Marion Maréchal-Le Pen:Rassismus nach Opas Rezept

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Le Pens Enkelin Marion Maréchal-Le Pen steigt bei Frankreichs Rechtsradikalen ein. Bei der Regionalwahl im März will die 19-jährige Jurastudentin erstmals für die Front National kandidieren.

S. Ulrich, Paris

Dynastische Anwandlungen kommen in den besten Demokratien vor, man denke nur an die Kennedys oder Bushs in den USA. Auch Frankreich, das Land der Revolution, kennt das Phänomen. Ein Sohn Charles de Gaulles' wurde Senator, ein Neffe François Mitterrands ist Kulturminister, und Jean Sarkozy müht sich schon im Studentenalter, seinem Vater Nicolas nachzueifern.

Nachwuchs für den Front National: Marion Maréchal-Le Pen. (Foto: Foto: AFP)

Frankreichs rechtsradikale Partei Front National (FN) ist da schon eine Generation weiter. Marion Maréchal-Le Pen, Enkelin des Parteichefs Jean-Marie Le Pen, kündigte jetzt an, bei der Regionalwahl im März in der Hauptstadtregion anzutreten. "Ich bade in Politik, seit ich ganz klein bin", sagt die 19-jährige Frau mit den langen blonden Haaren. Der Wahlkampf sei für sie eine "prächtige Gelegenheit", ihre politische Grundausbildung zu erhalten.

Glaubt man der Jurastudentin, so folgt sie nicht blind ihrem Opa und ihrer Tante Marine Le Pen, der Vize-Chefin der stärksten rechtsradikalen Partei im Land. "Bevor ich mich dem Front National angeschlossen habe, habe ich mich anderswo umgesehen, um mir meine eigene Meinung zu bilden", sagt sie. Sogar mit Kommunisten war sie befreundet. "Danach bin ich in den Schoß der Familie zurückgekehrt." Das brachte ihr Listenplatz zwei in der Hauptstadtregion ein.

Funktionäre des FN versichern, Marion habe mehr als ihren Familiennamen vorzuweisen. Sie verstehe es, junge Leute für die Partei zu gewinnen. Die Rechtsradikalen haben Zulauf nötig, die 1972 von Opa Le Pen gegründete Partei leidet an Schwindsucht. Etliche Mitglieder suchten das Weite, weil sie die autoritär-familiäre Art störte, mit der der heute 81 Jahre alte Bretone den FN führt.

So hat er seine Tochter Marine in Patriarchen-Manier zur Erbin bestimmt. Sie soll ihn bald ablösen. Die Unterstützung ihrer Nichte hat sie. "Marine hat einen wahren Enthusiasmus ausgelöst", sagt Marion.

Tatsächlich versucht Marine Le Pen, der Partei ein moderneres Image zu geben, frei vom Ruch des Antisemitismus und offenen Rassismus. Noch zahlt sich das nicht aus: Bei der Präsidentschaftswahl 2002 erreichte das Familienoberhaupt Jean Marie Le Pen noch 16,9 Prozent der Stimmen. Doch bei der Europawahl in diesem Jahr fiel der FN auf 6,3 Prozent.

"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm"

Dabei müssten die Zeiten eigentlich günstig sein für die Le Pens: Frankreich leidet unter der Wirtschaftskrise, viele Franzosen hadern mit der Einwanderung.

Doch bislang gelingt es dem Präsidenten Nicolas Sarkozy, die Themen nationale Identität und Immigration zu besetzen. Trotz der Krise verfangen die Parolen der Le Pens gegen Zuwanderer und für ein nationalistisches Frankreich nicht recht. Das erschwert Marion Maréchal-Le Pens Einstieg in die Politik.

Die junge Frau aber scheint auf alte Rezepte des Opas zu setzen. Der Front National müsse ihm "ideologisch treu bleiben", sagt sie. Der Partei gefällt das. Ein Funktionär freut sich: "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm."

© SZ vom 07.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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