"Military working dog" in Afghanistan:Taliban präsentieren Spürhund als Geisel

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Der Spürhund, der von Taliban in Afghanistan gefasst wurde. (Foto: Screenshot)

"Der Hund war sehr wichtig für die Amerikaner": In einem Propagandavideo zeigen Taliban-Kämpfer stolz einen mit Equipment bepackten Spürhund. Dass Hunde vom Militär in Krisengebieten eingesetzt werden, geschieht häufig. Dass sie als Geisel genommen werden, ist bislang kaum bekannt.

Dieser Hund fühlt sich nicht wohl. Das Tier wird an einer kurzen Kette gehalten, über ihm stehen bewaffnete, bärtige Taliban, die laut ausrufen: "Allah hat den Mudschahedin den Sieg beschert. Nieder mit den Spionen." Der Belgische Schäferhund trägt eine schwarze Schutzweste mit vielen Taschen. Das Tier hatte einen besonderen Auftrag: Es war als Spürhund für westliche Spezialkräfte in Afghanistan im Einsatz.

Seit Ende Dezember befindet sich der Hund in der Gewalt von Taliban-Kämpfern, die nun via Twitter ein Propagandavideo verbreiten. Die Islamisten hatten das Tier nach einem Gefecht in der Provinz Laghman gefasst, bei dem angeblich sechs westliche Soldaten getötet worden waren.

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Ein Sprecher der Isaf-Mission in Afghanistan bestätigte der Washington Post, dass Ende 2013 ein military working dog verloren gegangen sei. Das Tier war nach Angaben der Taliban mit einem GPS-Gerät, einer Taschenlampe, einer Pistole sowie zwei Sturmfeuergewehren bepackt gewesen. Die Waffen werden von den Taliban in dem sechsminütigen Originalvideo stolz präsentiert (hier ein Auszug).

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In Washington erklärte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, es sei kein anderer Fall bekannt, in dem Spürhunde als Geisel festgehalten worden seien. Auch Rita Seitz, die Gründerin der Site Intelligence Group, die Aktionen und Propaganda von Dschihadisten analysiert und sammelt, kennt keinen ähnlichen Fall. Der Daily Telegraph berichtet jedoch von einem australischen Spürhund, der vor vier Jahren verschwunden war und schließlich von einem Talibanführer adoptiert wurde, der das Tier an den Westen weiterverkaufen wollte.

Der Guardian zitiert einen anonymen Hundeführer, der das Video so kommentiert: "Sehen Sie die Ohren? Sie hängen nach unten. Das zeigt, dass der Hund nicht aggressiv ist, sondern sich nach Sicherheit sehnt. Im Moment ist er verängstigt."

Hunde als wichtige Partner der westlichen Soldaten

Belgische Schäferhunde sind bei britischen und US-Spezialkräften sehr beliebt, sie sind sehr ausdauernd und agil. Die Hunde werden vor allem eingesetzt, um nach Waffen, Sprengfallen und Drogen zu suchen. Auch bei der Tötungsaktion der Amerikaner gegen Al-Qaida-Chef Osama bin Laden gehörte ein Belgischer Schäferhund zum Einsatzteam.

Die Hunde bekommen sogar einen militärischen Rang zugewiesen, der dem Status des Hundeführers gleicht - die Taliban nenne das geschnappte Tier offenbar "Colonel", sie sind deshalb überzeugt, dass es für die Amerikaner "sehr wichtig" sei. Die BBC berichtet jedoch, dass der präsentierte Hund mit einer Gruppe britischer Spezialkräfte unterwegs gewesen sei.

Über das weitere Schicksal von "Colonel" werden die Taliban nach eigenen Angaben "später" entscheiden. Viele Medien verweisen darauf, dass Hunde im Islam als unrein gelten und deswegen in Ländern wie Afghanistan nur selten als Haustiere gehalten werden.

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