Meine Presseschau:Dumm, dumm, dumm

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(Foto: sz)

Während Donald Trumps Sohn immer mehr in den Strudel der Russland-Affäre gerät, schont der Präsident die Medien.

Ausgewählt von Sacha Batthyany, Washington

Das Erstaunliche an dieser Skandal-Woche ist ja, dass sich US-Präsident Donald Trump mit seiner üblichen Kritik an den Medien des Landes zurückhielt. Seit Tagen steht sein ältester Sohn, Donald Trump junior, in den Schlagzeilen, weil er sich vor einem Jahr mit einer russischen Anwältin traf, die ihm schmutzige Informationen über Hillary Clinton versprochen hatte. Doch der Präsident, der sonst keine Gelegenheit verpasst, die "Fake-News-Medien" an den Pranger zu stellen, sprach zwar von der "größten Hexenjagd aller Zeiten", blieb sonst aber stumm.

Die Beweislage war auch erdrückend. Die New York Times, die die Russland-Affäre losgetreten hatte, stützte ihre Recherchen auf gleich fünf anonyme Quellen innerhalb des Weißen Hauses. Später veröffentlichte Trump jr. die E-Mails, die dem Treffen vorausgingen, mit der Begründung, er tue dies aus Gründen der "Transparenz"; dabei wollte er in Wirklichkeit nur der Times zuvorkommen, die bereits im Besitz jener E-Mails war - und wieder einmal bewies, dass sie doch nicht so "angeschlagen" ist, wie Trump immer behauptet.

Egal, was man in den Vereinigten Staaten in diesen politisch überhitzten Zeiten tut, es ist alles immer politisch: welches Auto man fährt, welches Football-Team man unterstützt, sogar wo man einkauft - ein tiefer Graben spaltet das Land, der Gesellschaft ist das Verbindende abhandengekommen. Nirgends wird das deutlicher, als in der Wahl der Medien. Wer sich die Woche auf CNN aufhielt, den überkam das Gefühl, Präsident Trump stehe kurz vor der Amtsenthebung. In der 24-Stunden-Endlosschlaufe wurde die Russland-Affäre mit Watergate verglichen. Dabei war es CNN-Präsident Jeff Zucker, der Donald Trump überhaupt zu einem landesweiten Star machte. 2004 arbeitete Zucker noch bei NBC, wo er die Serie "The Apprentice" entwickelte, mit der Trump zur Ikone wurde. Jetzt, so scheint es zuweilen, will er ihn stürzen.

Ganz anders das Bild auf dem regierungsfreundlichen Sender Fox News. Manche Moderatoren der gemäßigteren Mittagssendungen sagten zwar, es sehe "nicht gut aus für Donald Trump junior", doch der rechte Sean Hannity sprach in seiner gleichnamigen Show am Abend von einer "linken Verschwörung". Das wahre Opfer, so Hannity, sei der Präsidentensohn selbst.

Auf Breitbart , dem nationalkonservativen Nachrichtenportal, das einst von Steve Bannon verantwortet wurde, heute Chefberater im Weißen Haus, war die Hauptgeschichte dieser Tage nicht etwa Trumps Sohn, sondern der Eisberg, der in der Antarktis wegbrach. An sich ist Themenvielfalt zu begrüßen, nur benutzt Breitbart den Eisberg dafür, den Klimawandel wieder einmal zu bestreiten. "Die linken Medien behaupten, der Klimawandel steckt dahinter", stand in der Titelgeschichte, dabei sei das alles "Fake News".

Ob Trump oder Eisberg, es spielt keine Rolle. Wie Marktschreier brüllen sich die beiden Seiten an und bezichtigen sich gegenseitig der Lüge. Kein Wunder, dass das Vertrauen der Amerikaner vor allem in die Nachrichtensender weiter sinkt. Ähnlich mies verläuft auch die Beliebtheitskurve des Präsidenten, wobei die Umfragen an sich schon hoch umstritten sind.

Bleibt noch Rupert Murdochs Revolverblatt, das jahrelang Donald Trumps Privatleben ausschlachtete. Murdochs Blätter - und die New Yorker Boulevardzeitung im Speziellen - haben ein wohlwollendes Verhältnis zu den Trumps. Nun titelte die Post: "Donald Trump junior ist ein Idiot", womit sie den Präsidentensohn in Schutz nehmen wollten. Er sei unschuldig, die Russland-Affäre eine Erfindung der Linken, der Präsidentensohn sei einfach nur "dumm, dumm, dumm", überhaupt am Treffen teilgenommen zu haben.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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