Massaker von Srebrenica:USA wollen 150 Bosnier wegen Kriegsverbrechen abschieben

  • Die USA wollen Kriegsverbrecher ausweisen: 150 Menschen, die am Massaker von Srebrenica 1995 beteiligt gewesen sein sollen, sollen das Land verlassen.
  • Insgesamt könnten nach Behördenangaben 600 Einwanderer ihre Mitverantwortung für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien verschleiert haben.

USA wollen mutmaßliche Kriegsverbrecher aus Bosnien ausweisen

Die USA wollen einem Medienbericht zufolge mehr als 150 Bosnier ausweisen, weil sie an Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien beteiligt gewesen seien sollen - insbesondere am Massaker von Srebrenica. Insgesamt hätten die Behörden etwa 300 Immigranten ausgemacht, die ihre Beteiligung an Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995 verschleiert hätten.

Zahl der Verdächtigen könnte auf 600 steigen

Seitdem seien zahlreiche bosnischer Kriegsflüchtlinge in die USA eingereist - darunter auch die mutmaßliche Kriegsverbrecher, berichtet die New York Times unter Berufung auf die US-Einwanderungsbehörde. Demnach könnte die Zahl mit weitergehenden Untersuchungen von Unterlagen aus Bosnien-Herzegowina sogar auf 600 steigen. "Je mehr wir graben, desto mehr Dokumente finden wir", sagte der Historiker und Forscher Michael MacQueen der Zeitung.

Zu den Beschuldigten, viele von ihnen frühere Soldaten aus Bosnien, zählten ein Fußballtrainer in Virginia, ein Metallarbeiter in Ohio und vier Beschäftigte in Hotelkasinos in Las Vegas. Von den US-Beamten gesammeltes Beweismaterial deute darauf hin, dass möglicherweise mehr als die Hälfte der 300 bosnischen Verdächtigten in den USA beim Massaker in Srebrenica 1995 eine Rolle gespielt hätten, hieß es weiter.

Mutmaßliche Verantwortliche von Srebrenica in Den Haag angeklagt

In Srebrenica waren im Juli 1995 fast 8000 muslimische Männer und Jungen von bosnischen Serben unter Führung von General Ratko Mladic getötet worden. Mladic und 19 weitere mutmaßliche Verantwortliche stehen deswegen vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Das Massaker wurde von internationalen Gerichten als Völkermord qualifiziert.

Chronik - Das Massaker von Srebrenica

6. bis 8. Juli 1995

Der Befehlshaber der bosnischen Serben zieht den Belagerungsring um die muslimische Enklave Srebrenica, nahe der Grenze zu Serbien, immer enger. Die UN hat das Gebiet zur Schutzzone erklärt. Die Flüchtlinge - die Mehrheit von ihnen bosnisch-herzegowinische Muslime - glauben sich in Srebrenica deshalb in Sicherheit. Niederländische und kanadische UN-Truppen sollen diese gewährleisten.

11. Juli 1995

Radovan Karadžić, der politische Führer der bosnischen Serben, und sein Militärchef Ratko Mladić, nehmen Srebrenica am 11. Juli 1995 mit ihren bosnisch-serbischen Einheiten ein. Mehrere tausend Flüchtlinge versuchen, durch die Wälder in Richtung bosnisch-muslimisch kontrolliertes Gebiet zu fliehen. Andere suchen Zuflucht auf dem Stützpunkt der niederländischen UN-Soldaten. Bereits am Abend drängen sich etwa 25 000 Menschen auf dem Gelände der ehemaligen Batteriefabrik, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und Alte.

12. bis 13. Juli 1995

Die Einheiten von Militärchef Ratko Mladić rücken von Srebrenica nach Potocari vor. Die Soldaten beginnen, Frauen und Männer zu selektieren. Sie geben vor, nach Kriegsverbrechern zu suchen. Frauen und Kinder werden auf Lastwagen und in Bussen abtransportiert und bis kurz vor bosnisch-muslimisch kontrolliertes Gebiet gebracht. Weil die etwa 350 Blauhelmsoldaten auf dem UN-Stützpunkt kein Mandat zum Eingreifen besitzen, können sie nicht eingreifen. Männer im wehrfähigen Alter zwischen zwölf und 77 Jahren richten die serbischen Einheiten an verschiedenen Orten hin und verscharren ihre Überreste. Um den Massenmord an den etwa 8000 Menschen zu verschleiern, heben die Täter einige Gräber später wieder aus und verteilen die menschlichen Überreste auf andere Gebiete.

2003

In Potocari wird ein Gedenkfriedhof eingeweiht, auf dem mehrere Tausend Opfer beigesetzt worden sind. Die UN stellt fest, dass das Massaker an den bosnischen Muslimen Völkermord war.

Ende Februar 2007

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag kommt zu dem Ergebnis, dass Serbien keine direkte Verantwortung trage für die Verbrechen, die im Bosnienkrieg begangen wurden. Aus diesem Grund könne das Land nicht zu Entschädigungszahlungen an Kroatien verpflichtet werden.

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