Es klingt wie eine filmreife Szene aus einer Kleinstadt: Der Bürgermeister radelt durch sein Örtchen und rettet eine Frau vor bösen Halbstarken. Diese Episode ist laut dem britischen Guardian genauso passiert, allerdings nicht in irgendeinem Kaff - sondern in der Weltstadt London.
Ritterlicher Fahrradfahrer: Londons Bürgermeister Boris Johnson.
(Foto: Foto: Getty)Die Zeitung schildert den Vorfall folgendermaßen: Bürgermeister Boris Johnson radelt gerade durch den Stadtteil Camden, als er den Hilfeschrei der Frau vernimmt.
Franny Armstrong, eine Umweltaktivistin und Filmemacherin, ist von drei Mädchen umzingelt worden. Radfahrer Johnson zögert nicht lange: Er geht rechtzeitig dazwischen, jagt die Mädchen weg. Und ruft ihnen "Proleten" hinterher. Die Gerettete begleitet er noch nach Hause. "Er war mein Ritter auf einem strahlenden Fahrrad", sagt Franny Armstrong nach der Rettungsaktion.
Eine meterlange Eisenstange
Sie erklärt auch, wie es zu dem Angriff kam: "Ich schrieb gerade eine SMS. Dabei habe ich die Mädchen gar nicht bemerkt, bis sie mich gegen das Auto schubsten, ziemlich heftig." ´
Zunächst habe sie das noch lustig gefunden, weil die Mädchen nicht so ausgesehen hätten, als seien sie älter als zwölf Jahre. "Dann aber sah ich, dass ein Mädchen eine Eisenstange in der Hand hielt. Länger als ein Meter. Sie war so groß wie das Mädchen."
Doch dann kam ein Radfahrer vorbei. Armstrong schrie um Hilfe. Der Radfahrer stoppte, drehte um. Da erst sah die Frau, dass es Bürgermeister Boris Johnson höchstpersönlich war, der ihr zu Hilfe eilte.
"Er fragte die Mädchen, was los ist", erinnert sich Armstrong. Zunächst seien sie stehengeblieben. "Da habe ich gesagt: 'Das ist der Bürgermeister von London!'" Die Mädchen rannten weg.
Auf dem Fahrrad jagte er sie davon
Die Eisenstange hätten sie fallengelassen. Boris Johnson griff sie und jagte die Mädchen auf seinem Fahrrad davon. Erst einige Minuten später sei er zurückgekommen.
Nach dem Angriff gibt Armstrong zu, dass sie bislang nicht begeistert vom Stadtoberhaupt gewesen war. Sie habe Boris Johnson bei der Bürgermeisterwahl im vergangenen Jahr nicht gewählt, weil sie seine Politik nicht unterstütze. Sie habe sich für seinen Konkurrenten Ken Livingstone entschieden. "Aber wenn man in einer dunklen Gasse Ärger hat, dann denke ich, ist Boris nützlicher als Ken", sagt sie dem Bericht des Guardian zufolge. Damit spielt sie offensichtlich auf Livingstones eher schmächtige Statur an.
Boris Johnsons Sprecherin will zwar den Vorfall bislang nicht bestätigen, aber ein Dementi gibt es auch nicht.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Bürgermeister auf seinen Fahrradtouren Schlagzeilen macht: Vor kurzem war er fast von einem rasenden Laster überfahren worden. Im Juli war er in einen Fluss im Südosten von London gefallen, als er beim Saubermachen helfen wollte.