Massaker im Zweiten Weltkrieg:Razzia bei SS-Veteranen

Panzerspähwagen der SS-Division "Hiterjugend", 1944

Panzerspähwagen der SS-Division "Hitlerjugend" 1944 bei Kämpfen in der Normandie.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)
  • Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für NS-Verbrechen in Dortmund hat in dieser Woche Wohnungen von ehemaligen SS-Mitgliedern in Sachsen und Niedersachsen durchsuchen lassen.
  • Die Männer sollen an einem Massaker an 86 Einwohnern der nordfranzösischen Kleinstadt Ascq beteiligt gewesen sein.
  • Das Massaker ist nicht der einzige Vorwurf. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in Fällen zwischen April 1944 bis Kriegsende im Mai 1945.

Die Männer sollen an einem Massaker in Frankreich beteiligt gewesen sein

Drei ehemalige Angehörige der 12. SS-Panzer-Division "Hitlerjugend" stehen unter Mordverdacht. Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für NS-Verbrechen in Dortmund ließ in dieser Woche die Wohnungen der Beschuldigten in Sachsen und Niedersachsen durchsuchen. Beteiligt waren die Landeskriminalämter.

Die Männer sollen an einem Massaker an 86 Einwohnern der nordfranzösischen Kleinstadt Ascq beteiligt gewesen sein. Der Massaker war ein Racheakt, ausgelöst durch einen Anschlag auf einen Truppentransport am 1. April 1944. Die betagten Männer im Alter von etwa 90 Jahren - zwei der Beschuldigten wohnen im Raum Dresden, einer im Raum Hannover - haben eingeräumt, der Einheit angehört zu haben. Sie stritten aber ab, an Tötungen beteiligt gewesen zu sein, erklärten die Ermittler am Freitag.

Nach dem Anschlag auf den Transport sollen Führer der Einheit, die von Deutschland aus unterwegs in die Normandie war, das Massaker an den Einwohnern angeordnet haben. Feldjäger sollen noch die Erschießung weiterer Bewohner verhindert haben. Die Rädelsführer kamen nach dem Krieg vor Gericht und wurden verurteilt.

Das Massaker ist nicht der einzige Tatvorwurf

In den vergangenen Tagen gab es auch Durchsuchungen bei nicht beschuldigten Männern in NRW und Baden-Württemberg. Sie hätten eine Affinität zur Waffen-SS, sagte Ermittlungsleiter Andreas Brendel von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Dortmund. Es seien Unterlagen beschlagnahmt worden. Ob dies auch zu weiteren Ermittlungen führen oder die Beschuldigungen erhärten können, ist noch offen.

Das Massaker in Ascq, einer Stadt bei Lille, ist nicht der einzige Tatvorwurf. Es gehe auch um weitere Tötungen, unter anderem an einem US-amerikanischen Fallschirmspringer auf deutschem Boden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in Fällen zwischen April 1944 bis Kriegsende im Mai 1945. "Ascq ist aber der gravierendste Fall", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Andreas Brendel.

Die Dortmunder Schwerpunktstaatsanwaltschaft hatte die Durchsuchungen angeordnet, weil sie bereits gegen frühere Angehörige der Einheit "Hitlerjugend" ermittelt hatte, ohne auf Beschuldigte in NRW zu stoßen. "Solche Ermittlungen gibt man nicht mehr aus der Hand", sagte Brendel.

Ob sich aus den Fällen Anklagen ergeben, ist ebenfalls noch unklar. Ankläger ist Brendel bereits im Fall eines ehemaligen Auschwitz-Wachmannes, gegen den vom 11. Februar an im ostwestfälischen Detmold wegen Beihilfe zum Mord in 170 000 Fällen verhandelt wird.

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