Marokko:Der Preis der Rückkehr

Wer nach Nordafrika abschiebt, muss ehrlicherweise sagen, dass sich die Kriterien nun geändert haben.

Von Tomas Avenarius

Thomas de Maizière kann sich auf die Schulter klopfen: Bei seinem Besuch in Rabat hat der Innenminister erreicht, dass Marokko abgelehnte Asylbewerber wieder leichter ins Land, sprich zu sich abschieben lässt. Die Zahlen, um die es geht, sind vorerst gering, etwa 2500 Menschen in Deutschland sollen derzeit ausreisepflichtig sein. Am Ende aber geht es um mehr. Allein 2015 sollen circa 10 000 Marokkaner über das Mittelmeer gekommen sein, viele hatten sich angeblich als Syrer ausgegeben.

Gegen die Abschiebung der falschen Syrer mag auf den ersten Blick nicht viel zu sagen sein. Doch eine Frage ist weit schwieriger zu beantworten: Ist Marokko ein sicheres Herkunftland, in das abgelehnte Asylbewerber ohne Bedenken abgeschoben werden können, wie es die Bundesregierung beabsichtigt?

Jeder weiß, dass kein einziges arabisches Land die Standards erfüllt, wenn es um Menschenrechte oder Rechtsstaatlichkeit geht. Polizeigewalt und oft genug Folter sind der Normalfall. Das gilt auch für Marokko, eine relativ liberal regierte Monarchie. Dort herrscht keine Meinungsfreiheit, missliebige Journalisten werden verfolgt, Oppositionelle bedrängt. Die Mehrheit derer, die nach Europa fliehen, kommen aber nicht aus politischen Gründen: Es sind junge Menschen, die in Europa eine Zukunft suchen. Wer sie mit guten Argumenten zurückschicken will, muss ehrlich den Preis nennen, den er dafür zahlt.

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