Lutherstadt Wittenberg:Kaiserhaus

Reformationstag in Lutherstadt Wittenberg

Reformationstag in Lutherstadt Wittenberg.

(Foto: dpa)

"Dieser Kitsch, diese naive Restauration des Wilhelminismus!" Warum viele mit der renovierten Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg hadern.

Von Matthias Drobinski

Es ist dieser Turm, der einen beklommen macht. Man sieht ihn schon vom Zug aus die Stadt überragen; unten ist er weiß verputzt, dann kommen dunkle Steine, oben sitzt die mächtige kupfergrüne Haube, eine stilisierte Krone, wie sie bis 1918 Deutschlands Kaiser trugen. Er durfte nicht bleiben, was er war, dieser Turm: ein Wohnturm des Wittenberger Schlosses, von dem es in die fürstliche Kapelle ging. Er musste wachsen auf 88 Meter Höhe, zum weithin sichtbaren Zeichen. Unter der Kaiserkrone ein Mosaik aus Kacheln von Meißner Porzellan: "Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen". Martin Luthers Trutzlied aus dem Jahr 1529. Es ist einer dieser Tage zwischen Sommer und Herbst, es ist warm, der Himmel weit, mit Altweiberfäden in der Luft. Der Turm jedoch blickt düster über die Lutherstadt.

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