Mordanschlag in Afghanistan:Bruder von Präsident Karsai erschossen

Er galt als einer der Größen im Drogengeschäft Afghanistans: Ahmad Wali Karsai, der Halbbruder des afghanischen Präsidenten, soll in seinem Haus in Kandahar erschossen worden sein - von einem Leibwächter. Der soll Verbindungen zu den Taliban haben.

Der jüngere Halbbruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ist bei einem Attentat erschossen worden. "Ich bestätige, dass Ahmad Wali (Karsai) in seinem Haus getötet wurde", sagte ein Sprecher der Provinz Kandahar. Auch ein Cousin und der Präsident selbst bestätigten den Tod. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu der Tat.

Bruder von Präsident Karsai erschossen

Ahmad Wali Karsai, ein Halbbruder des afghanischen Präsidenten, ist in seinem Haus in Kandahar einem Anschlag zum Opfer gefallen.

(Foto: dpa)

Wie aus afghanischen Sicherheitskreisen verlautete, wurde Ahmad Wali Karsai in seinem Haus in der Stadt Kandahar im Süden des Landes von einem einzelnen Täter erschossen. Karsai sei in Kopf und Brust getroffen worden, sagte der Chefarzt des Krankenhauses von Kandahar dem Nachrichtensender CNN.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf einen Bekannten der Familie, er sei von einem seiner Leibwächter mit einem Sturmgewehr erschossen worden, als er in seinem Haus Gäste empfing.

Der Sprecher der radikalislamischen Taliban, Kari Jussif Ahmadi, übernahm die Verantwortung für die Tat. Ein Leibwächter Karsais mit dem Namen Mohammad Jan sei ein "Schläfer" der Aufständischen gewesen und habe ihn getötet. Eine Bestätigung der afghanischen Behörden gab es dafür zunächst nicht.

"So ist das Leben des afghanischen Volkes"

Staatschef Karsai bestätigte den Tod seines Bruders. "So ist das Leben des afghanischen Volkes. Jeder von uns leidet, und wir hoffen, dieses Leid (...) beenden zu können", sagte er in Kabul bei einer Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy.

Hamid und Ahmad Wali Karsai sind eigentlich Halbbrüder. Sie haben denselben Vater, aber verschiedene Mütter. Das islamische Recht erlaubt es einem Mann, mehrere Ehefrauen zu haben. Daher sprach der Präsident auch in der Öffentlichkeit stets von seinem jüngeren Bruder.

Ahmad Wali Karsai war der Chef des Provinzrats von Kandahar und mutmaßlich eine der Größen im illegalen afghanischen Opium-Handel. Er soll nach einem Bericht der New York Times in lukrativen Heroinhandel verwickelt gewesen sein. Staatschef Karsai hatte damals seinen Verwandten in Schutz genommen und erklärt, die Drogengeschichte basiere auf Gerüchten.

Vor zwei Jahren sollen britische Spezialeinheiten bei einer Operation gegen den Drogenhandel im Süden der Provinz Kandahar mehrere Tonnen Rohopium auf dem Gelände eines von Polizisten bewachten Gehöfts gefunden haben, das dem Halbbruder Karsais gehöre.

Verstrickungen mit dem US-Geheimdienst CIA?

Darüber hinaus war er ins Zwielicht geraten, als die New York Times über Ahmad Wali Karsais Verstrickungen mit dem US-Geheimdienst CIA berichtete. Unter anderem soll er geholfen haben, in der südafghanischen Region Kandahar eine paramilitärische Einheit zusammenzustellen, die unter CIA-Regie operiere und nach Extremisten fahnde. Ahmad Wali Karsai selbst hatte die Verbindungen zur CIA sowie jede Verstrickung in den Drogenhandel dementiert.

Bereits in der Vergangenheit waren mehrfach Anschläge auf Ahmad Wali Karsai verübt worden. Zuletzt hatte er im Mai 2009 einen Angriff der radikalislamischen Taliban auf seinen Fahrzeugkonvoi überlebt.

Die Tochter des Bürgermeisters von Kandahar sagte nun, Karsai hinterlasse fünf Kinder - zwei Söhne und drei Töchter. Sein jüngster Sohn sei vor etwa einem Monat geboren worden. "Ich weine wegen des einen Monat alten Kindes, das seinen Vater niemals sehen wird", sagte sie. "Wie viele werden wir in diesem Land noch zu Waisen und Witwen machen?"

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: