Mahnmal für Sinti und Roma eingeweiht:Die vergessene Seite des Holocaust

Die Gesellschaft habe seit der Ermordung von rund 500.000 Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten "fast nichts" dazugelernt, sagte Bundespräsident Joachim Gauck zur Eröffnung des Denkmals in Berlin am Mittag.

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Quelle: AFP

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Jeden Tag wird die Stele in den See ein- und wieder auftauchen: Das Denkmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma soll an die 500.000 Opfer erinnern und "die Mahnung in die Mitte" holen, wie Bundeskanzlerin Merkel bei der Einweihung sagte.

"Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurden von 1933 bis 1945 Hunderttausende Menschen in Deutschland und anderen europäischen Ländern als "Zigeuner" verfolgt. (...) Ziel des nationalsozialistischen Staates und seiner Rassenideologie war die Vernichtung dieser Minderheit: Kinder, Frauen und Männer wurden verschleppt, an ihren Heimatorten oder in Gettos, Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet."

So steht es auf den Tafeln am neuen Mahnmal in Berlin, das an die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma erinnern soll.

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Quelle: AFP

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Mit einem Festakt ist das Denkmal in Berlin unter Beisein von Bundeskanzerlin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck eingeweiht worden. "Der Völkermord an Sinti und Roma hat tiefe Spuren hinterlassen und noch tiefere Wunden", sagte Merkel. Das Denkmal halte dem Betrachter einen "Spiegel unendlicher Trauer" vor. Es trage das Schicksal des einzelnen Menschen "in unsere Mitte" und mahne an die Verpflichtung, die Würde des Menschen zu achten.

Einweihung des Denkmals für Sinti und Roma

Quelle: dpa

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Auch Holocaust-Überlebende nahmen an der Zeremonie teil. Einer von ihnen, Hermann Höllenreiner (links), zeigte Bundespräsident Joachim Gauck und dessen Lebensgefährtin Daniela Schadt (Mitte) die Tätowierung aus dem Konzentrationslager. In einer Ansprache bezeichnete Weisz den Völkermord an den Sinti und Roma als den "vergessenen Holocaust". Das Denkmal würdigte er als ein "Zeichen der Anerkennung des zugefügten Leids". Zugleich kritisierte er den Umgang mit Sinti und Roma in der Gegenwart. Die Gesellschaft habe "fast nichts" gelernt.

Denkmal Sinti Roma Berlin Nazis

Quelle: AP

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Das Mahnmal befindet sich in unmittelbarer Nähe des Reichstags. Es besteht aus einem zwölf Meter breiten, kreisrunden Wasserbecken mit einer dreieckigen Stele in der Mitte. Bei der Eröffnungszeremonie wurde diese vor den Augen der Festgäste nach unten versenkt und mit einer frischen Blüte darauf wieder in die Höhe gehoben. Diese Prozedur soll jeden Tag wiederholt werden.

Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma

Quelle: dpa

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Auf den Brunnenrand ist auf Englisch und Deutsch das Gedicht "Auschwitz" des italienischen Dichters Santino Spinelli eingraviert, der selbst Roma ist. Darin beschreibt er das Leid der Holocaust-Opfer. Während der NS-Gewaltherrschaft wurden Schätzungen zufolge rund 500.000 Sinti und Roma systematisch verfolgt und ermordet.

Einweihung des Denkmals fuer die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma

Quelle: dapd

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Gestaltet wurde das Mahnmal vom israelischen Bildhauer Dani Karavan, der für seine großräumigen Skulpturen bekannt ist. Er schuf unter anderem schon den "Weg des Friedens", eine Pfahlreihe zwischen Israel und Ägypten, und den "Garten der Erinnerung" in Duisburg. 2004 erhielt er den mit 50.000 Euro höchstdotierten Preis für Skulptur in Europa, den "Piepenbrock Preis".

© Süddeutsche.de/ske/gal/rus
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