Merkel und Putin:Ein ungleiches Paar

Am Samstag empfängt Angela Merkel den russischen Präsidenten auf Schloss Meseberg. Beide sind sich oft nicht einig. Wenn er stichelt, bleibt sie ruhig. Oder verdreht die Augen. Ein Rückblick auf die vergangenen gemeinsamen Jahre.

Von Vera Deleja-Hotko

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Russland Ukraine Krim Putin Merkel

Quelle: Reuters

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Wenn Angela Merkel am Samstag den russischen Präsidenten auf Schloss Meseberg empfängt, ist es das erste rein bilaterale Treffen der beiden in Deutschland seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim im März 2014.

Merkel reiste in dieser Zeit allerdings mehrere Male nach Russland, so etwa im Mai dieses Jahres nach Sotschi. Sie war die erste europäische Regierungschefin, die Putin nach seiner Vereidigung für eine vierte Amtszeit als russischer Präsident traf.

Nachdem Putin 2012 wiedergewählt worden war, war Berlin sein erstes Auslandsreiseziel. Merkel begrüßte ihn mit einer Militärparade.

Merkel in Moskau - Treffen mit Putin

Quelle: dpa/dpaweb

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Das erste Mal kamen sie 2006 in Moskau zusammen. Ein Treffen, das die Richtung ihrer Beziehung vorgeben würde. Die deutsche Kanzlerin traf sich, im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Gerhard Schröder, mit russischen Oppositionellen. Ein Dorn im Auge des Kreml-Chefs.

Putin versuchte, die Grenzen Merkels auszuloten. Voller Stolz überreichte er als Gastgeschenk einen Stoffhund. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Merkel Angst vor Hunden hat.

Deutsch-Russische Konsultationen - Merkel und Putin

Quelle: dpa/dpaweb

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Nur wenige Monate später, im April 2006, reiste die deutsche Kanzlerin erneut nach Russland. Diesmal zur achten deutsch-russischen Regierungskonsultation in der sibirischen Wirtschafts- und Kulturstadt Tomsk. Die anfängliche Kälte verflog offenbar beim Abendessen. Beim Verzehr von Bärenfleisch boten sie sich das "Du" an.

G8-Familienfoto

Quelle: dpa

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Putin und Merkel waren schon im Amt, als George W. Bush noch US-Präsident und Tony Blair noch britischer Premierminister war. Bush und Blair sind mittlerweile Figuren der Vergangenheit. Merkel und Putin hingegen bestimmen immer noch die Gegenwart.

(Bild: Putin, Merkel, Bush und Blair beim G-20 Gipfel in Heiligendamm am 7. Juni 2007)

Putins Labrador-Hündin Koni bei Treffen mit Merkel

Quelle: Dmitry Astakhov/dpa

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Die Beziehung zwischen Merkel und Putin ist durchzogen von Provokationen und Sticheleien.

Putin und Schröder führten oft Vier-Augen-Gespräche. Mit Merkel laufen die Treffen anders ab. Die Kanzlerin bevorzugt es, im Beisein ihrer engsten Mitarbeiter zu verhandeln. Das verärgert den russischen Präsidenten, weshalb er wohl gerne mit ihrer Hunde-Phobie spielt. Während beide 2007 in Sotschi für die Fotografen posierten, tapste die Labrador-Hündin "Koni" in den Saal, schnüffelte an den Beinen der Kanzlerin und legte sich ihr direkt vor die Füße. Putin sagte im Nachhinein, dass der Besuch Konis nicht beabsichtigt gewesen war.

Leaders and VIPs at Red Square Victory Day parade

Quelle: Polaris/laif

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Als im Frühjahr 2008 Dimtrij Medwedew zum russischen Präsidenten gewählt wurde, schöpfte Merkel Hoffnung. Sie war zuversichtlich, dass Medwedew einen differenzierten politischen Stil entwickeln könnte. Einen, der für mehr Rechtsstaatlichkeit und Demokratie steht. Auch wenn der Rechtswissenschaftler von Putin politisch geprägt wurde.

Merkels Hoffnung war so groß, dass sie sich 2011 kurz vor der Präsidentschaftswahl für eine weitere Amtszeit Medwedews aussprach. Doch dann verkündete dieser, dass seit längerem die Kandidatur Putins für das Amt des russischen Präsidenten geplant sei.

(Bild: Medwedew, Merkel und Putin bei der Militärparade am Roten Platz am 9. Mai 2010)

Angela Merkel wird 60

Quelle: dpa

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Pünktlichkeit muss sein. Das findet zumindest Angela Merkel. Wladimir Putin kommt dagegen gern zu spät, für ihn eine Demonstration von Macht. Auch die deutsche Kanzlerin ließ der russische Präsident immer wieder warten.

(Bild: Merkel beim Viertel-Finale der UEFA EURO am 22. Juni 2012)

German Chancellor Merkel is seen beside the national coat of arms during a news conference with Russia's President Putin near Sochi

Quelle: REUTERS

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Putin spricht Deutsch. Merkel ebenso Russisch, aber nicht fließend. Der russische Präsident schlug vor, dass die beiden sich ohne Dolmetscher unterhalten könnten. Die Kanzlerin lehnte dies ab. Sie bevorzuge es, wenn ein Dolmetscher anwesend und dadurch der offizielle Rahmen gewahrt sei. Bei Gesprächen unter vier Augen, so heißt es, verzichten beide aber gelegentlich auf einen Dolmetscher. Dann sprechen sie Deutsch.

(Bild: Merkel während einer Nachrichtenkonferenz mit Putin am 21. Januar 2007)

Ukraine-Gipfel für Mittwoch in Minsk geplant

Quelle: dpa

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2014 wurde mit dem Beginn der Ukraine-Krise die Beziehung Deutschlands und Russlands auf die Probe gestellt. Während die USA mit militärischer Unterstützung für die Ukraine und die EU mit wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland drohten, entschied sich Merkel für den Dialog. Bei einer Gedenkfeier in Frankreich anlässlich des siebzigsten Jahrestages des D-Day, der Ankunft der Alliierten 1944 in der französischen Normandie, drängte sie den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und Kreml-Chef Putin dazu, sich zumindest zu unterhalten - es war die Geburtstunde des Normandie-Quartetts, einer semi-offiziellen Gesprächsrunde zwischen Frankreich, Deutschland, Russland und der Ukraine.

Vladimir Putin, Francois Hollande, Angela Merkel

Quelle: AP

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Die Situation im Osten der Ukraine spitzte sich immer weiter zu. Putin ließ keine Chance aus, kundzutun, dass er die Annexion der Krim begrüße. In einer Rede im Oktober 2014 sagte er, dass "der russische Bär niemals um Erlaubnis bitten" werde. Nur er wäre der Herr der Taiga. Merkel warnte einen Monat später am G-20-Gipfel, dass Russland nach zwei Weltkriegen und dem Kalten Krieg die europäische Friedensordnung in Frage stelle.

Gemeinsam mit dem französischen Präsidenten François Hollande versuchte Merkel, eine Lösung zu finden. Bei einem Treffen im Februar 2014 legten die drei den Grundstein für das Abkommen "Minsk II".

(Bild: Merkel und Putin beim Treffem mit Hollande im Kreml am 6. Feburar 2015)

Angela Merkel visits Moscow

Quelle: dpa

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Ein wichtiger Punkt, der in "Minsk II" vereinbart wurde, war die Waffenruhe in der Ostukraine. Doch nur wenige Tage, nachdem das Abkommen unterzeichnet wurde, griffen Separatisten, die von Russland unterstützt wurden, den Ort Debalzewe an.

Im Mai 2015 reiste Merkel wieder nach Russland, absichtlich einen Tag nach der Parade am Roten Platz zum russischen Siegestag, und nannte die Annexion der Krim eine "verbrecherische Verletzung der Nachkriegsordnung". Putin neben ihr verzog sein Gesicht.

Kanzlerin Merkel in Russland

Quelle: dpa

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Und dann kam sie nicht mehr. Zwei Jahre flog Merkel nicht nach Moskau - ein demonstrativer Fingerzeig gegen Putins Politik. Dennoch telefonierte die Kanzlerin mit dem russischen Präsidenten mehr als andere westliche Politiker. Im Mai 2017, nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA und nach dem Giftgasangriff des syrischen Diktators Baschar al-Assad in Syrien, flog sie dann doch nach Sotschi. In der Hoffnung, bei einem Gespräch Angesicht zu Angesicht etwas bewirken zu können. Einen Durchbruch brachte das Treffen nicht.

(Bild: Putin wartet vor seiner Residenz in Sotschi auf Merkel am 2. Mai 2017)

RUSSIA-GERMANY-PUTIN-MERKEL

Quelle: AFP

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Merkel pflegt mit Putin einen höflichen, aber bestimmten Umgang. Manchmal rollt sie aber auch mit den Augen, wenn er zu scharf wird. Und wenn ihr vom Kreml-Chef der Redebeitrag gestrichen wird, hat sie keine Skrupel, abzureisen.

Putin hält bei den Gesprächen Fakten bereit, um die Kanzlerin - die bekannt ist für emotionslose Analysen - ins Taumeln zu bringen.

Und manchmal, da schickt die deutsche Kanzlerin ein paar Flaschen Radeberger Bier nach Russland. Und im Gegenzug bekommt sie Räucherlachs.

(Bild: Die Regierungschefs am 21. Januar 2007 in Sotschi)

© SZ.de/vdh/lalse/rus
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