Mindestens 14 Tote und 150 Verletzte:Bombenanschlag auf Luxushotel in Jakarta

Indonesische Behörden vermuten islamistische Terroristen als Täter. Unter den Opfern sind auch Ausländer.

Von Manuela Kessler

(SZ vom 06.08.2003) - Bei einem Bombenanschlag auf ein Luxushotel in der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind am Dienstag mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen, etwa 150 weitere wurden verletzt. Unter den Toten ist nach Polizeiangaben der Präsident der PT Rabobank Duta Indonesia, einer Tochtergesellschaft der Rabobank, der Niederländer Hans Winkelmolen. Die übrigen seien wohl Indonesier. Einige Ausländer wurden jedoch verletzt, darunter zwei US-Amerikaner. Dem Auswärtigen Amt in Berlin lagen zunächst keine Erkenntnisse vor, dass Deutsche betroffen sind.

Es war der schwerste Anschlag in Indonesien seit dem Attentat von Bali vor zehn Monaten. Die Wucht der Explosion zerstörte das Parterre des Marriott-Hotels, das zu einer amerikanischen Kette gehört. Das Hotel gilt als der bevorzugte Ort für Empfänge der US-Botschaft in Jakarta. Auch ist es beliebter Treffpunkt von internationalen Geschäftsleuten wie auch von ranghohen indonesischen Politikern und Militärs. In einem benachbarten Hochhaus sind mehrere westliche Botschaften untergebracht. Dort kam jedoch niemand zu Schaden.

Es handele sich wohl um ein Selbstmordattentat, sagte Jakartas Gouverneur Sutiyoso. Vizepräsident Hamzah Haz äußerte die Vermutung, dass der Anschlag gegen amerikanische Interessen gerichtet gewesen sein könnte. Der indonesische Polizeichef Da'i Bachtiar ging davon aus, dass der Sprengsatz in einem Kleintransporter versteckt war. Verteidigungsminister Matori Abdul Jalil machte "Terroristen" für die Tat verantwortlich. Einen konkreten Verdacht äußerte er nicht. Vermutungen der Behörden zufolge könnte der Anschlag von der islamistischen Terrororganisation Jemaah Islamiyah verübt worden sein. Die Organisation soll auch für das Attentat auf Bali verantwortlich sein, bei dem im Oktober vergangenen Jahres etwa 200 Menschen umgekommen sind, die meisten von ihnen ausländische Touristen.

Der geistliche Führer der Gruppe, Abu Bakar Bashir, steht in Jakarta wegen Landesverrats vor Gericht. Auf Bali wird voraussichtlich am Donnerstag das erste Urteil gegen einen der 30 mutmaßlichen Attentäter gefällt. Amrozi bin Nurhasyim hat gestanden, das Tatfahrzeug gekauft und mit Sprengstoff beladen vor den Diskotheken im Ferienort Kuta geparkt zu haben. Sein Verteidiger verlangt ein mildes Urteil, der Staatsanwaltschaft hingegen fordert die Todesstrafe.

Es wurde am Dienstag allerdings auch nicht ausgeschlossen, dass Hardliner in der indonesischen Armee mit dem Anschlag in Jakarta ihrer Unzufriedenheit Luft gemacht haben. Ein Sondergericht in der indonesischen Hauptstadt verurteilte am selben Tag Generalmajor Adam Damiri wegen Menschenrechtsverletzungen in Osttimor zu drei Jahren Gefängnis. Auch die Unabhängigkeitskämpfer in der Unruheprovinz Aceh, auf welche die indonesischen Streitkräfte seit drei Monaten Jagd machen, zählen zum Kreis der Verdächtigen. Die Bewegung Freies Aceh bestritt jedoch, etwas mit dem Attentat zu tun zu haben.

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