Merkel und Hollande:Zwei für Europa

Reden gegen den Niedergang - mehr als ein symbolischer Akt wurde nicht draus.

Kommentar von Stefan Ulrich

Während Deutschland 25 Jahre Einheit feiert, droht Europa auseinanderzufallen. Selten waren die Fliehkräfte so stark wie heute. Der Streit um Euro- und Wirtschaftspolitik, Griechenland und Flüchtlinge enthüllt, wie wenig Einheit in der Vielfalt herrscht. Die Drohung Großbritanniens, die EU zu verlassen, und die Erfolge neonationalistischer Parteien in vielen Staaten überschatten die Zukunft. Höchste Zeit also für die mächtigsten Verfechter der Einheit, Frankreich und Deutschland, gemeinsam für Europa einzutreten.

Am Mittwoch sind François Hollande und Angela Merkel endlich im Europaparlament aufgetreten. Größte Aufmerksamkeit war ihnen sicher. Sie haben die Gelegenheit aber nur bedingt genutzt. Mutmach-Reden, die den Europäern lange in Erinnerung bleiben werden, waren das kaum. Neue Antworten auf die altbekannten Probleme haben die beiden auch nicht gegeben. Der Präsident und die Kanzlerin sind eher nüchterne Pragmatiker. Da sind sie sich einig.

Immerhin: Hollande und Merkel haben einige Gemeinsamkeiten in der Flüchtlingspolitik herausgearbeitet. Sie bekräftigen die europäischen Werte, plädieren für Solidarität und Lastenteilung statt Abschottung und nationaler Alleingänge. Der Wert ihres Auftritts liegt in der Symbolik: Deutschland und Frankreich versuchen gemeinsam, Europas Fliehkräfte zu bändigen.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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