Loveparade-Unglück - ein Jahr danach:Ein Bürgermeister versteckt sich

Nach der Loveparade-Katastrophe bräuchte Duisburg einen starken Oberbürgermeister, der Trost spendet. Amtsinhaber Adolf Sauerland kann das nicht, da er in die Ereignisse verstrickt ist. Deshalb hat er auf seinem Posten nichts mehr verloren.

Bernd Dörries

Er müsste die richtigen Worte finden, einen Ton, der Trost spendet. Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland müsste der Stadt einen Weg weisen, die nach der Katastrophe auf der Loveparade noch immer paralysiert ist. Er müsste das Mahnmal einweihen und das Erinnern anführen.

Initiative startet neue Unterschriftenaktion zu Abwahl Sauerlands

Duisburgs OB Adolf Sauerland: Seit der Loveparade-Katastrophe vor einem Jahr kann er sein Amt nicht mehr richtig ausfüllen.

(Foto: dapd)

Sauerland wird aber einfach nicht anwesend sein bei den Gedenkveranstaltungen ein Jahr nach dem großen Unglück, er wird sich irgendwo in einer Ecke verstecken. Er wolle die Hinterbliebenen nicht provozieren mit seiner Anwesenheit, sagt er. Ein Stadtoberhaupt versteckt sich vor dem Volk.

Ein Oberbürgermeister, der in schweren Zeiten nicht für seine Stadt da sein kann, hat in diesem Amt nichts mehr verloren. Wenn nun in den kommenden Wochen der Toten gedacht wird, werden die Duisburger für die Abwahl Sauerlands unterschreiben.

Sauerland findet es ungerecht, dass er nun der einzige Sündenbock sein soll für die Loveparade, hält sich für unschuldig. Es geht aber gar nicht um die Frage der Schuld, schon gar nicht im juristischen Sinne. Die Schuld versucht die Staatsanwaltschaft zu klären. Offensichtlich aber ist, dass Sauerland seit einem Jahr im Amt versagt.

Die Stadt bräuchte einen Heiler, einen Versöhner, einen, der den Weg zum Aufbruch zeigt, ohne die Toten zu vergessen. Sauerland kann das nicht, weil er ja Beteiligter war, möglicherweise Beschuldigter wird. Er kann es auch nicht, weil da ein Mensch an seine Grenzen stößt.

Er wurde einst gewählt, weil er der nette Mann von nebenan ist, einer wie viele. Das mag reichen, um in normalen Zeiten bei den Sportvereinen ein Grußwort zu halten. In diesen schweren Zeiten braucht Duisburg mehr. Die Bürger haben nun die Wahl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: