Machtwechsel in El Salvador:Sieg für Befreiungsfront

Historische Wahl: Der Kandidat der ehemaligen Guerillaorganisation FMLN, Mauricio Funes, wird neuer Präsident des völlig verarmten El Salvador - und verspricht Wiederaufbau.

Der Kandidat der linken Befreiungsfront und ehemaligen Guerillaorganisation FMLN, Mauricio Funes, hat nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen die Präsidentenwahl in El Salvador gewonnen. Der 49-jährige Journalist erreichte bei der als historisch bezeichneten Wahl 51 Prozent der Stimmen.

Machtwechsel in El Salvador: Anhänger von Mauricio Funes in San Salvador.

Anhänger von Mauricio Funes in San Salvador.

(Foto: Foto: AFP)

Sein Gegner von der Regierungspartei Arena, Rodrigo Ávila (44), brachte es auf 48 Prozent. Damit muss die rechte Arena-Partei zum ersten Mal seit etwa 20 Jahren in die Opposition. Mehr als 4000 nationale und internationale Beobachter waren im Einsatz, darunter mehrere Dutzend aus Europa. Schwerwiegende Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.

Funes erklärte sich am Abend zum Wahlsieger, noch ehe die oberste Wahlbehörde das offizielle Ergebnis mitgeteilte hatte. Er wandte sich an die Nation und versprach, er wolle dem von Bürgerkrieg und sozialen Gegensätzen gespaltenen Land endlich den Frieden bringen. "Ich möchte zum Präsidenten des Friedens und des Wiederaufbaus werden", rief er den jubelnden Anhängern zu. "El Salvador gehört uns allen."

Gegner warnt vor "Sozialismus des 21. Jahrhunderts"

Die rechtsgerichtete Arena erkenne den Willen des Volkes an, sagte der Wahlverlierer Avila. Trotz der guten Umfragewerte für seinen Konkurrenten hatte er sich bei der Stimmabgabe noch siegessicher gezeigt.

Der Wahlkampf in dem zentralamerikanischen Land war geprägt vom ideologischen Richtungsstreit Links gegen Rechts. Die Arena-Partei, die vor allem von den Unternehmern, den Reichen und der Kirche unterstützt wird, hatte in den letzten Wochen mit einer Kampagne der Angst zu punkten versucht. Im Falle eines Sieges von Funes werde das Land kommunistisch und unter den Einfluss von Kuba und Venezuela geraten, warnte die Partei.

Avila warnte, Funes wolle einem "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" den Weg bereiten, wie ihn Venezuelas Staatschef Hugo Chávez predige. Diese Entwicklung habe sich bereits in Nicaragua und Honduras mit den Staatschefs Daniel Ortega und Manuel Zelaya vollzogen.

"Potentielle Gefahren für unsere nationale Sicherheit"

Funes hingegen betonte seine Unabhängigkeit von Chávez und versicherte, El Salvador werde auch unter seiner Regierung ein überzeugter Verbündeter der USA bleiben. In Washington warnte eine Gruppe von 46 US-Parlamentariern dennoch in einem Brief an Außenministerin Hillary Clinton, ein Sieg von Funes würde "potenzielle Gefahren für unsere nationale Sicherheit" bedeuten.

Die USA hatten während des 1992 beendeten Bürgerkriegs in El Salvador das rechtskonservative Lager unterstützt. Sie haben zudem weiterhin großen wirtschaftlichen Einfluss auf das Land.

Das Handelsbilanzdefizit von El Salvador betrug vergangenes Jahr 5,2 Milliarden Dollar. Außerdem kämpft das Land mit einer Arbeitslosenrate von 40 Prozent. Etwa ein Drittel der gut 5,7 Millionen Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze.

Walter Araujo, der Direktor der Obersten Wahlbehörde (TSE), sagte, die Wahl sei ohne die Ergebnisse verfälschende Zwischenfälle verlaufen. "Wir hatten eine ruhige, friedliche Wahl", sagte er. Lokale Medien berichteten allerdings, es seien Personen aus anderen mittelamerikanischen Ländern beim Versuch zu wählen festgenommen worden. Die FMLN hatte der Arena-Partei vorgeworfen, Ausländer ins Land gebracht zu haben, die mit gefälschten Dokumenten führ den konservativen Kandidaten stimmen sollten.

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