Mord in Dubai:Mossad soll Mordkomplott von Europa aus gesteuert haben

In Dubai tötete ein Killerkommando einen Hamas-Führer. Fünf der Verdächtigen flogen über München und Frankfurt.

Nicolas Richter

Der mysteriöse Mord an einem hochrangigen Führer der palästinensischen Hamas im Golfemirat Dubai ist nach Einschätzung deutscher Sicherheitsexperten vom israelischen Geheimdienst Mossad verübt worden. Nach Angaben der Regierung in Dubai wurde die Tat von Europa aus gesteuert. Demnach reisten im Januar bis zu 15 Personen von europäischen Städten aus in die Wüstenstadt, um den einflussreichen Hamas-Politiker und mutmaßlichen Waffenschmuggler Mahmud al-Mabhuh zu ermorden.

Mord in Dubai: Passbilder der Verdächtigen: Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass die Dokumente gefälscht waren.

Passbilder der Verdächtigen: Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass die Dokumente gefälscht waren.

(Foto: Foto: AP)

Nach Angaben der deutschen Sicherheitsexperten ist nur eine Organisation wie der israelische Geheimdienst Mossad zu einer solch aufwendigen und präzisen Aktion in der Lage. Gegenwärtig wird nicht ausgeschlossen, dass der Mossad dabei auch palästinensische Helfer eingesetzt hat. Nach Angaben der Ermittler in Dubai wurde die Aktion am 19. Januar dieses Jahres von Österreich aus koordiniert.

"Kommandozentrale" in Österreich

Die Auswertung von Telefonspuren habe ergeben, dass die Täter in Dubai nicht miteinander, sondern mit einer Art "Kommandozentrale" im Alpenstaat telefoniert hätten. Sie hätten diese Gespräche offenbar verschlüsselt und seien auch sonst professionell vorgegangen.

Die Täter reisten demnach binnen Stunden vor der Tat von europäischen Flughäfen aus an. Fünf Mitglieder des Teams sollen aus Deutschland gekommen sein, vermutlich aus Frankfurt, vier aus Zürich, zwei aus Paris, vier aus Rom. Weil etliche Täter in Dubai in Hotels eincheckten und ihre Pässe abgaben, fahnden die Behörden des Emirats nun nach elf Personen, deren Bilder und Namen bekannt sind.

"Ich habe Israel nicht verlassen"

Laut den Papieren sind sie EU-Bürger aus Großbritannien, Irland, Deutschland und Frankreich. Allerdings gehen die Behörden mehrerer EU-Staaten inzwischen davon aus, dass die Verdächtigen offenbar ausnahmslos über gefälschte Ausweise verfügten. Falsche britische Pässe enthielten unter anderem die persönlichen Daten von vier Israelis, wie das israelischen Fernsehen berichtete. Allerdings waren die Fotos ausgetauscht worden. "Das ist mein Pass, aber ich habe Israel nicht verlassen", sagte der Israeli Paul Kelly, der auch die britische Staatsangehörigkeit hat.

Am Dienstag wurden in Dubai internationale Haftbefehle erlassen. Die Sicherheitsbehörden in Wien erklärten auf Anfrage, sie untersuchten die Herkunft der verwendeten österreichischen Telefonnummern. Nach Medienberichten soll al-Mabhuh in Dubai über eine Waffenlieferung an die Hamas verhandelt haben. Am Abend des 19. Januar dann wurde er in seinem Hotel vermutlich mit einem Kissen erstickt. Die Täter verließen Dubai binnen Stunden.

Im Zusammenhang mit der Tat sollen bereits zwei Palästinenser von Jordanien an Dubai ausgeliefert worden sein. Die Hamas wies deshalb auf eine mögliche Beteiligung der konkurrierenden Palästinerorganisation Fatah an dem Mord hin. Im israelischen Armeerundfunk hieß es, die verfeindeten palästinensischen Fraktionen Hamas und Fatah würden sich nun gegenseitig die Schuld für den Tod Mabhuhs zuschieben.

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