Mauerbau-Jahrestag:Wowereit: Aufpassen, dass DDR nicht Kult wird

Berlins Regierender Bürgermeister hat sich am Rande einer Gedenkveranstaltung dagegen ausgesprochen, die DDR zu verklären. Einige der Feiern wurden von Opfer-Verbänden gestört.

Wowereit legte Kränze an der Gedenkstätte Berliner Mauer und am Mahnmal für das Maueropfer Peter Fechter nieder. Dabei warnte er davor, sich nur an das Positive der DDR zu erinnern: "Wir müssen aufpassen, dass die DDR nicht Kult wird."

Der Regierende Bürgermeister sagte, die Menschen hätten die Tendenz, sich in der Rückschau nur an das Positive zu erinnern. Doch dem harmonischen Gemeinschaftsgefühl der Menschen in der DDR hätten Staatssicherheit und brutale Gewalt gegenüber gestanden.

Gleichzeitig sprach Wowereit sich dagegen aus, die Überreste der Mauer zum Weltkulturerbe der UNICEF erklären zu lassen. Die Bau der 106 Kilometer langen Grenzbefestigung hatte am 13. August 1961 begonnen.

Opferverbände legen 80 Menschen auf die Straße

Einige Gedenkveranstaltungen wurden durch Opferverbände gestört. Am verkehrsreichen Potsdamer Platz legten sich rund 80 Menschen auf den ehemaligen Mauerstreifen, um an die Opfer zu erinnern. Am Mahnmal für Peter Fechter riss ein Demonstrant die Schleife vom Kranz der PDS ab. Der 18-jährige Bauarbeiter war am 17. August 1962 von DDR-Grenzposten angeschossen worden und an der Mauer verblutet.

Merkel sprach davon, dass die Wunden der Teilung immer mehr verheilten. "Dies wird uns auch weiterhin gelingen, wenn wir die Erinnerung an die Teilung wach halten." Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Peter Ramsauer, forderte, die Erinnerung an das DDR-Unrecht auch im Schulunterricht wachzuhalten. "Das DDR-Staatsgebilde war kein uriges Unikum oder anachronistischer Komödienstadl, sondern ein skrupelloser Unterdrückungsapparat."

Die "Mauer in den Köpfen" gibt es noch

Einer Meinungsumfrage zufolge sieht die Mehrheit der Deutschen (62 Prozent) nach wie vor eine "Mauer in den Köpfen". In Ostdeutschland sind 73 Prozent der Ansicht, dass es immer noch große Unterschiede zwischen den Menschen in Ost und West gibt. In Westdeutschland sind es 59 Prozent. Befragt wurden im Auftrag des Nachrichtensenders N24 rund 1000 Bundesbürger.

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