Migration:180 Flüchtlinge vermisst

Überlebende schildern das Drama des vor der libyschen Küste gesunkenen Bootes. Die Zahl der Mittelmeer-Flüchtlinge dürfte bald einen Rekord erreichen.

Nach dem Untergang eines Flüchtlingsbootes am Wochenende im Mittelmeer werden nach neuen Angaben der UN fast 180 Menschen vermisst. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mitteilten, beruhen die Zahlen auf den Berichten der vier Überlebenden, die nach dem Unglück vor der libyschen Küste am Samstag gerettet werden konnten. Die italienische Küstenwache hatte zunächst von 107 Menschen an Bord gesprochen.

Zwei der Überlebenden stammen aus Eritrea, die beiden anderen aus Äthiopien. Sie schilderten den Mitarbeitern des UNHCR und der IOM, dass ihr Schiff am Freitag mit etwa 180 Insassen von Libyen Richtung Norden abgefahren sei. Das hölzerne Schiff mit zwei Decks sei nach fünf Stunden in Seenot geraten. Der Motor habe ausgesetzt, dann sei das Boot leckgeschlagen, vollgelaufen und gesunken. Einer der Überlebenden berichtete, dass er vergeblich versucht habe, seine Frau von dem sinkenden Schiff zu retten.

Premier: Im Frühling wird die Zahl der Mittelmeer-Flüchtlinge einen Rekord erreichen

Die in Seenot geratenen Flüchtlinge wurden erst nach Stunden von einem französischen Schiff entdeckt, das im Rahmen der EU-Mission Triton der europäischen Grenzschutzagentur Frontex im Mittelmeer im Einsatz ist. Die Flüchtlinge wurden 55 Kilometer vor der libyschen Küste entdeckt. Sie wurden mit dem norwegischen Schiff Siem Pilot nach Trapani auf Sizilien gebracht.

"Wenn der Frühling kommt, wird die Zahl der Menschen, die das Mittelmeer überqueren, einen Rekord erreichen", sagte Joseph Muscat, der Ministerpräsident von Malta, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Die Europäische Union bemüht sich derzeit um sogenannte Migrationspartnerschaften mit Afrika. Von dort kommen die weitaus meisten der Flüchtlinge, die von Libyen oder Ägypten aus auf klapprigen und überfüllten Booten Richtung Italien in See stechen.

Die Zahl der Bootsflüchtlinge, die von der nordafrikanischen Küste nach Italien kamen, hatte im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums wurden 2016 mehr als 180 000 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet und nach Italien gebracht. Nach den Schätzungen des UNHCR kamen mehr als 5000 Menschen im vergangenen Jahr bei dem Versuch ums Leben, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen.

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