Möllemann:Hilfe vom Spezi

Wenn es um seine geschäftlichen Verbindungen zu Rolf Wegener geht, wird Jürgen W. Möllemann ganz leise.

Johannes Nitschmann

(SZ vom 19.10. 2002) - Als Jürgen W. Möllemann im Jahre 1996 bei seinem spektakulären politischen Comeback zum FDP-Landesvorsitzenden in Nordrhein-Westfalen gewählt wurde, fand er einen desolaten Parteiapparat vor.

Die FDP-Zentrale in der Düsseldorfer Sternstraße war manchmal nur über den Anrufbeantworter zu erreichen, und die Landespartei taumelte am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Da griff Möllemann ein enger Freund und Geschäftspartner unter die Arme.

Rolf Wegener, der flüssige Freund

Über seine Düsseldorfer "Vermögens- und Verwaltungsgesellschaft Delphi" ließ der überwiegend in Monaco residierende Unternehmer Rolf Wegener der chronisch klammen NRW-FDP 300000 Mark zufließen.

Bei der undurchsichtigen Finanzierung seines anti-israelischen Flugblattes ist Möllemann womöglich erneut von Wegener gesponsort worden. Anfragen der Süddeutschen Zeitung nach der Rolle des dubiosen Geschäftsmannes und seiner Firma Delphi bei der Flugblattaktion, hatte Möllemann bis zu seiner Erkrankung stets hinhaltend beantwortet.

Einmal teilte er mit, dass er sich der Beantwortung "erst nach der Bundestagswahl zuwenden" könne. Nach der Wahl erklärte er dann, er müsse sich zunächst auf den Sonder-Landesparteitag am 7.Oktober in Wesel konzentrieren.

Hier sollte der erbittert geführte Machtkampf um die Führung des größten FDP-Landesverbandes entschieden werden. Wegen eines Schwächeanfalls von Möllemann wurde der Parteitag dann auf unbestimmte Zeit verschoben.

Der Mann meidet die Medien

Wenn es um seinen Spezi Wegener geht, wird der Fallschirmspringer und FDP-Lautsprecher gewöhnlich leise. Auch der fotoscheue Kaufmann meidet die mediale Öffentlichkeit. Das verbieten ihm seine dunklen Geschäfte in der Immobilien-, Energie- und Fußballbranche.

Der Zeitung Express zufolge dirigiert Wegener von Monaco aus ein "Millionen-Imperium". Mit dem FDP-Politiker ist er geschäftlich vielfach verbandelt. Möllemanns Wirtschafts- und Exportberatung WebTec, nach den Recherchen der Wirtschaftswoche "eine Luftnummer", residiert in der Düsseldorfer Achenbachstraße in Gebäuden der Firma Delphi.

Zusammen mit Wegener macht der liberale Luftikus "Energieanlagen-Geschäfte im Mittleren Osten". Auch die Münsteraner Firma MS-Air, die Sportflugzeuge zum Absetzen von Fallschirmspringern unterhält, betreiben die beiden.

Juristisch aufgefallen im Waffenhandel

Bei der Staatsanwaltschaft Augsburg ist Wegener wegen brisanter Waffengeschäfte (AZ 502/Js127135/95) aktenkundig. Neben dem Waffenhändler Karlheinz Schreiber hat der Möllemann-Spezi Anfang der neunziger Jahre als diskreter Berater beim Verkauf von 36 Spürpanzern durch die Firma Thyssen an Saudi-Arabien mitgewirkt. Wegener soll Thyssen bei der Abwicklung des Deals im Umgang mit dem anfangs sperrigen Finanzamt Duisburg beraten haben.

Es ging um die steuerliche Anerkennung von Schmiergeldern von 220 Millionen Mark als "nützliche Aufwendungen". Mitte der neunziger Jahre flossen 8,93 Millionen Mark an die Briefkastenfirma Great Aziz in Panama. Als Treuhänder fungierte Wegener.

Auch beim Fußball im Spiel

Neben Rüstungsgeschäften verdient der 56 Jahre alte Kaufmann prächtig mit Profi-Fußballern. Obwohl er keine Lizenz als Spielervermittler besitzt, handelt er mit afrikanischen Kickern. Prominentester Klient ist der nigerianische Nationalstürmer Victor Agali, den er vorige Saison für etliche Millionen zu Schalke 04 transferierte. Zufällig ist Möllemann dort Mitglied des Aufsichtsrats.

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