Millioneninvestitionen im Auswärtigen Amt:Deutsche Botschaften hinter Stacheldraht

Germanwings A320 abgestürzt - Steinmeier

Seine Mitarbeiter sollen in Zukunft besser vor Terrorangriffen geschützt werden: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier

(Foto: dpa)
  • Deutsche Auslandsvertretungen werden offenbar massiv aufgerüstet, um besser vor terroristischen Anschläge geschützt zu sein.
  • Die Sicherheitslage hat sich neueren Einschätzungen zufolge vor allem in Bagdad, Kabul und Erbil massiv verschlechtert.
  • Sorgen bereiten neue Terrortaktiken, bei denen mehrere Selbstmordattentäter gemeinsam Angriffe verüben.

Von Stefan Braun, Berlin

Die Welt ist mit dem islamistischen Terror und dem drohenden Zerfall von Staaten in Afrika und im Nahen Osten immer gefährlicher geworden. Das bekommen mittlerweile auch die 220 deutschen Auslandsvertretungen zu spüren, zumal nach dem Krisen- und Kriegsjahr 2014.

Aufhorchen lässt, wie sehr sich das Auswärtige Amt nun um mehr Sicherheit für seine Botschaften und seine Mitarbeiter kümmert. Wie zu hören ist, sollen Millionen in den Ausbau oder Neubau wichtiger Botschaften gesteckt werden.

Sicherheitslage in großen Teilen der Welt hat sich verschlechtert

Außerdem sollen die Ausstattung für Mitarbeiter in Krisenregionen verbessert und die Abwehrtechniken im Fall eines tatsächlichen Angriffs auf Botschaften verfeinert werden. Im Auswärtigen Amt heißt es, dass sich die Sicherheitslage in großen Teilen der Welt verschlechtert habe. Die immer häufiger permanente Bedrohung auf hohem Niveau mache eine "dauerhafte umfassende Neuaufstellung" nötig.

Als besonders bedroht gelten offenbar die Botschaften in Bagdad und Kabul sowie das in jüngster Zeit zunehmend wichtige Generalkonsulat in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Kurdenrepublik im Nordirak. Das geht aus dem geheimen Papier hervor, über das Spiegel online erstmals berichtete.

Die verschärfte Lage hängt eng damit zusammen, dass die Bundesrepublik sich im Sommer vorigen Jahres entschieden hat, den Kurden im Kampf gegen die Terrormilizen des sogenannten Islamischen Staates zur Seite zu springen und sie unter anderem mit Gewehren, Panzerabwehrwaffen und gepanzerten Fahrzeugen auszustatten. Dass das die Gefahr für deutsche Einrichtungen gerade in der Region erhöhen würde, galt von Anfang an als wahrscheinlich. Jetzt sieht sich das Auswärtige Amt gezwungen, darauf deutlich stärker als bisher zu reagieren.

In Bagdad müssen sich die Diplomaten hinter Stacheldraht verschanzen

Ursache dürfte allerdings auch sein, dass jüngste Erfahrungen aus Anschlägen andernorts die Bundesregierung hellhörig gemacht haben. Das gilt insbesondere für Anschläge, die in den vergangenen Monaten in Afghanistan verübt wurden. Dabei gab es nicht mehr nur einzelne Selbstmordattentäter. Verstärkt greifen ganze Gruppen eine Einrichtung an. Zunächst versuchte ein Selbstmordattentäter, die Sicherheitsanlagen zum Beispiel einer Botschaft zu brechen, indem er sich an einer sensiblen Stelle in die Luft sprengte. Ihm folgten weitere Angreifer, die die Zerstörung nutzten, um weiteren Schaden anzurichten.

Allerdings versucht das Auswärtige Amt, den Eindruck zu zerstreuen, dass einzelne Botschaften akut gefährdet seien. "Im Prinzip" seien alle Botschaften ausreichend geschützt, das gelte für terroristische oder kriegerische Bedrohungen genauso wie für die Gefahr, durch andere Nachrichtendienste ausgeforscht zu werden. Zugleich räumte das Ministerium aber ein, dass sich die Lage auf der Welt "schneller verändert, als wir darauf reagieren konnten". Entsprechend müsse man die Situation immer wieder neu prüfen.

200 Millionen Euro sollen helfen, die Vertretungen sicherer zu machen

Berichte, wonach das Bundeskriminalamt und die Bundespolizei die Botschaften bereits auf die Gefahr möglicher Drohnenangriffe überprüfe, wurden am Dienstag allerdings nicht bestätigt. Besonders im Fokus steht seit Jahren die Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Diplomaten, die dort gedient haben, berichten von einem Enklavenleben hinter Stacheldraht, das mit dem normalen Dienst eines Diplomaten nicht mehr viel gemein habe.

Zugute kommt dem Amt, dass ihm jüngst zusätzliche Investitionen von 200 Millionen Euro bewilligt wurden. Das Geld soll nun helfen, Botschaften sicherer zu machen und die Verschlüsselung der Kommunikation zu verbessern.

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