Meinungsroboter:Lob der Einigkeit

Im bevorstehenden Wahlkampf wollen die Parteien auf Botschaften von Meinungsrobotern verzichten. Gut so.

Von Robert Roßmann

Manchmal ist der politische Betrieb doch schneller als sein Ruf. Es ist noch keine zehn Tage her, dass die Kanzlerin eine Absprache aller Parteien zum Umgang mit Social Bots im Bundestagswahlkampf angeregt hat. Angela Merkel hält nichts von den computer-generierten Nachrichten, die in den sozialen Netzwerken den Eindruck erwecken, Kommentare von Personen zu sein, es aber nicht sind.

Im US-Wahlkampf kann man gerade erleben, wie weit sich diese Meinungsroboter bereits verbreitet haben. Beim ersten Fernsehduell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump gingen fast ein Drittel der Pro-Trump-Tweets auf Social Bots zurück, bei Clinton waren es gut 20 Prozent. Republikaner und Demokraten nutzen das Instrument, um das Meinungsklima zu beeinflussen. Bots können Trends schaffen, die Auswirkungen auf das Wahlverhalten haben können. Dieser "Bot-Effekt" ist empirisch zwar nur schwer nachzuweisen, er dürfte auch nicht sehr groß sein. Aber das gilt auch für viele andere Wahlkampf-Instrumente.

Social Bots sind also auch für deutsche Parteien verlockend. Umso mehr muss man Union, SPD, Grüne, Linke und FDP dafür loben, dass sie sich binnen weniger Tage verpflichtet haben, auf deren Einsatz zu verzichten. Angesichts dieser großen Koalition sah sich am Wochenende sogar die AfD gezwungen, den Fake-Kommentaren teilweise abzuschwören.

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