Margaret Thatcher:Raubkatze unter Hamstern

Margaret Thatcher im Panzer, inmitten reiner Männerrunden und an der Seite der Queen: Die erste und bislang einzige britische Premierministerin setzte sich in Szene, ohne sich anzubiedern.

Ihr Leben in Bildern. Von Hannah Beitzer

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Margaret Thatcher

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Margaret Thatcher im Panzer, inmitten reiner Männerrunden - und an der Seite der Queen: Die erste und bislang einzige britische Premierministerin, hat ihr Land wie keine andere Frau geprägt. Jetzt ist sie im Alter von 87 Jahren gestorben.

Hurra, es ist ein Mädchen: Im Mai 1979 wurde Margaret Thatcher zum ersten weiblichen Premierminister Großbritanniens gewählt. Vier Jahre zuvor hatte sie - ebenfalls als erste Frau - den Vorsitz der konservativen Tory-Partei übernommen. Was dann folgte, war allerdings wenig mädchenhaft.

Margaret Thatcher gestorben

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Die Tochter eines Kolonialwarenhändlers, im Jahr 1925 als jüngere von zwei Schwestern in der britischen Stadt Grantham geboren, reformierte die britische Wirtschaft grundlegend und brüskierte dabei politische Gegnern ebenso wie Parteifreunde: Sie fuhr eine konsequent wirtschaftsliberale Linie, privatisierte Staatsunternehmen, zwang die Gewerkschaften in die Knie - und führte so die marode Wirtschaft Großbritanniens in die Moderne. Ihre Gegner warfen ihr soziale Kälte und einen wirtschaftlichen Umbau auf Kosten der Schwächsten vor, schon bald nannte man sie "Eiserne Lady".

Sie selbst tat wenig, um sich beliebt zu machen, sondern verfolgte unbeirrt ihren Kurs. Das galt auch für das Verhältnis zu ihren konservativen Parteifreunden. Vor denen hatte Thatcher nur wenig Achtung, als "Raubkatze unter lauter Hamstern" fühle sie sich, soll sie einmal gesagt haben.

Gruppenbild der Staatschefs beim G7 Gipfel in Tokio, 1986

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Auch international pflegte die Eiserne Lady, ihren Willen durchzusetzen. Legendär ist ihr Kampf für den sogenannten "Britenrabatt", der Großbritannien verminderte Beitrittszahlungen in die EU-Kasse sicherte.

Als Frau in der hohen Politik galt es damals noch mehr als heute, sich durchzusetzen. Schließlich war Thatcher die erste Regierungschefin eines westeuropäischen Landes - und auch weltweit stets die Henne im Korb, wie hier beim Gruppenbild der Staatschefs beim G7 Gipfel in Tokio im Jahr 1986.

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Die Frage, wer in ihrer Ehe die Hosen anhatte, liegt bei so viel starkem weiblichen Willen nahe. Ihr Gatte Dennis (Mitte links) soll darauf einmal entgegnet haben: "Das bin ich. Und ich wasche und bügle sie auch." Treu begleitete der Ehemann die Premierministerin durch alle politischen und persönlichen Höhen und Tiefen. Er starb im Jahr 2003.

Gefangene argentinische Soldaten im Falkland-Krieg, 1982

Quelle: DPA

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Ein weiterer Beweis für Margaret Thatchers unbeugsamen Willen: der Falkland-Krieg von 1982. Argentinien hatte die Falklandinseln im April 1982 militärisch besetzt, nachdem Erdölvorkommen bekannt geworden waren. Die Großmacht Großbritannien war zunächst regelrecht überrumpelt von dem Manöver, konnte den Konflikt dann aber schließlich doch für sich entscheiden.

Der Krieg zwischen zwei westlichen Staaten war insbesondere für die USA eine diplomatische Herausforderung. US-Präsident Ronald Reagan soll gesagt haben, er könne es gar nicht verstehen, warum sich die zwei Verbündeten um "ein paar eisige Felsen" streiten.

Für Margaret Thatcher jedoch ging letztlich alles gut aus: Sie gewann durch den Konflikt bei den Wählern an Popularität.

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Berühmt und berüchtigt war Margaret Thatcher - hier mit Palästinenserführer Jassir Arafat im Jahr 1993 - für ihre enormen Handtaschen. Mit ihrer Betonfrisur und den sackartigen, biederen Kostümen taugte sie zwar nicht für den Laufsteg, prägte aber dennoch ihren ganz eigenen Stil. Der Körperfülle ihrer zumeist männlichen Kollegen glich sie sich mittels Schulterpolstern an - obwohl diese ohnehin schon gehörigen Respekt vor der Eisernen Lady hatten. Lächeln oder gar lachen sah man die Premierministerin selten. Auch auf diesem Bild scheint Jassir Arafat das Treffen mehr zu genießen als die kühle Britin.

FILE PHOTO OF GERMAN CHANCELLOR HELMUT KOHL AND FORMER BRITISH PRIME MINISTER MARGARET THATCHER

Quelle: Reuters

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Das Verhältnis zwischen Helmut Kohl und Margaret Thatcher galt - milde ausgedrückt - als gespannt. Ihr Deutschlandbild, soll die Eiserne Lady einmal gesagt haben, sei geprägt von den Jahren bis 1942 und habe sich seitdem nicht wesentlich geändert. Sie war gegen ein vereinigtes und somit gestärktes Deutschland. Doch dieses eine Mal sollte sie sich nicht durchsetzen. Immerhin machte sie die Anerkennung der Nachkriegsgrenzen zur Bedingung für eine Wiedervereinigung.

Dementsprechend schreibt man Helmut Kohl die Äußerung zu, er meide Thatcher "wie der Teufel das Weihwasser".

Ronald Reagan und Margaret Thatcher, 1988

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Stets loyal war sie hingegen gegenüber den USA und dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan. Die beiden Politiker verband die wirtschaftsliberale, konservative Einstellung. Während der 80er Jahre krempelten beide die Wirtschaft ihrer Länder grundlegend um - und schmiedeten ein transatlantisches Bündnis, das bis in die heutige Zeit hält.

JOHN MAJOR KRITISIERT THATCHER

Quelle: DPA

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Margaret Thatcher scheiterte schließlich nicht am Wähler - sondern an ihrer eigenen Partei. 1990 stürzten sie einige Tory-Granden und machten John Major (links) zu ihrem Nachfolger. Der wurde den langen Schatten seiner übermächtigen Vorgängerin seine ganze Amtszeit über nicht los und beklagte sich stets über die Ex-Premierministerin, die sich immer noch in die Tagespolitik einmischte.

LADY THATCHER MEETS GENERAL PINOCHET IN WENTWORTH

Quelle: REUTERS

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Thatcher setzte sich etwa offen für eine Freilassung des ehemaligen chilenischen Diktators Augusto Pinochet ein (im Bild mit seiner Frau Lucia, links). Er war ihr im Falkland-Krieg von 1982 zur Seite gesprungen. 1998 hatte der spanische Richter Baltasar Garzón einen Haftbefehl gegen den Ex-Diktator ausgestellt. Zu diesem Zeitpunkt war Pinochet allerdings bereits alt und schwer krank. Ihm wurde letztlich nicht der Prozess gemacht.

Margret Thatcher und Tony Blair am Volkstrauertag

Quelle: dpa/dpaweb

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Selbst der politische Gegner übernahm einiges aus der Thatcher-Ära: Tony Blair schwor die Labour-Party auf einen wirtschaftsliberalen Kurs ein und behielt auch den EU-Skeptizismus der Eisernen Lady bei. Er stolperte schließlich über ein weiteres Vermächtnis von Margaret Thatcher: die bedingungslose Treue zu den USA. Gegen den Willen eines Großteils der Bevölkerung trat er mit George W. Bush in den Irak-Krieg ein.

Britain's Prince Phillip and Queen Elizabeth is greeted by Margaret Thatcher as they arrive at Thatcher's birthday celebrations in London

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Zum 80. Geburtstag gratulierten die Queen und Prinz Philip Margaret Thatcher persönlich. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass die Monarchin mit der ehemaligen Premierministerin nie besonders viel anfangen konnte. Doch der Lauf der Zeit mildert so manche Antipathie - und so war Elizabeth II. auch eine der ersten, die nun ihre Trauer über den Tod Thatchers erklärte.

David Cameron Welcomes Lady Thatcher To Downing Street

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Bereits in den vergangenen Jahren war es ruhig geworden um Margaret Thatcher, öffentliche Auftritte wurden immer seltener. Die Eiserne Lady hatte bereits mehrere Schlaganfälle überlebt und litt unter Demenz. Am 8. April 2013 ist sie an den Folgen eines erneuten Schlaganfalls gestorben, wie ihr Sprecher Lord Timothy Bell unter Berufung auf die Familie Thatcher bekannt gab.

© sueddeutsche.de/beitz/feli/woja/bön/mikö
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