Luftfahrt:Rausgeflogen

Der Fall United zeigt: Die Fluggesellschaften versuchen Unmögliches.

Von Ulrich Schäfer

Er wehrt sich, schreit, schlägt um sich. Doch die Sicherheitskräfte zerren den Mann mit Gewalt aus seinem Sitz, schleifen ihn durch den Gang, raus aus dem Flugzeug, obwohl er ein gültiges Ticket besitzt. Was sich da in einer Maschine der US-Fluggesellschaft United abgespielt hat, mag ein Einzelfall gewesen sein, so wie es die Airline darstellt. Und doch: Er steht für mehr.

Das millionenfach geteilte Video steht stellvertretend dafür, wie brutal inzwischen der Wettbewerb auf dem hart umkämpften Markt für das Fliegen geworden ist. Die klassischen Airlines müssen sich zahlloser neuer Konkurrenten erwehren, darunter Billiganbieter, die Tickets zu Dumpingpreisen verscherbeln, und schnell wachsende Fluggesellschaften aus dem asiatischen und arabischen Raum. Der Kostendruck ist hoch, der Druck auf die Mitarbeiter auch; um wirklich jeden Platz zu nutzen, werden Maschinen überbucht, bis an die Grenze des Möglichen oder darüber hinaus.

Für United kann der Vorfall gravierende Folgen haben. Das Image der Airline ist ohnehin nicht gut, der Service gilt als eher schlecht. In Zeiten sozialer Medien erreichen solche Ereignisse, gefilmt von Augenzeugen, schnell ein Millionenpublikum. Es reicht deshalb auch nicht, bloß die beteiligten Mitarbeiter zu maßregeln. Die Airline muss ihre Kultur von Grund auf ändern, wenn sie nicht aus dem Geschäft rausfliegen will.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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