Mitgliedschaft im Terrornetzwerk al-Qaida:Harte Strafen in Berliner Islamisten-Prozess

Hohe Haftstrafen in Berliner Islamisten-Prozess

Neun Jahre Gefängnis: Islamist Yusuf O. vorm Kammergericht in Berlin.

(Foto: dpa)

Sie sollen im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet zu Kämpfern gedrillt worden und in den Dschihad gezogen sein: Wegen Mitgliedschaft im Terrornetzwerk al-Qaida müssen ein deutscher und ein österreichischer Islamist für mehrere Jahre in Haft.

Zwei Islamisten sind in Berlin wegen Mitgliedschaft im Terrornetzwerk al-Qaida zu langer Haft verurteilt worden. Das Kammergericht verhängte gegen einen den 27-jährigen Deutschen Yusuf O. eine Freiheitsstrafe von neun Jahren. Ein mitangeklagter, 23-jähriger Österreicher muss sechs Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Beide wurden wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland verurteilt, wie ein Gerichtssprecher Süddeutsche.de sagte. Das Gericht blieb damit nur geringfügig unter den Forderungen der Bundesanwaltschaft.

Die Anklage hatte den Islamisten vorgeworfen, sich als Mitglieder des Terrornetzwerkes Al-Qaida nach einer Kampfausbildung im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet Waziristan unterzogen zu haben. Anschließend sollen sie sich am Dschihad (Heiliger Krieg) auch gegen Angehörige der Isaf-Schutztruppe beteiligt haben. Der Deutsche gilt außerdem als Gründungsmitglied der Deutschen Taliban Mudschahedin (DTM).

Drohvideos kurz vor der Bundestagswahl

In deren Namen soll Yusuf O. zudem kurz vor der Bundestagswahl 2009 in einem Video mit Anschlägen in Deutschland gedroht haben. Die Staatsanwaltschaft versuchte per Stimmanalyse und Zeugenaussagen zu beweisen, dass es sich bei dem vermummten jungen Mann, der in dem Video unter dem Namen Ayyub al-Almani - also Ayyub, der Deutsche - auftrat, um Yusuf O. handelte.

Die Bundesanwaltschaft hatte sieben und neuneinhalb Jahre Haft wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland beantragt - und damit jeweils ein halbes Jahr länger, als nun das Urteil lautet. Die Verteidigung forderte Freisprüche. Die mutmaßlichen Islamisten hatten vor Gericht geschwiegen. Der Deutsche war im März 2011 in Berlin festgenommen worden, zwei Monate später wurde der 23-Jährige in Wien verhaftet.

Als Deutsche Taliban Mudschahedin bezeichnet sich eine kleine, im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet operierende Gruppe von Islamisten, deren Mitglieder in Deutschland aufwuchsen. Nach dem Tod des Kopfs der Gruppe, Ahmet Manavbasi, und des bekanntesten Aktivisten der Gruppe, Eric Breiniger, in Waziristan im Jahr 2010 sollen einige Mitglieder der DTM zu al-Qaida übergewechselt sein, so auch Yusuf O.

Linktipp: Wer sind eigentlich die Deutschen Taliban Mudschahedin? Das Internetmagazin Telepolis publizierte im August einen fundierten, wissenschaftlichen Artikel über die Entstehung, Entwicklung und Auflösung der vor allem aus deutschen Islamisten bestehenden Terrorgruppe.

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