Katholische Kirche: Missbrauch:Scheitern auf großer Bühne

Die Bischofskonferenz hat Fehler eingeräumt, aber es fehlt der nächste Schritt: Missbrauchsopfer müssen weiter auf Entschädigung warten. Damit verspielt die Kirche eine Chance, die so schnell nicht wieder kommt.

Karin Prummer

Es war die große Bühne, verbunden mit der Hoffnung auf mehr als große Worte, auf große Taten. Zum ersten Mal nach dem Missbrauchsskandal im Frühjahr haben sich die deutschen Bischöfe zu ihrer Vollversammlung getroffen. Jetzt, am letzten Tag, ist klar: Sie haben die größte Chance, die sie seit langem hatten, nicht genutzt.

Bischofskonferenz

Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gestand demütig schwere Fehler ein. Doch am gleichen Tag zerstörte er die Hoffnung auf den nächsten Schritt.

(Foto: dpa)

Sie haben sich nicht klar positioniert, wie und in welcher Höhe sie denen, die als Kinder in ihren Schulen, Pfarreien und Diözesen missbraucht wurden, finanziell helfen wollen. Ihr Schweigen dazu droht zu überlagern, was diese heterogene Schar von Geistlichen schon erreicht hat: Sie haben sich auf Präventionsmaßnahmen geeinigt und darauf, wie sie in Zukunft handeln wollen, sollte wieder ein Missbrauchsverdacht aufkommen.

Demütig gestand Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, schwere Fehler ein. Doch am gleichen Tag zerstörte er die Hoffnung auf den nächsten Schritt: Es werde in Fulda keine Aussagen zum Thema Entschädigung geben. Die Bischöfe wollen den runden Tisch der Regierung abwarten. Sie haben damit eine seltene Gelegenheit verpasst.

Die katholische Kirche hätte in Fulda Vorreiter und Vorbild für andere werden können. Die Bischöfe sollten sich nicht hinter dem runden Tisch verstecken, hat die Bundesbeauftragte für Missbrauch, Christine Bergmann, gesagt.

Ja, sie hätten voran gehen sollen. Aber nicht wegen des öffentlichen Drucks, sondern aus eigenem Antrieb. Weil die katholische Kirche eben nicht nur eine unter vielen Institutionen ist, die beim Runden Tisch mitarbeiten.

Weil sie jene ist, in deren Reihen der Skandal begann, mit der er untrennbar verbunden wird. Jene, die ihre wichtigste Grundlage, das Vertrauen vieler ihrer Mitglieder erschüttert und bei nicht wenigen sogar verspielt hat. Also hätte ein Vorschlag der Bischofskonferenz zum Vorbild für andere werden können.

Die Bischöfe hätten die Rolle spielen können, in der sie ihre leidende Kirche so gerne sehen würden: Als Maßstab des Handelns für andere in der Gesellschaft. So eine Chance kommt so schnell nicht wieder.

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