Luftverschmutzung:Machtprobe in der City

Eigentlich müssten alle Diesel-PKW raus aus den Städten.

Von Michael Bauchmüller

Der Schutz der Gesundheit ist weit gekommen in der Alten Welt. So weit, dass in Europas Städten mittlerweile Grenzwerte gelten, die sich kaum erreichen lassen. Jedenfalls dann nicht, wenn es sich um Grenzwerte für Stickoxide handelt; und wenn in den Städten viele Dieselautos unterwegs sind. Eine Reihe deutscher Städte haben deshalb Ärger mit Brüssel. Die amtlichen Pläne für saubere Luft wollen einfach nicht aufgehen.

Das Problem hat Methode. Lange waren auch die Umweltbehörden in den Kommunen davon ausgegangen, dass neuere Dieselautos per se umweltfreundlicher sind als ältere, sich die Probleme also auswachsen. Schließlich gab es ja dafür auch eigene Euro-Normen, die von Norm zu Norm ein wenig strenger wurden. Wer wollte schon ahnen, dass auf Herstellerangaben so wenig Verlass ist? So wurden die Autos zwar neuer und schicker, aber die Stadtluft blieb bescheiden.

Die logische Folge hat das Umweltbundesamt nun skizziert: Ältere Diesel müssen raus aus Innenstädten und Umweltzonen, mithilfe neuer Plaketten. Das einzige Problem: Es beträfe zum jetzigen Zeitpunkt so gut wie alle. Der Aufstand der Besitzer wäre gewiss - zumal auch Autos ausgesperrt würden, die gar nicht so alt sind. Diese Machtprobe aber kann selbst die beste Umweltlobby nicht gewinnen. Wer bessere Luft will, muss die schönen Diesel-Normen Europas kontrollieren und durchsetzen - und zwar ohne Gnade.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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