Mazedonien:Politische Krise dauert an

Am Sonntag gingen Zehntausende gegen Mazedoniens Premier Gruevski auf die Straße, am Montag Zehntausende für ihn. Der umstrittene Regierungschef klingt nicht so, als wolle er einlenken.

Von Nadia Pantel, Skopje

Die Opposition im Balkanstaat Mazedonien hat ihre Proteste vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Nikola Gruevski am Dienstag fortgesetzt. Am dritten Tag der Demonstrationen versammelten sich am Morgen zunächst etwa 150 Menschen vor dem Gebäude im Zentrum der Hauptstadt Skopje, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Vorangegangen waren am Sonntag eine Großdemonstration von Oppositionsanhängern sowie am Montag eine Kundgebung von Regierungsunterstützern. Vor etwa 30 000 Anhängern sagte Premier Gruevski am Montagabend: "Seit dreieinhalb Monaten wird Mazedonien attackiert. Wir haben lange geschwiegen und darauf gewartet, dass die Angriffe aufhören. Aber nun ist es Zeit zu reagieren. Mazedonien gibt nicht auf. Mazedonien ist stark!"

Zu Zwischenfällen mit Gruevskis Gegnern, die ihm Korruption vorwerfen und 800 Meter von der Kundgebung entfernt in ihrem Protestcamp saßen, kam es nicht. Gruevski allerdings machte deutlich, was er von der Opposition, angeführt von dem Sozialdemokraten Zoran Zaev, hält: "Was wird passieren, wenn diese gewalttätigen und frustrierten Menschen an die Macht kommen? Sie werden die Menschen bei lebendigem Leibe aufessen!"

Auch wenn die Kundgebung am Montag nicht den Eindruck erweckte, dass Gruevski einlenken könnte, reiste der Premier am Dienstag nach Straßburg. Dort trifft er sich mit seinem Herausforderer Zaev zu diplomatischen Gesprächen. Zaev sagte, er sei bereit ebenfalls zurückzutreten, wenn Gruevski sein Amt aufgebe. Eine technische Übergangsregierung solle in diesem Fall Neuwahlen vorbereiten.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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