen an, zu dem auch zahlreiche Politiker aus dem Ausland erwartet werden.

Vor dem Stockholmer Krankenhaus, in dem Lindh beim Einkaufen angegriffen wurde, legten zahlreiche Schweden am Wochenende Blumen, Kerzen und Beileidsschreiben nieder. Mehrere Dutzend Trauernde trugen sich in eine Kondolenzbuch ein.

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