Michael Grosse-Brömer:Neu auf der großen Bühne

Michael Grosse-Brömer ist neuer Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion Er sitzt zwar seit zehn Jahren im Bundestag, ist bisher aber kaum aufgefallen. Ausgewählt wurde er nicht zuletzt wegen seines ausgleichenden Temperaments.

Robert Roßmann

Überraschender hätte die Wahl kaum ausfallen können. Philipp Jenninger, Wolfgang Schäuble, Rudolf Seiters, Jürgen Rüttgers, Volker Kauder, Norbert Röttgen und Peter Altmaier - die Liste der bisherigen Parlamentarischen Geschäftsführer ist eine kleine Hall of Fame der Unionsfraktion. Die Herren waren alle schon bekannt, als sie ins Amt kamen. Und auf diese Parteigranden soll jetzt Michael Grosse-Brömer folgen? Ein unbekannter Mann, über den in den meisten Zeitungsarchiven keine einzige Zeile existiert?

Fraktionssitzung CDU/CSU

Der niedersächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Grosse-Brömer ist Nachfolger von Peter Altmaier.

(Foto: dpa)

Seit zehn Jahren sitzt Grosse-Brömer nun im Bundestag. Aufgefallen ist er bisher kaum. Zu den prominentesten Einträgen in seinem Lebenslauf gehört die Mitgliedschaft im "Stiftungsrat des Naturschutzparks Lüneburger Heide in Bispingen-Niederhaverbeck". Fraktionschef Volker Kauder musste deshalb am Montag im Geschäftsführenden Vorstand länger begründen, was für den 51-jährigen Abgeordneten aus dem kleinen Brackel spricht.

Grosse-Brömer sei Jurist, sagte Kauder. Das sei ihm bei der Auswahl sehr wichtig gewesen. Als Parlamentarischer Geschäftsführer werde man es künftig mit immer mehr Rechtsfragen zu tun haben, vor allem was die Mitwirkungsrechte des Bundestags bei der Euro-Rettung angehe. Als bisheriger Justiziar der Unionsfraktion bringe Grosse-Brömer hier die besten Voraussetzungen mit. Außerdem besitze er ein ausgleichendes Temperament - in der nicht nur vom Röttgen-Rauswurf aufgewühlten Unionsfraktion keine unwichtige Eigenschaft.

Vor allem kam es Kauder aber auf das Vertrauensverhältnis zum neuen Mann an. Grosse-Brömer gilt als langjähriger Freund des Fraktionschefs. Die Arbeitsordnung gewährt Kauder das alleinige Vorschlagsrecht für das Amt des Geschäftsführers. Ohne dieses Sonderrecht wäre die Wahl vermutlich nie auf den Niedersachsen gefallen. Nach der Entlassung des Nordrhein-Westfalen Röttgen wurde eigentlich eine Kompensation für den größten CDU-Landesverband erwartet.

Kauder sagte, ihm sei bewusst, dass seine Entscheidung eine gewisse Enttäuschung für NRW mit sich bringe. Es habe bei einer so wichtigen Funktion aber nicht allein der Proporz eine Rolle spielen dürfen. Um die Nordrhein-Westfalen zu besänftigen, soll jetzt deren Abgeordneter Helmut Brandt neuer Justiziar werden. Außerdem verwiesen Kauders Leute darauf, dass Grosse-Brömer in Oberhausen geboren worden sei, bevor es ihn nach Niedersachsen verschlagen habe.

In Brackel arbeitet Grosse-Brömer noch als Rechtsanwalt. Der Katholik ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist leidenschaftlicher HSV-Fan und Jäger. Vor 30 Jahren trat er in die CDU ein, vor 20 Jahren wurde er Kreisvorsitzender der CDU Harburg-Land, seit knapp zehn Jahren ist er Chef der CDU Nordost-Niedersachsen - inzwischen führt er auch die große Landesgruppe der niedersächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten.

In der Unionsfraktion hieß es am Montag, Grosse-Brömer sei damit "einer der angesehensten Parlamentarier in unseren Reihen". Außerhalb des Bundestags hat dies bisher kaum einer bemerkt. Aber jetzt bekommt Grosse-Brömer ja die Bühne, um es allen beweisen zu können.

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