Midterms:Zehn Grafiken erklären die US-Kongresswahl

Lesezeit: 2 min

Warum ein unbeliebter Präsident bei den "Midterms" Tradition hat, weshalb Minderheiten so schwer zu mobilisieren sind und aus welchem Grund das Klischee vom optimistischen Amerikaner überholt ist: Zehn Grafiken zu den Wahlen.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Die USA haben gewählt - doch wie fühlt sich das Land überhaupt? Wie ist die Stimmung der Nation und was lässt sich anhand von Statistiken über die Midterm-Wahlen herausfinden? Zehn Grafiken, die einen Überblick geben.

Die USA, das Land der Optimisten? Das Klischee verliert seit fast einem Vierteljahrhundert nach und nach seine Gültigkeit: Unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen glauben nicht mehr daran, dass die Generation ihrer Kinder es einmal besser haben wird. Der nachlassende Glaube an die Aufstiegsmöglichkeiten, das wachsende Misstrauen in Institutionen und die Spaltung des Landes gehören zu den Gründen.

Mit dem Pessimismus geht ein wachsender Vertrauensverlust in die Institutionen einher. Der Kongress ist notorisch unbeliebt, dementsprechend wird es für die amtierenden Abgeordneten und Senatoren immer schwieriger, die Bürger zu überzeugen. Nur noch ein Viertel der möglichen Wähler glaubt einer Rasmussen-Umfrage zufolge, dass das Land auf dem richtigen Weg sei. Ähnlich niedrige Werte wie der Kongress haben inzwischen fast alle politischen Institutionen, vor allem in der Generation der unter 30-Jährigen ist das Misstrauen besonders ausgeprägt, das sich auch gegen Medien, das Militär und die Wall Street richtet.

Der Zustand der Wirtschaft entscheidet Wahlen - das trifft bedingt auch dieses Mal zu. Denn obwohl die Arbeitslosenzahlen sinken und die amerikanische Volkswirtschaft stärker als die in anderen Weltregionen wächst, nehmen die US-Amerikaner die wirtschaftliche Lage persönlich eher negativ wahr. Die Obama-Regierung betont stets, dass sie an der Bewältigung der Wirtschaftskrise maßgeblich Anteil hatte - bei vielen Wählern scheint diese Interpretation jedoch nicht angekommen zu sein.

Ohnehin ist der Präsident mit seinen schlechten Beliebtheitswerten keine große Hilfe für die Demokraten. Ausgerechnet in den Swing States der Senatswahlen, also den noch unentschiedenen Staaten wie Louisiana, Colorado oder Alaska, liegen die Zustimmungsraten für Obama noch einmal vier bis fünf Prozentpunkte niedriger als im Landesdurchschnitt.

Die Partei des Präsidenten hat es traditionell schwer in den "Midterms", in denen kein Staatsoberhaupt gewählt wird: Nur zwei Mal konnte sie im Repräsentantenhaus Stimmen gewinnen, in der zweiten Clinton- und der ersten George-W.-Bush-Amtszeit (der ersten Wahl nach 9/11). Die Frage ist, ob die Verluste dieses Mal auch die Übernahme der Senatsmehrheit für die Republikaner bedeuten.

Die Republikaner haben den Vorteil, dass sich hartgesottene Konservative deutlich einfacher mobilisieren lassen als moderate Wähler. Gerade in einem Jahr, in dem beide Kammern an die konservative Seite gehen könnten, dürfte die Wahlmotivation hoch sein. Bei gleichzeitig wahrscheinlich schwacher Wahlbeteiligung (2010: 37 Prozent der registrierten Wähler), ist das gerade in knappen Rennen ein Vorteil.

Während weiße Wähler (non-Hispanic whites) die Basis der Republikaner bilden, können die Demokraten vor allem bei Schwarzen und Latinos punkten. Vor allem die ständig wachsende Latino-Gemeinde lässt sich aber in "Midterm"-Wahlen nur schwer mobilisieren; insgesamt liegt in Präsidentschaftswahl-Jahren die Beteiligung der Minderheiten stets um einige Prozentpunkte höher.

Ein weiterhin ungelöstes Problem: Diversität in politischen Ämtern. Die gewählten Volksvertreter sind meist männlich und weiß - und das, obwohl die Hälfte der Bevölkerung Frauen sind und die Minderheiten inzwischen einen immer größeren Anteil der US-Bürger ausmachen, in Kalifornien beispielsweise die Latino-Community seit wenigen Monaten die größte Bevölkerungsgruppe bildet.

Wer am politischen Leben in Washington teilhaben möchte, muss inzwischen richtig tief in die Tasche greifen, ob in die eigene oder die von Unterstützern und mächtigen Interessengruppen: Jeder Sieger einer Kongresswahl gibt im Durchschnitt mehr als 23 Millionen Dollar für den Wahlkampf aus.

Die Trennung der politischen Sphären, so viel steht fest, wird in den kommenden Jahrzehnten kaum zu überwinden sein. Selbst in den Vorstadtsiedlungen ziehen inzwischen Republikaner neben Republikaner und Demokraten neben Demokraten, um unter sich zu bleiben. Und selbst die Frage nach der Partnerwahl des Kindes ist inzwischen für Anhänger von Demokraten und Republikanern politisch aufgeladen.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Ihr Forum
:Kongresswahl in den USA: Welches Ergebnis halten Sie für wahrscheinlich?

Bei den US-Kongresswahlen könnten viele Amerikaner die Gelegenheit nutzen und die Demokraten und ihren Präsidenten abstrafen. Die Unzufriedenheit im Land wächst und so werden den Republikanern gute Chancen für eine Mehrheit im Senat eingeräumt.

Diskutieren Sie mit uns.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: