Merkel und junge Leute:Aber doch nicht so

Die Youtube-Interviews mit der Bundeskanzlerin waren nun wirklich das Gegenteil von spannend und interessant.

Von Pia Ratzesberger

Vier junge Leute befragen die Kanzlerin, und dann sogar live, das könnte spannend sein. Aber das war es nicht. Angela Merkel saß am Mittwoch vier Youtubern gegenüber, die sich meist nicht trauten nachzuhaken. Zwischendurch wurden Kommentare von Zuschauern eingeblendet, Diskussion entstand keine. Es ist gut, dass sich Politiker Gedanken machen, wie sie junge Leute erreichen, und sie müssen dazu zwingend Portale wie Youtube nutzen, auch Whatsapp oder Snapchat. Aber bitte nicht so.

Es reicht nicht, die bewährten Fernsehformate auf Youtube zu streamen, erfahrene Interviewer durch junge Videoblogger zu ersetzen oder einen Podcast ins Internet zu stellen, der anmutet wie aus dem Nachtprogramm von ARD-Alpha. Junge Leute interessieren sich heute genauso für Politik wie die Generationen vor ihnen, aber sie wollen die Inhalte so präsentiert bekommen, wie die neuen Portale es eigentlich vorgeben: schnell, direkt, ansprechend.

Die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer wird immer kürzer, aber selbst in einem Drei-Minuten-Video sind Debatten über Renten möglich - man muss sich nur aufs Wesentliche konzentrieren, das ist schwerer. Neue Formate müssen nicht oberflächlich bleiben wie das Youtube-Interview, das zeigt etwa die neue Internetsendung "Deutschland3000". In der erinnert nichts ans klassische Fernsehen. Politiker sollten sich die mal ansehen.

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