Militäreinsatz:Die eilige Kanzlerin

Im Syrien-Konflikt fordert Angela Merkel eine geschlossene Antwort des Westens - und sagt gleich, wo ihre Grenzen sind.

Von Nico Fried

Im Syrien-Konflikt geht Deutschlands Haltung so: Die Kanzlerin ist für eine einheitliche Linie des Westens, erklärt aber gleich mal, wo sie ausschert. Denn an Militärschlägen soll sich Deutschland nicht beteiligen, was aber wiederum nicht heißt, dass man sie eindeutig ablehnt - ganz einfach, oder?

Es ist schon überraschend, dass sich Angela Merkel so früh festgelegt hat. Sie sagt ja selbst, noch sei gar nicht klar, ob überhaupt militärisch gegen Syrien vorgegangen werde. Ein Grund für ihre Schnelligkeit ist folglich rein innenpolitisch zu erklären: Die Kanzlerin weiß, dass in der neuen großen Koalition niemand als Erstes in einen Krieg ziehen möchte. Deshalb sagt sie lieber gleich von sich aus Nein, ehe sie sowieso dazu gezwungen wird.

Erklärungsbedarf bleibt. 2003 kritisierte Merkel, dass Gerhard Schröder und Jacques Chirac sich dem Irak-Krieg widersetzten, statt für ein geschlossenes Europa zu werben. Diesmal positioniert sich Merkel ausgerechnet an dem Tag solo, an dem ihr wichtigster Partner Emmanuel Macron sagt, er habe Beweise für den Giftgaseinsatz durch das Assad-Regime. Es gibt gute Gründe, dass Deutschland sich nicht an einem Militärschlag beteiligt, zum Beispiel, dass es gar nicht gebraucht wird. Ein starkes Signal der Geschlossenheit sieht trotzdem anders aus als das eilige Wort der Kanzlerin.

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