Meine Presseschau:Viel Spott für Renzi und Berlusconi

Oliver Meiler lebt in Rom, seit Montag war er einmal draußen – fürs Einkaufen von Lebensmitteln. (Foto: N/A)

Für die beiden großen Verlierer der jüngsten Parlamentswahlen in Italien gelten keine mildernden Umstände.

Von Oliver Meiler

Italienische Politiker sind feine Meister im Kleinreden ihrer Niederlagen. Vielleicht sogar Weltmeister. Diesmal aber, nach den jüngsten Parlamentswahlen, verschlug es einigen von ihnen die Sprache. Silvio Berlusconi etwa, einer der ganz großen Verlierer, brauchte zwei Tage, um sich zu sammeln. Und Matteo Renzi fühlte sich gedrängt, den Vorsitz des Partito Democratico abzugeben.

"Ihre Geschichten", schreibt das Onlineportal Linkiesta, "spiegeln sich auch in der Niederlage. Es ist eine absolute Schlappe, ohne mildernde Umstände." Die Welle des Protests hat die Chefs der beiden einst größten Parteien im Land - die Populisten nennen sie "das Establishment" - frontal erwischt und so sehr zerzaust, wie sie das selbst nicht für möglich gehalten hätten.

Die bürgerliche Zeitung Corriere della Sera schreibt, Renzi verstehe nicht mehr, wie das Volk ticke: "In den goldenen Zeiten hätte er es geschafft, den Wind der Antipolitik in seine eigenen Segel zu lenken." Aber die goldenen Zeiten sind lange her. Renzi ist jetzt 43, Senator, vielleicht erholt er sich von der Niederlage.

Bei Berlusconi ist sich Il Fatto Quotidiano nicht so sicher. Das Ringen um die Macht im Rechtslager betitelte das Blatt, das den Cinque Stelle nahesteht, gewohnt scharf und metaphorisch: "Krieg um den Leichnam von B." Berlusconi ist 81. Die Erfahrung der Italiener mit diesem älteren Herrn gemahnt dennoch zur Vorsicht. Es bewohnt ihn eine schier unbändige Lust auf Revanche. Immer noch.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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