Migrationsbericht der Bundesregierung:Einwanderung ist katholisch

99. Katholikentag -  Abschlussgottesdienst

Deutschland wird christlicher durch Zuwanderung (im Bild: Besucher des Katholikentags 2012 in Mannheim)

(Foto: dpa)
  • Die Bundesregierung stellt an diesem Mittwoch den Migrationsbericht für das Jahr 2013 vor. Ergebnis: Es kommen mehr Einwanderer. Aber es wandern auch mehr ab.
  • Die Zuwanderer kommen vor allem aus den christlichen geprägten Ländern Europas.
  • Migration verjüngt Deutschland. Die meisten Einwanderer sind jünger als 45 Jahre alt.

Von Thorsten Denkler, Berlin

An diesem Abend kommen sie wieder zusammen, die "Wir sind das Volk"-Brüller von Pegida, Legida und so fort. Raus auf die Straße, "gegen die Islamisierung des Abendlandes". Was immer das heißen mag.

An diesem Mittwoch nämlich wird der Migrationsbericht der Bundesregierung veröffentlicht. Wer Sachse ist und sich der Mehrheit zugehörig fühlt, müsste demnach eigentlich Angst vor einer Re-Christianisierung des Freistaates haben. Nur knapp ein Viertel der Sachsen sind überhaupt noch konfessionell gebunden. Davon sind zwei Drittel Protestanten. Zuwanderung nach Deutschland aber kommt mit großem Abstand vor allem aus den christlich-katholisch geprägten Staaten Osteuropas.

Insgesamt sind im Jahr 2013 etwa 1,2 Millionen Menschen nach Deutschland gezogen, zitiert die Passauer Neue Presse aus dem Bericht. So viele Menschen wie seit 20 Jahren nicht mehr. Gegenüber 2012 waren es noch einmal 150.000 Menschen mehr. Unterm Strich ist die Bevölkerung um 430.000 Menschen gewachsen. Denn es verließen das Land auch so viele Menschen wie lange nicht - etwa 800.000.

Für Pegida-Anhänger sollten diese Zahlen interessant sein: Mehr als 75 Prozent der Zuwanderer stammen aus europäischen Ländern. Die tiefkatholischen Polen stellen mit 16 Prozent die größte Gruppe. Es folgen die christlich-orthodoxen Rumänen und die Italiener. 51 Millionen der mehr als 60 Millionen Italiener bekennen sich zum katholischen Glauben.

Hinzu kommen Menschen aus den krisengebeutelten Mittelmeerländern Spanien und Griechenland. Meist christliche, zudem junge und gut ausgebildete Fachkräfte, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt dringend gebraucht werden.

Deutschland wird also christlicher durch Zuwanderung. Und jünger. Nach dem Bericht der Bundesregierung waren im Jahr 2013 zwei Drittel der Zuwanderer unter 45 Jahre alt. Bundesweit sind nicht einmal mehr die Hälfte der Menschen unter 45.

In dem Bericht steht allerdings auch, dass aus Nicht-EU-Ländern etwa 3000 Fachkräfte weniger nach Deutschland gekommen sind. Nämlich 24 000 statt 27 000 im Jahr 2012. Das hat einen einfachen Grund: Kroatien ist 2013 der Europäischen Union beigetreten. Viele Fachkräfte kommen von dort nach Deutschland.

Neuere Zahlen gibt es zu den Asylanträgen. Im vergangenen Jahr wurden doppelt so viele Asylanträge gestellt wie im Jahr 2013, nämlich etwa 203 000 statt 110 000. Doch auch hier gilt: Ein großer Teil der Antragsteller kommt aus überwiegend christlich geprägten europäischen Nicht-EU-Staaten wie beispielsweise Serbien, Mazedonien oder der Ukraine. Und aus aktuellen Konfliktgebieten wie Syrien hat Deutschland bevorzugt Christen aufgenommen.

Eine ungleich höhere Zahl an Einwanderern hat im vergangenen Jahrhundert allein schon das Ruhrgebiet bevölkert. Zwischen 1850 und dem Jahr 1925 ist die Bevölkerung von 400 000 auf 3,8 Millionen angewachsen. Auch damals kam die Menschen vor allem aus Osteuropa. Sie haben dazu beigetragen, das Ruhrgebiet so katholisch zu machen wie lange nicht mehr. Und für wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt. "Das Ruhrgebiet ist durch Zuwanderung stark geworden", sagte jüngst die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).

Trotz der Einwanderung der vergangenen Jahrzehnte sind nach einer Studie der Ruhr-Universität Bochum weniger als drei Prozent der Menschen, die in NRW leben, Muslime. Zum Vergleich: In Sachsen sind es noch weniger, nämlich nur um 0,1 Prozent. Auf die Islamisierung des Abendlandes können angeblich patriotische Europäer also noch lange warten.

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