McAllisters Herausforderer:Stephan Weil wird SPD-Chef in Niedersachsen

Die SPD in Niedersachsen hat ihren Spitzenkandidaten zum neuen Landesvorsitzenden gewählt: Stephan Weil, Oberbürgermeister von Hannover, erreichte 95,5 Prozent der Stimmen. Er soll bei den nächsten Landtagswahlen gegen Ministerpräsident McAllister antreten.

Stephan Weil ist neuer Chef der niedersächsischen SPD. Auf einem außerordentlichen Parteitag in Oldenburg stimmten am Freitagabend 95,5 Prozent der Delegierten für Hannovers Oberbürgermeister. "Es ist Zeit für den Wechsel in Niedersachsen", stimmte Weil seine Partei auf den Landtagswahlkampf ein.

Parteitag SPD Niedersachsen

Stephan Weil, Oberbürgermeister von Hannover, ist neuer Chef der niedersächsischen SPD.

(Foto: dapd)

Im vergangenen November hatte ihn die SPD bei einer Urwahl zu ihrem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Januar 2013 gekürt. Dabei setzte sich Weil knapp gegen den bisherigen Landesvorsitzenden Olaf Lies durch, der sein Amt daraufhin zur Verfügung stellte. Lies tritt nun als Weils Stellvertreter an.

Weil hatte sich in Oldenburg kämpferisch gezeigt. "Wir haben eine große Chance: Wenn morgen Landtagswahlen wären, dann würde Schwarz-Gelb mit Pauken und Trompeten abgewählt werden", sagte er. Dafür werde die SPD geschlossen kämpfen. Der bisher amtierende Vorsitzende Olaf Lies hatte betont, ein Jahr vor der Landtagswahl stelle die Partei die Weichen für einen Regierungswechsel. "Der Wahlkampf ist notwendig für einen neuen Stil, eine neue politische Kultur in Niedersachsen", meinte Lies auch mit Blick auf die Diskussionen über die Affäre um Bundespräsident Christian Wulff.

Nach einer vom Sozialforschungsinstitut GMS im Auftrag der CDU erstellten repräsentativen Umfrage würden sich derzeit allerdings bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten 52 Prozent der Wahlberechtigten für Amtsinhaber McAllister entscheiden. Weil läge bei 30 Prozent. Dennoch zeigte sich der SPD-Politiker gelassen: "Das Ergebnis überrascht mich nicht. Es wird noch mehr werden. Herr McAllister ist der Amtsinhaber. Ich fange erst an. Wir sprechen uns in einem Jahr", sagte Weil der Nachrichtenagentur dapd.

"Bürgernah, sachlich, pragmatisch"

Weil ist seit mehr als drei Jahrzehnten Mitglied der SPD. Er gilt als erfahrener Kommunalpolitiker. Seit November 2006 ist er Oberbürgermeister von Hannover. Zuvor war er rund neun Jahre lang Stadtkämmerer in der Landeshauptstadt. In seiner Partei setzt Weil auf Geschlossenheit. "Bürgernah, sachlich, pragmatisch" nennt er seinen Politikstil.

Die Finanzpolitik gilt als politische Domäne des 53-Jährigen. Vor dem Wechsel ins Rathaus hat Weil als Rechtsanwalt, Richter, Staatsanwalt und im Justizministerium gearbeitet.

Weils politisches Engagement begann als Student in Göttingen. In den achtziger Jahren war er Vorsitzender der Jusos in Hannover, der Jugendorganisation der Sozialdemokraten. Von 1991 bis 1997 stand er als Parteivorsitzender an der Spitze der örtlichen SPD.

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