Mord an Ägypterin in Dresden:Steinmeier kondoliert Familie

Eine Woche nach der Messerattacke in Dresden hat Außenminister Steinmeier den Angehörigen der jungen Frau und der ägyptischen Bevölkerung sein Beileid ausgesprochen.

Mehr als eine Woche nach dem tödlichen Messerangriff auf eine Ägypterin im Dresdner Landgericht hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier der Familie und der ägyptischen Bevölkerung sein Beileid ausgesprochen.

Frank-Walter Steinmeier, Getty

Persönlich tief bestürzt: Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

(Foto: Foto: Getty)

Der Tod von Marwa El-Sherbini habe die Menschen in Deutschland und ihn persönlich tief bestürzt, erklärte der Vizekanzler. Am Vortag hatte Kanzlerin Angela Merkel dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak im Namen der deutschen Bevölkerung ihr Beileid ausgesprochen, wie Regierungssprecher Thomas Steg erklärte.

In Ägypten gibt es seit Tagen heftige Proteste, weil die am Mittwoch letzter Woche Getötete als Opfer angeblicher deutscher Islamfeindlichkeit angesehen wird. Dazu erklärte der Minister in einem Schreiben an seinen ägyptischen Amtskollegen Ahmad Ali Abul-Gheit, der deutsche Staat tue alles, um solche Verbrechen zu verhindern. "Wir stehen dafür ein, dass sich in Deutschland jeder ungeachtet seiner Herkunft, seiner Nationalität oder seines Glaubens sicher fühlt. Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie haben in Deutschland keinen Platz."

Das Auswärtige Amt stehe in ständigem Kontakt mit der ägyptischen Botschaft in Berlin und den Behörden in Sachsen, sagte Steinmeier. "Wir werden weiterhin eng mit Botschafter Ramzy und seinen Mitarbeitern zusammenarbeiten und alles in unserer Macht Stehende tun, um der Familie von Frau El-Sherbini, und insbesondere ihrem Ehemann, zu helfen", erklärte der Vize-Kanzler.

Merkel spricht Thema selber an

Steg trat dem Eindruck entgegen, Merkel habe während des G-8-Gipfels in Italien zwar mit Mubarak gesprochen, ihm aber nicht kondoliert. Die Kanzlerin habe ganz im Gegenteil das Thema von sich aus angesprochen und ihre persönliche Betroffenheit sowie die der Menschen in Deutschland zum Ausdruck gebracht. Zudem verwies Steg auf einen Besuch der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, am Krankenbett des schwer verletzten Ehemannes der Getöteten. "In Deutschland ist kein Platz für rassistisch oder religiös motivierte Gewalt", so Böhmer.

Der Iran hat Deutschland heftig kritisiert. Dazu wurde am Freitag der deutsche Botschafter, Herbert Honsowitz, ins Teheraner Außenministerium einbestellt. Ihm sei eine Protestnote des Irans wegen "dieser unmenschlichen Tat" übergeben worden. Teheran fordere weiter, dass die Rechte und die Sicherheit aller Minderheiten, einschließlich der Muslime, in Deutschland garantiert würden. Der Fall zeige, dass sich in Deutschland eine "anti-islamische Welle" ausbreite. Auch dem italienischen Botschafter sei als Vertreter der wichtigsten Industriestaaten (G8) eine Protestnote übergeben worden.

Am 1. Juli hatte ein 28-jähriger Mann während einer Verhandlung im Dresdner Landgericht mit 18 Messerstichen die 31-jährige, schwangere Ägypterin getötet und deren Ehemann schwer verletzt. Das Motiv war nach Überzeugung der Ermittler Ausländerhass.

In dem Berufungsprozess ging es um ein Beleidigungsdelikt: Vor einem Jahr soll der Angeklagte die aus Ägypten stammende Frau in Dresden als "Islamistin" und "Terroristin" beschimpft haben. Die Muslimin hatte deswegen Anzeige gegen ihn erstattet und war als Zeugin geladen. Gegen den Täter, einen aus Russland stammenden Deutschen, der in der Vorinstanz wegen Beleidigung der Ägypterin zu einer Geldstrafe verurteilt worden war, wurde wegen Mordes Haftbefehl erlassen.

Der Islamforscher Peter Heine warnte vor wachsenden Protesten in Ägypten. "Die Wut in der ägyptischen Bevölkerung sollten wir sehr ernst nehmen", sagte Heine der Bild-Zeitung. "Sie ist echt und nicht vom Regime organisiert, und die Lage kann noch aus dem Ruder laufen. Es besteht auch die Gefahr, dass Hasspredigern die Situation in die Hände spielt, nach dem Motto: Seht ihr, die Deutschen halten uns für Feinde."

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