Lügen im Irakkrieg:Die langen Nasen von Powell & Co.

Vor fünf Jahren wurde die Invasion im Irak damit begründet, das Land und sein Diktator Saddam Hussein bedrohten die Welt mit Massenvernichtungswaffen und förderten den islamistischen Terror. Die Argumente von damals haben sich seitdem als Lügen herausgestellt.

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Wenige Wochen vor dem Angriff auf den Irak am 20. März 2003 versucht der damalige US-Außenminister Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat, das Gremium und den Rest der Welt von der Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen zu überzeugen.

Auf diesem Foto präsentiert er bei seinem Auftritt am 5. Februar 2003 eine Ampulle, um zu demonstrieren, dass auch kleinste Mengen einer "biologischen Waffe" wie des Anthrax-Erregers in irakischer Hand für einen verhängnisvollen Angriff ausreichen würden.

Powell zeigt auch Luftaufnahmen und Grafiken,...

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... die die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak beweisen sollten.

Diese Luftaufnahme zeigt das Chemiewerk in Al-Musayyib, wo man im Mai 2002 "eine ungewöhnliche Betriebsamkeit" beobachten konnte, so Powell. An einer "Umladestelle" könne man Lastwägen mit einer Kapazität von 35 Tonnen sehen. Daneben stünden Entseuchungs-Fahrzeuge, die "mit den Aktivitäten von biologischen und chemischen Waffen in Verbindung gebracht werden".

Powell beschuldigt die irakische Regierung unter Saddam Hussein außerdem, ...

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... mobile Biowaffenlabore auf Lastwägen zu unterhalten, um den Waffenkontrolleuren zu entgehen.

Ein Foto kann Colin Powell der skeptischen Öffentlichkeit allerdings nicht liefern, sondern zeigt diese Grafiken, die angeblich auf den "präzisen technischen Angaben" irakischer Überläufer beruhten.

Schon im April 2004 muss Powell allerdings zugeben...

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... dass der "dramatischste Teil" seiner Präsentation vor dem UN-Sicherheitsrat auf falschen Geheimdienst-Informationen beruhte. Im Nachhinein hätten sich die Quellen als "nicht zuverlässig" erwiesen. Damit ist Powell das erste Mitglied der Bush-Regierung, das als erster öffentlich Zweifel an der offiziellen Begründung des Irakkrieges anmeldete.

Nach seinem Amtsende Ende 2004 wird Powell noch deutlicher: Der Auftritt vor der Sicherheitsrat sei ein "Schandfleck" seiner Karriere gewesen, im Nachhinein fühle er sich "furchtbar" deswegen.

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Dabei gründet die Bush-Regierung nach der Eroberung des Irak eine eigene Einheit, die die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Nachhinein beweisen soll.

Diese soll verdächtige Objekte - wie diese Phospatfabrik in Al-Quaim - auf die angeblich sorgfältig versteckten Waffen untersuchen.

Die "Iraq Survey Group" (ISG) hat 1400 Mitglieder - fündig werden die US-Waffensucher trotzdem nicht.

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Geleitet werden die US-Waffensucher des ISG von David Kay, der nach dem ersten Irakkrieg als UN-Waffeninspekteur in dem Land unterwegs war. Vor Beginn des zweiten Irakkrieges ist er von der Existenz von Massenvernichtungswaffen überzeugt.

Nach Monaten der vergeblichen Suche muss er zugeben: "Es hat sich herausgestellt, dass wir alle falsch lagen, und das ist sehr beunruhigend." Er glaube zwar, "dass es nach dem ersten Golfkrieg Bestände [an Massenvernichtungswaffen] gegeben hat"; diese seien aber in den Neunziger Jahren "durch die UN-Waffeninspekteure und die Iraker selber vernichtet worden".

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Dieses Bild vom Februar 1998 zeigt, wie UN-Waffeninspekteure Raketen mit dem Giftgas Sarin zerstören. Im gleichen Jahr werden die UN-Inspekteure der UNSCOM-Mission des Landes verwiesen und können ihre Kontrollen erst vier Jahre später, im November 2002, wieder aufnehmen.

Die amerikanische Regierung nimmt an, dass das irakische Regime die UN-Inspekteure getäuscht und ausgespielt hatte.

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Doch auch Charles Duelfer, der Nachfolger David Kays als Chef-Waffensucher der Amerikaner, findet weder biologische noch chemische Massenvernichtungswaffen im Irak.

Die meisten Waffenprogramme seien von den Irakern selber zerstört worden mit dem Ziel, die Aufhebung der UN-Wirtschaftssanktionen zu erreichen. Das irakische Atomprogramm sei nach dem Ende des ersten Golfkrieges zerfallen.

Gleichzeitig hätte das irakische Regime darauf hingearbeitet, die Programme nach Beendigung der Sanktionen zu reaktivieren. Konkrete Anstalten für die Wiederbelebung von Waffenprogrammen konnten die US-Waffensucher jedoch nicht finden.

Schließlich muss auch...

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... US-Präsident George W. Bush (li.) zugeben, die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak falsch eingeschätzt zu haben.

Dennoch sei der Krieg gerechtfertigt gewesen, "weil Saddam Hussein die Kapazitäten hatte, solche Waffen zu entwickeln und sie finsteren Terrornetzen überlassen hätte... Er war ohne Zweifel eine Bedrohung für die USA", sagte Bush in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC.

Aber auch die Beweise für angebliche Verbindungen zwischen Saddam Hussein und islamistischen Terrorgruppen wie al-Qaida bleiben die Amerikaner schuldig.

Dabei ist auch dieser Vorwurf...

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... fester Bestandteil der US-Begründung für den Krieg gegen das Hussein-Regime.

Und erweist sich schließlich als Humbug: Im September 2004 muss der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zugeben, keine "starken, harten Beweise" für irgendeine Verbindung zwischen dem irakischen Regime und al-Qaida gesehen zu haben.

Ein Bericht des Geheimdienstausschusses des US-Senats bringt im September 2006 dann die endgültige Bestätigung,...

Bild: Präsentation von Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat im Februar 2003

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...dass Iraks früherer Diktator Saddam Hussein keine Verbindungen zum al-Qaida-Terrornetzwerk von Osama bin Laden hatte.

Ein CIA-Report kommt schon 2005 zu dem Schluss: "Saddam Hussein misstraute al-Qaida und sah islamische Extremisten als eine Bedrohung seines Regimes." Deshalb habe der Diktator jede Hilfe für al-Qaida "abgelehnt".

Dennoch glauben noch Ende 2006 rund 43 Prozent der Amerikaner, Saddam Hussein sei persönlich verwickelt gewesen in die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon.

Bild: Irakischer Soldat bei der Parade am Baghdad Day 1998. Im Hintergrund ein Portrait Saddam Husseins.

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(Texte von Kata Kottra / odg/ jja)

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