Machtkampf in Ägypten:Polizei will islamistische Protestlager aushungern

Eid al-Fitr at supporters of ousted president Morsi sit-in in Cai

Unterstützer des abgesetzen Präsidenten Mursi in ihrem Protestcamp

(Foto: dpa)

Sie wollen bleiben, wo sie sind: Ägyptische Islamisten haben sich in ihren Protestcamps in Kairo regelrecht eingemauert. Die Polizei will den Widerstand der Muslimbrüder ohne Blutvergießen brechen und das Leben für die Menschen in den Lagern immer schwerer machen.

Die ägyptischen Sicherheitskräfte haben angekündigt, den Dauerprotest von Islamisten in Kairo ohne Blutvergießen beenden zu wollen. Das berichtete die arabische Zeitung Al-Sharq Al-Awsat unter Berufung auf einen Verantwortlichen. Der Informant sagte, die Umsetzung des Plans könne bis zu drei Monate in Anspruch nehmen.

Danach soll in den nächsten Tagen zunächst der Zugang zu dem Protestlager rund um die Rabea-al-Adawija-Moschee blockiert werden. Anschließend werde die Polizei das Zeltlager der Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi mit Tränengas und Wasserwerfern angreifen. Außerdem wolle man den Protestierenden das Wasser abdrehen und dafür sorgen, dass keine Lebensmittel mehr in die Zeltstadt gelangen.

Die Islamisten fordern die Wiedereinsetzung Mursis, der Anfang Juli nach Massenprotesten von der Armee abgesetzt worden war. Sie wollen so lange in ihrer Zeltstadt ausharren, bis diese Forderung erfüllt ist. Am Freitag hatte es erneut Zusammenstöße zwischen Mursi-Anhänger und den Sicherheitskräften gegeben. Dabei wurden landesweit Dutzende Menschen verletzt.

Zahlreiche ausländische Diplomaten hatten die Übergangsregierung in den vergangenen Wochen vor einem gewaltsamen Vorgehen gegen die Demonstranten gewarnt. Zuletzt hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Konfliktparteien in Ägypten zu einem friedlichen Dialog aufgerufen. Zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan erklärte Ban am Freitag in New York, er sei "tief besorgt" angesichts der anhaltenden Spannungen in Ägypten.

Ban forderte sowohl die protestierenden Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi als auch die Übergangsregierung auf, Provokationen zu vermeiden. Stattdessen solle "nach neuen Ansätzen" für einen "integrativen politischen Prozess" gesucht werden, der "in Versöhnung wurzelt".

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