Mittwoch, 20. Oktober:For a safer future!

Kurz vor Pittsburgh. Auf dem Highway stechen die blau-roten Schilder aus der Landschaft raus, die für Cheney/Bush oder Kerry/Edwards werben. Habe es mir abgewöhnt, jedes Bush-Schild gleich herausreißen zu wollen.

An der Tankstelle nach dem Weg gefragt. An der Einfahrt prangte ein plakatwandgroßes Kerry-Schild. Sympathischer Tankwart, habe ihn gleich auf das Schild angesprochen und mich als American from Overseas for Kerry geoutet. Schulterklopfen, allgemeine Zustimmung: For a safer future!

Ankunft in Pittsburgh. Bei Starbucks im Internet gesurft: Kerry kommt nach Pittsburgh an den Campus der CMU (Carnegie Mellon University) und das örtliche Wahlkampfbüro sucht Freiwillige! Das geht ja gut los. Auf schnellstem Weg zum Hauptquartier der Demokraten geeilt.

Im Wahlkampfbüro geht es zu wie in den Zeitungsredaktionen amerikanischer Hollywood-Filme: Hunderte Menschen laufen hektisch herum, Telefone klingeln, Menschen versammeln sich vor Landkarten, Listen, Übersichten. Es brummt wie in einem Wespennest. Am Eingang empfängt mich Jeannette und hört sich meine Geschichte an. Keine zwei Minuten später habe ich mit drei weiteren Menschen gesprochen: This is Robert from Munich, Germany. Ich erhalte meinen Marschbefehl: Am Abend treffen sich auf dem CMU Campus 200 bis 250 Freiwillige, um auf die diversen Jobs verteilt zu werden und Instruktionen zu erhalten.

Dann stehen wir auf der Mall auf einem Footballfield und lauschen Dan vom nationalen Campaign Komitee. Er erklärt uns, wie der Event ablaufen wird und erläutert die verschiedenen Jobs. Ich lande bei der Abteilung Exterior Logistics, das heißt ich darf außerhalb des Geländes dafür sorgen, dass alle Leute zu den richtigen Eingängen finden. Auch gilt es potenzielle Störenfriede zu identifizieren. Im Vorprogramm werden verschiedene Bands für Unterhaltung sorgen, als Secret Special Guest wird - wie alle längst wissen - Bon Jovi erwartet.

Nach einer Stunde ist alles vorbei und ich sitze wieder bei Starbucks und erhalte von einem alten Hasen Einsichten ins amerikanische Wahlverhalten. Er sitzt für die Demokraten auf verschiedenen Boards, ist weit gereist und kennt sich aus mit den Vorurteilen der Amerikaner über Europäer und umgekehrt. Die Republikaner werden wieder Bush wählen, weil sie Angst vor Veränderungen haben, sagt er. Da sei es einfacher, die Fakten zu ignorieren.

Und die Demokraten? Die müssten eben mobilisiert werden. Die verstünden auch eher, dass die Amerikaner mit ihrem Ansehen in der Welt dank Bush ein Problem bekommen haben. Vielen sei Bush geradewegs peinlich. Daher sei die Motivation hoch, diesmal wählen zu gehen.

Mal sehen, ob er recht behält.

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