Medikamentenpreise:Zur Kasse

Die Zahl zuzahlungsbefreiter Medikamente ist gesunken - gesetzlich versicherte Patienten müssen immer tiefer in die Tasche greifen, wenn sie gesunden wollen.

Von Kim Björn Becker, München

Gesetzlich Versicherte müssen immer mehr Geld für verschreibungspflichtige Medikamente ausgeben. Im vergangenen Jahr summierten sich die Zuzahlungen der Kassenpatienten auf etwa 2,1 Milliarden Euro. Das sind fast 300 Millionen Euro mehr als vor vier Jahren. Das berichtete die Bild-Zeitung unter Berufung auf eine Studie des Marktforschungsinstituts IMS Health. Kassenpatienten müssen für viele verschreibungspflichtige Medikamente Zuzahlungen in Höhe von zehn Prozent des Preises bezahlen. Dabei beträgt der Beitrag des Patienten mindestens fünf und höchstens zehn Euro je Packung, zudem darf die Summe der Zuzahlungen zwei Prozent des Brutto-Einkommens nicht überstiegen. Bei chronisch Kranken liegt diese Grenze bei einem Prozent.

Darüber hinaus bestimmen die Kassen für jede Medikamentengruppe sogenannte Festbeträge, das sind Höchstbeträge für die Erstattung von Arzneimittelkosten. Präparate, die mindestens 30 Prozent günstiger sind als der für sie geltende Festpreis, sind von der Zuzahlung befreit. Dem Bild-Bericht zufolge sank die Zahl der zuzahlungsbefreiten Präparate in den vergangenen vier Jahren von 7116 auf 3889. Daran sollen die Krankenkassen einen Anteil haben. Sie sollen die Festbeträge für viele Arzneimittel gesenkt haben, sodass die Differenz zum Marktpreis unter 30 Prozent fiel und für die Patienten eine Zuzahlung fällig wurde. Dieses Vorgehen könne für die Kassen unter bestimmten Umständen lukrativ sein, heißt es. Allerdings stehen auch die Pharmaunternehmen in der Kritik, ihre Preise nicht den neuen Festbeträgen angepasst zu haben. Kordula Schulz-Asche, Gesundheitspolitikerin der Grünen, forderte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf, dafür zu sorgen, "dass die Krankenkassen nicht zu Lasten der Ärmsten sparen". Die Kassen betonten, sich "nur an Recht und Gesetz" zu halten.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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