Mission in Moskau:Wie Adenauer die letzten Kriegsgefangenen auslöste

1955 flog Bundeskanzler Adenauer in die Sowjetunion - eine heikle Reise, bei der sich die deutsche Delegation mit Olivenöl für Trinkgelage wappnete. Historische Fotos der Mission in Moskau.

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Adenauer in Moskau

Quelle: dpa

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Am 8. September 1955 flog Bundeskanzler Konrad Adenauer in die Sowjetunion - eine heikle Reise im Kalten Krieg, die zu einem großen außenpolitischen Erfolg des ersten bundesdeutschen Regierungschefs wurde.

Auf diesem Foto sind Gäste und Gastgeber zu sehen, u. a.: KPdSU-Generalsekretär Nikita Chruschtschow im hellen Anzug, links daneben Adenauer sowie links vorne der legendäre sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow.

70 Jahre Schlacht von Stalingrad

Quelle: dpa

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Die Visite in Moskau war für die Bonner Delegation heikel: Der Zweite Weltkrieg lag erst zehn Jahre zurück, in dem der Nazi-Staat die Sowjetunion überfallen hatte und schließlich kapitulieren musste. Inzwischen war Deutschland geteilt und der Kalte Krieg in einer heißen Phase.

Im Bild: Gefangene deutsche Soldaten mit Rotarmisten (vorne rechts) nach der Schlacht von Stalingrad Anfang 1943.

Josef Stalin  Yalta Konferenz von Jalta 2. Weltkrieg 1945

Quelle: Getty Images

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Nach dem Tod von Sowjet-Diktator Josef Stalin 1953 näherten sich Moskau und die junge Bundesrepublik an. Doch nach wie vor befanden sich mehrere Tausend deutsche Männer in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Im Bild: Stalin während der Konferenz von Jalta Anfang 1945.

Carlo Schmid, Kurt Georg Kiesinger und Konrad Adenauer vor ihrer Abreise nach Moskau, 1955

Quelle: AP

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Im August 1955 traf die westdeutsche Weltmeisterelf bei einem Freundschaftsspiel in Moskau auf das sowjetische Team, das die Gastgeber 3:2 gewannen. Wenige Wochen später folgte die Bonner Delegation um Adenauer einer Einladung der Sowjetführung.

Im Bild: Bundestagsvizepräsident Carlo Schmid (SPD, li.), CDU-Außenpolitiker Kurt Georg Kiesinger und Konrad Adenauer vor ihrer Abreise nach Moskau.

Besatzungen der Lufthansa vor der Moskau-Reise Adenauers, 1955

Quelle: dpa

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Die Erwartungen an die Reise waren hoch: Viele Deutsche erwarteten Schritte hin zu einer Vereinigung Westdeutschlands mit der (von Bonn damals noch nicht anerkannten) DDR, die aus der sowjetischen Besatzungszone hervorgegangen war.

Im Bild: Lufthansa-Personal vor der Moskau-Reise Adenauers, im Hintergrund eine der beiden Super-Constellation-Maschinen, mit der die Delegation nach Moskau flog.

Moskau, Gala-Vorstellung für BRD-Regierungsdelegation; Die bundesdeutsche Regierungsdelegation am 10. September 1955 bei der Ballettaufführung von Prokofjews "Romeo und Julia" im Großen Theater der UdSSR in Moskau bei.

Quelle: Bundesarchiv

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Die Deutschen besichtigten in Moskau allerlei Sehenswürdigkeiten wie das Bolschoi-Theater. Adenauer betete in der einzigen katholischen Kirche der sowjetischen Hauptstadt.

Im Bild: Die bundesdeutsche Regierungsdelegation am 10. September 1955 bei der Ballettaufführung von Prokofjews "Romeo und Julia" im Moskauer Bolschoi-Theater.

Adenauer in Moskau

Quelle: dpa

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Ansonsten wurde bei den Treffen viel Alkohol konsumiert, wobei sich die Bonner Delegation mit Olivenöl eine Grundlage geschaffen haben soll.

Im Bild: Adenauer in Moskau im Gespräch mit dem sowjetischen Regierungschef Nikolai A. Bulganin. Im Vordergrund sitzt Bundesaußenminister Heinrich von Brentano.

Konrad Adenauer und Nikolai Bulganin in Moskau,1955

Quelle: AP

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Zwischenzeitlich musste Adenauer befürchten, mit leeren Händen aus Moskau zurückzukehren. Es kam anders: Der Kanzler erreichte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen bei einer gleichzeitigen Zusage der Moskauer Führung, die letzten deutschen Kriegsgefangenen freizulassen.

Im Bild: Adenauer und Bulganin tauschen während der Abschlussgespräche Dokumente aus.

Konrad Adenauer 1955 in Moskau

Quelle: dpa/dpaweb

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Die Freiheit für die Kriegsgefangenen soll Adenauer durch hartnäckiges Insistieren erreicht haben - als Gegenleistung für die diplomatischen Beziehungen. Der Ministerrats-Vorsitzende Bulganin soll sein Ehrenwort gegeben haben und Chruschtschow gefragt haben: "Nikita, was meinst du?" Auch der KP-Chef stimmte zu.

Im Bild: Adenauer Hand in Hand mit Bulganin (li.) und Chruschtschow, den beiden mächtigsten Männern Moskaus.

Konrad Adenauer - Rückkehr von Moskau-Reise

Quelle: dpa

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Adenauers Mission in Moskau wurde in der Bundesrepublik als großer Erfolg gewertet. Dass er mit der Aufnahme der politischen Beziehungen mit Moskau auch die deutsche Teilung zementiert hatte, fiel nicht ins Gewicht.

Im Bild: Adenauer bei seiner Rückkehr am 14. September 1955 auf dem Flughafen Köln-Wahn.

Durchgangslager Friedland - Heimkehrer

Quelle: dpa/dpaweb

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Der Jubel über die Heimkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen dominierte. Moskau hielt Wort: Aus sowjetischen Lagern kehrten fast 40 000 ehemalige Soldaten zurück.

Im Bild: Winkend treffen deutsche Heimkehrer aus der Sowjetunion mit Blumen am 13. Oktober 1955 im Durchgangslager Friedland ein und gehen durch ein Spalier begeisterter Menschen.

Grenzdurchgangslager Friedland - Heuss begrüßt Heimkehrer

Quelle: dpa

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Adenauers Popularität stieg in der Bevölkerung nach der Moskau-Visite immens. Zwei Jahre später erreichten CDU und CSU bei der Bundestagswahl sogar die absolute Mehrheit.

Im Bild: Bundespräsident Theodor Heuss (re.) begrüßt 1955 im Grenzdurchgangslager Friedland ehemalige Wehrmachtssoldaten, die teilweise noch ihre Uniformen tragen.

© SZ.de/odg/mane
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