Live-Ticker zur Frankreichwahl:Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

Bis 22 Uhr berichtete Johannes Honsell live von der Präsidentschaftswahl aus Paris von der Place de la Bastille. Dort begann am Abend eine Straßenschlacht, deren schmerzhafte Auswirkungen auch der Reporter zu spüren bekam. Die Ticker-Nachlese.

An der Pariser Place de la Bastille fand 1996 eine große Trauerfeier zu Ehren des toten Staatschefs Francois Mitterrands statt. Die Anhänger der Mitterrand-Schülerin Royal wollten hier wieder zusammenkommen. Doch die "Trauerfeier" wuchs sich zu einer Straßenschlacht aus.

Live-Ticker zur Frankreichwahl: Tränengasschwaden überall: Blick aus dem Cafe "Bastille" auf die Place de la Bastille

Tränengasschwaden überall: Blick aus dem Cafe "Bastille" auf die Place de la Bastille

(Foto: Foto: Honsell)

23:44 Uhr Drei Monate haben die Franzosen leidenschaftlich einen spannenden Wahlkampf verfolgt, der Frankreich vor allem in den letzten Wochen in zwei Hälften teilte. Am Wahlabend sieht es so aus, als ob diese Hälften nun auseinanderdriften - zumindest auf der Place de la Bastille.

23:32 Uhr Auf dem Sender TF1 spricht Fernsehmann Patrick Poivre d'Arvor, der schon das Fernsehduell moderiert hatte, von "einigen kleineren Zwischenfällen." Ich bereite mich darauf vor, nach Hause zu gehen, sobald das Café verlassen werden kann.

23:30 Uhr Nach mehr als eineinhalb Stunden ist die Sonderpolizei CRS auf die Mitte des Platzes vorgerückt. Die Bastille ist also gefallen. Um 23.30 Uhr Ortszeit.

23:25 Uhr Demonstrationen sind nichts Ungewöhnliches in Paris, auch diese massiven Ausschreitungen gibt es immer wieder. Aber die Symbolik geht um die Welt: Randale am traditionellen Schlachtplatz der Republik: der Bastille.

23:21 Uhr Die Tränengasnebel lichten sich, die Letzten haben die Stufen geräumt. Die CRS, Schlagstöcke gehoben, stehen nun direkt vor dem Café, treiben die Versprengten in die Seitengassen.

23:16 Uhr Im Café wird es still. Auf dem Fernsehschirm schmettert Mireille Mathieu die Marseillaise für den Wahlsieger. "Aux armes enfants de la patrie"... Auf derPlace de la Bastille sprechen sie, die Waffen, Sancars heulen.

23:13 Uhr Der Kontrast ist schwer auszuhalten. Draußen tobt ein Straßenkampf, auf dem Fernsehschirm im Inneren des Cafés spricht Sarkozy auf dem Platz der Concorde von einem geeinten Frankreich.

23:11 Uhr Ein Mann übergibt sich am Straßenrand. Die Menschen, die kurzzeitig von den Stufen vertrieben worden waren, haben sich den Platz vor der Oper wieder angeeignet. Auf dem Platz brennt es, die CRS rückt wieder vor, Schilde im Anschlag, Gasmasken auf dem Kopf.

23:09 Uhr Immer noch harren einige hundert auf den Stufen der Bastille aus, sie laufen auf und ab, in enormen Mengen Tränengas. Aber zumindest diese Jungen hier auf den Stufen sind friedlich, werfen keine Steine. Sie wollen scheinbar bleiben, aus Protest. "Wie halten die das aus?", will eine Frau wissen, die Nase an die Scheibe gedrückt. "Indem sie alle Tränen ihres Körpers weinen", antwortet ihr Nachbar.

23:07 Uhr Eine alte Frau drückt sich stöhnend durch die Tür ins Cafe. "Das brennt, das brennt!", ruft sie. Fernsehsender TF1 zeigt derweil Bilder von Sarkozys gepanzerter Limousine, irgendwo in Paris. Auf dem Platz geht ein Zelt in Flammen auf.

Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

23:01 Uhr Die Nachrichtenagentur AFP meldete inzwischen: Am Rande einer Kundgebung von 5000 Anhängern der unterlegenen Sozialistin Ségolène Royal auf dem Bastille-Platz griffen Vermummte aus der Autonomen-Szene die Polizei mit Pflastersteinen an. Die Beamten reagierten mit dem massiven Einsatz von Tränengas.

Live-Ticker zur Frankreichwahl: Ausschreitungen in Lyon

Ausschreitungen in Lyon

(Foto: Foto: AFP)

Auch aus anderen Städten wie Lyon, Rennes und Nantes wurden teilweise gewalttätige Demonstrationen gegen Sarkozy gemeldet. In einigen Einwanderer-Vororten wurden Autos angezündet.

22:57 Uhr: Eine Frau kommt von der Straße hereingeflüchtet. "Das ist Scheiße, da draußen war doch gar nichts los!" Hier im Café herrscht die Auffassung, dass die Polizei zu schnell zum schweren Gerät gegriffen hat.

Die Bastille ist immer schon ein Platz für Demos gewesen, die Polizei wusste genau, was zu tun ist.

22:52 Uhr: Die Polizei gewinnt, das scheint klar. Jetzt räumt sie, die Schilde gezückt, die Stufen der Oper.

22:49 Uhr: Die CRS hat nun alle auf der Treppe der Oper zusammengetrieben und lädt nun massiv Tränengas nach. Die Polizei hat sich auch in der U-Bahn gesammelt, wo Demonstranten und Fotografen Zuflucht gesucht haben. Auf dem Platz sieht man kaum noch durch die Nebelschwaden. Die Menschen auf den Stufen laufen seltsamerweise nicht weg, trotz des Tränengases.

22:48 Uhr: Fünf Demonstranten haben es irgendwie geschafft, einen Laternenpfahl auszureißen und in Richtung CRS zu schmeißen. Kanaldeckel werden ausgehebelt.

La France bizarre: Im Café hat einer der Eingeschlossenen seine Gitarre zur Hand genommen. Der Teil des Cafés, der wegen des Tränengases nicht heult, singt jetzt.

22:45 Uhr: Die Sonderpolizei CRS kreist die Demonstranten nun langsam ein, im Café ruft eine Frau: "Die haben echt keine Angst vor der Polizei". Täte ihnen aber gut.

22:44 Uhr: Ein offensichtlich demonstrationserfahrer Tischnachbar rät mir, keinesfalls die Augen zu reiben. Fühlt sich an wie das Chili, dass ich mir mal bei einer Kochsession versehentlich auf die Augen geschmiert habe.

22:41 Uhr: Das Tränengas dringt durch die Ritzen der Fenster des Cafes, zum Leidwesen derer, die noch nicht draußen waren. Es riecht verbrannt. Die Polizei hat einen entscheidenden Vorteil: Der gesamte Platz ist videoüberwacht. Journalisten, die sich zuvor noch auf drei Meter an die Randalierer herangewagt hatten, flüchten jetzt ins Café.

22:38 Uhr: Bemerkenswert: Sender TF1 berichtet über das Konzert am Place de la Concorde, keine Bilder vom Konflikt auf der Place de la Bastille. Um kein Öl ins Feuer zu gießen?

Der Reporter berichtet wieder aus dem "sicheren" Cafe.

22:29 Uhr: Jetzt scheint die Straßenschlacht erst richtig loszugehen: Einige Demonstranten stürmen auf die aufgezogene Sonderpolizei. Ich wende mich um, weg, nur weg. Zurück zu meinem Cafe. Es ist verrammelt - jemand scheint mich zu erkennen, lässt mich hinein.

22:27 Uhr: Auch auf der Place de la Bastillesteht keine einheitliche Masse der Polizei gegenüber: Vielmehr zerfällt auch in diesem Chaos das protestierende Frankreich in viele Kleingruppen. Die einen schmeißen Steine, andere spielen Trompete.

Ich versuche, den Platz zu verlassen. Die Leute sagen, es bringe nichts, wegzulaufen. Dieser Meinung bin ich nicht.

Zu spät: Der Platz ist komplett abgeriegelt, das Tränengas brennt in den Augen, ich heule wie ein Schloßhund. Jetzt fahren Einsatzfahrzeuge des Roten Kreuzes auf den Platz.

22:23 Uhr: Ein Live-Übertragungswagen des polnischen Radios steht auf dem Platz. Die Windschutzscheibe ist eingeschlagen, ein Journalist sitzt auf der Hinterbank. "Überall die Medien, Informationen nirgendwo", hat jemand in rot auf den Wagen gesprüht. Immer wieder fliegen Gegenstände: Jetzt fangen sie sogar an, Blumenkörbe zu werfen.

Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

Nicolas Sarkozy bei seinem ersten Auftritt nach Schließung der Wahllokale

Gerührt: Nicolas Sarkozy bei seinem ersten Auftritt nach Schließung der Wahllokale

(Foto: Foto: AP)

22:19 Uhr: Die Polizei ist nicht zu sehen. Einzelne Kamerateams eilen vorbei. Man hört Sanitätswagen vorbeifahren. Viele laufen vermummt herum - wegen des Tränengases.

Ich wage mich weiter vor: 40 Polizisten sind zu sehen, sie bleiben ruhig stehen. Ihnen stehen knapp 100 Jugendliche gegenüber. Sie schreien immer wieder: "Polizei überall, Gerechtigkeit nirgendwo." Ein Verletzter liegt am Straßenrand, seine Augenbraue ist aufgeplatzt. Die Straßen sind abgesperrt, keiner kommt mehr rein.

22:18 Uhr: Die Jugendlichen sind vor die Oper getrieben worden, immer wieder fliegen Tränengas-Kapseln. Die Demonstranten sind teilweise vermummt, sie schreien: "Sarko-Fascho, das Volk holt sich deine Haut." Einige von ihnen werfen die Tränengas-Granaten in Richtung Polizei zurück.

22:15 Uhr: Die Demonstranten sind keine homogene Masse: Es scheint sich um einen Mix aus politischem Protest und dem Frust von Jugendlichen aus den Vororten zu handeln.

22:10 Uhr: Der halbe Platz ist leer, die jungen Demonstranten - kaum einer älter als 30 - skandieren: "Überall Polizei, nirgendwo Gerechtigkeit."

22:05 Uhr: Überall wabern Tränengasschwaden über den Platz, Steine fliegen gegen Autos, ein leerer Übertragungswagen steht auf dem Platz. Feuerwerkskörper werden gezündet.

Der Reporter verlässt das Café und berichtet weiter via Mobiltelefon.

22 Uhr: Die Menschen im Inneren des Cafés schauen ängstlich nach draußen, ob sich die Lage beruhigt.

21:59 Uhr: Die Kellner in Panik, Rufe, Schreie, Gläser fallen zu Boden.

21:58 Uhr: Leute beginnen zu laufen, das Kellner riegeln das Café ab.

21:55 Uhr: Achtung: Panik auf der Place de la Bastille!

21:43 Uhr: Nun ist nur noch die Farbe rot zu sehen, sie taucht die Statue in Feuer, es riecht verbrannt. Jemand hat "Anti-Sarko" in Schwarz darauf gesprüht und in Rot einen Aufruf zum Generalstreik. Immer zahlreicher strömen nun die Menschen mit der Insignie der Parti Socialiste auf den Platz, der roten Rose, und mit Plakaten von Royal.

Auf der Place de la Concorde feiert derweil der UMP-Anhang ausgelassen. Frenetische Fans halten Schals und Banner in die Luft, auf denen steht "Zusammen!" und "Construire! - Aufbauen!" Das Frankreich von Links und Rechts ist heute nur wenige Kilometer voneinander entfernt, doch die wahre Entfernung der beiden Lager nach der Niederlage Royals kann noch niemand abschätzen.

21:39 Uhr: Eben hat sich eine 92 Jahre alte Dame zu Wort gemeldet: Es ist Mariann Sarközy, ungarische Großtante von Sarkozy: Sie sei "entzückt" über den Sieg ihres Großneffen, aber "kein bisschen überrascht". "Ich will nicht arrogant erscheinen, aber ich hätte schon vor zwei Jahren voraussagen können, dass er gewinnen wird." Sarkozy habe so viel "Verve und Erfahrung", er sei talentiert und intelligent, lobte die Großtante.

21:37 Uhr: Auf der Place de la Bastille haben sich inzwischen tausende Royal-Anhänger versammelt, manche sind auf den Sockel der Jul-Säule in der Mitte gestiegen, die an die Revolution von 1830 erinnert. Bengalische Feuer in den Farben blau-weiß-rot werden gezündet. Die Stimmung ist ruhig.

21:35 Uhr: Sarkozy hat angekündigt, erstmal ein paar Tage Urlaub machen zu wollen. Am 16. Mai ist Chiracs letzter Amtstag. Danach will Sarkozy so bald wie möglich sein Kabinett vorstellen, wie es hieß zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen zusammengesetzt, und angeblich auch mit Politikern von UDF und der Linken bestückt. Als Premierminister wird Francois Fillon gehandelt, der bis 2005 Bildungsminister war.

21:31 Uhr: Im Café ist es ruhig geworden. Die Royal-Unterstützerin aus der Provence, die 500 Kilometer gefahren ist, hat den Ort ihres Grauens verlassen. Draußen schleppt ein einsamer Bannerträger seinen Pappkarton hinter sich her, darauf steht: "Berluscosy - mehr teilen, um mehr zu herrschen." Eine Kellnerin trägt ein Bier auf einem Tablett durchs Lokal und murmelt "quelle tristess" - wie traurig. Im Fernsehen spricht nun Bayrou.

Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

Entspannt: Segolene Royal, nachdem sie ihre Niederlage eingestanden hatte.

Entspannt: Segolene Royal, nachdem sie ihre Niederlage eingestanden hatte

(Foto: Foto: Reuters)

21:26 Uhr: Kurzer Blick in die (Online-)Presse Frankreichs, die ja jetzt, nachdem die Ergebnisse verkündet sind, keinen Maulkorb mehr hat: Die gemäßigt linke Zeitung Le Monde macht mit der Kampfansage Royals auf: "Royal kündigt an, die Spitze der Opposition übernehmen zu wollen". Der gemäßigt rechte Figaro zitiert Sarkozy: "Ich werde der Präsident aller Franzosen sein." Die linke Liberation zitiert den neuen Päsidenten mit den Worten: "Das Volk hat sich für den Bruch (Anm. d. Red.: mit den alten Traditionen) entschlossen."

21:21 Uhr: Glückwunsch auch aus dem Elysée-Palast. Der scheidende Präsident Jacques Chirac wollte zwar Sarkozy zunächst nicht unterstützen, sondern favorisierte Premierminister Dominique de Villepin. Nun beglückwünschte der Noch-Staatschef seinen Nachfolger Sarkozy "zur Erfüllung seiner Mission". Chirac tritt am 16. Mai ab - nach zwölf Jahren im Amt.

21:14 Uhr: Viel wird davon abhängen, wie Bayrous neu gegründete Demokratische Partei abschneiden wird. Es bleibt also spannend bis zum "Dritten Wahlgang", den Parlamentswahlen im Juni.

21:12 Uhr: Die Prognosen für die Parlamentswahlen haben nicht die gleiche Bedeutung wie in Deutschland. In Frankreich wird in zwei Wahlgängen gewählt, und es herrscht Mehrheitswahlrecht. Um gewählt zu werden, werden die Reste von Bayrous Zentrumspartei auf die Unterstützung der UMP bauen, die dann möglicherweise keine Gegenkandidaten aufstellt. Eine Links-Zentrums-Koalition im Parlament ist deshalb eher unwahrscheinlich.

21:07 Uhr: Inzwischen sammelten sich die Sarko-Fans an der Place de la Concorde und feiern den Wahlsieg. Das Fernsehen überträgt, zeigt aber auch immer wieder Sarkozy, wie er sich den Weg durch die Menschenmassen bahnt. Er weiß: Nach dem Wahlkampf ist vor dem Wahlkampf - die Nationalversammlung wird im Juni gewählt.

21:04 Uhr: Nun trudeln die Glückwunsche aus aller Welt ein: US-Präsident Bush gratuliert, Bundespräsident Köhler schickt per Telegramm seinen Glückwünsche an Sarkozy, von "Glück und Erfolg" ist die Rede. Kanzlerin Merkel läßt per Regierungssprecher eine Stunde nach Schließung der Wahllokale mitteilen, sie freue sich, "mit dem neuen französischen Präsidenten bald zu einem ersten Meinungsaustausch zusammenzutreffen".

20:58 Uhr: Royal lacht, intoniert den Slogan: "Alle zusammen, alle zusammen", der im Café nur noch matten Widerhall findet.

20:55 Uhr: Nun flimmert wieder Royal über die Fernsehschirme. Sie ist aufs Dach des Sozialisten-Hauptquartier gestiegen, das Mikro in der Hand, das sie immer wieder dem Publikum entgegenstreckt, als wolle sie sagen: "Ihr seid meine Stimme." Ihr Lebengefährte Hollande ist auch zu sehen, er grinst.

20:52 Uhr: Im Café ist Sarkozys Aufruf auf wenig Zustimmung gestoßen. Als er sagt "...alle Franzosen einen", schreit einer "und alle Reichen!". Immer wieder ertönen Buhrufe und: "Ta gueule - Halts Maul!" Die Sarkozy-Anhänger haben das Café geräumt, sie sind wohl auf dem Weg zur Place de la Concorde, wo bald ein Popkonzert zu Ehren Sarkozys starten soll.

20:50 Uhr: Noch eine Umfrage, und zwar zur ersten Runde der anstehenden Parlamentswahl: Sarkozys UMP-Partei würde demnach 34 Prozent der Stimmen erhalten, wie eine Befragung des Instituts Ifop ergab. Die Sozialisten der unterlegenen Kandidatin Ségolène Royal kämen auf 29 Prozent. Die Zentrumspartei UDF käme auf zwölf Prozent und die fremdenfeindliche Front National (FN) auf sieben Prozent. Der Wahlgang findet am am 10. Juni statt.

20:47 Uhr: Auf der Place de la Bastille hat sich die Menge zerstreut, der gewaltsame Protest, den manche befürchtet hatten, ist hier ausgeblieben.

20:45 Uhr: Dann schließt er mit: "Vive la République, vive la France." Sarkozy sagt allen Dank. Er ist sehr entspannt, verlässt im Choral der Marseillaise die Bühne. Er hat eine Rede gehalten, die die Antagonismen Frankreichs zusammenführen will.

20:44 Uhr: Eine deutliche Friedensbotschaft ergeht an Afrika. Dann: Frankreich werde die französische Geisel in Afrika nicht alleine lassen, nicht die in Kolumbien vor Jahren entführte Ingrid Bétancourt, und nicht die unterdrückten Frauen auf der Welt.

20:43 Uhr:Sarkozy wartet mit einer Überraschung auf: Frankreich werde den Kampf gegen den Klimawandel zur ersten Aufgabe machen, erklärt er.

20:42 Uhr:Sarkozy ruft zur Toleranz auf und wendet sich dann an die europäischen Partner: "Mein ganzes Leben war ich Europäer und glaube von tiefstem Herzen an Europa. Heute abend ist Frankreich in Europa zurückgekommen."

Dann ein Aufruf an "unsere amerikanischen Freunde: Ihr könnt auf unsere Freundschaft zählen."

20:40 Uhr:Im Café klatscht einer, "Schnauze!", schreit ein anderer.

20:39 Uhr:Der künftige Präsident gibt sich versöhnlich: "Es gibt nur einen Sieg heute abend, den der Demokratie." Dann spielt Sarkozy seine Wahlkampfschlagwörter: Arbeit, Autorität, Moral, Respekt. Und der nationalen Identität solle zur Ehre verholfen werden, verkündet er in dunklem Zwirn und Krawatte.

20:37 Uhr:Dies sei ein besonderer Moment im Leben eines Mannes, sagt Sarkozy, die Franzosen hätten ihm die größte Ehre erwiesen. Dann warme Worte für die Rivalin: "Meine Gedanken gehen zu Frau Royal. Ich möchte ihr sagen, dass ich sie respektiere und ihre Ideen, in denen sich so viele wiedergefunden haben. Ein Präsident muss alle Franzosen einen."

20:32 Uhr:Jetzt kommt Sarkozy auf die Bühne, frenetischer Jubel. Sarkozy blickt nach oben. Jetzt beginnt seine Rede.

20:30 Uhr:Offensichtlich haben 66 Prozent der FN-Wähler für Sarkozy gestimmt, berichtet Radio France Info. Und das, obwohl Le Pen zur Enthaltung aufgerufen hatte. Nur 15 Prozent der FN-Wähler sollen sich enthalten haben.

20:29 Uhr:Front National-Chef Le Pen darf nochmal reden, auf TF1: Frankreich habe sich gegen eine neue sozialistische Katastrophe ausgesprochen, sagt er.

20:28 Uhr:Auflösungserscheinungen auf der Place de la Bastille. Nur noch in der Mitte des Platzes blockieren einige Royal Anhänger den Verkehr. Offensichtlich keine Gewalt. Auf dem Fernsehschirm jubeln Sarkozys Anhänger, Buhrufe im Café, das knapp die Hälfte der Gäste gleich nach dem Ergebnis verlassen hat.

20:25 Uhr:Sarkozy bahnt sich seinen Weg durch die Menge, gleich wird der künftige Präsident Frankreichs sprechen. Vor der Salle Gaveau, tanzen, lachen, schreien die UMP-Anhänger. Sie singen die Marseillaise.

20:23 Uhr:40 Prozent der Bayrou-Wähler sollen laut TF1 Sarkozy, 40 Royal gewählt haben. Royal hätte deutlich mehr Stimmen des Zentrums gebraucht, ihre Annäherungsversuche zwischen den beiden Wahlgängen haben nicht gefruchtet.

20:20 Uhr: Auf der Place de la Bastille hört man jetzt die Sancar-Sirenen. Zwei junge Männer sind augf eine Telefonzelle gestiegen und heizen die Menge auf.

20:16 Uhr: Während im Fernsehen Royals Partner und Sozialistenchef Francois Hollande sich die Niederlage nicht anmerken lässt, rollt Sarkozy weiter auf die salle Gaveau zu - und die Nation kann live zusehen. Ganz künftiger Präsident mit Polizeieskorte und klatschenden Anhängern am Straßenrand. Neben Sarkozs Gefährt knattern Motorräder mit Kameraleuten. Deren Objektive halten immer noch in das geöffnete Autofenster, wie bei der Tour de France, nur dass es sich heute im den Zieleinlauf des Nicolas Sarkozy handelt.

20:12 Uhr: Nun wartet alles auf den Sieger, nun wartet alles auf Nicolas Sarkozy. Auch CNN berichtet nun live aus Paris - und zeigt die Renault-Limousine Sarkos. Die Kamera fährt heran, das Fenster öfnet sich, der Sieger reckt seinen Arm heraus - und telefoniert.

20:10 Uhr: Royal muss fürchten, dass morgen die Elephanten der Sozialistischen Partei über sie herfallen, denen ihre Kandidatur nie gefallen hat.

20:08: Uhr: Wütender Auflauf auf der Place de la Bastille. Noch ist unklar, was passiert. Ségo derweil im Fernsehen: "Ich habe alle meine Kräfte gegeben!"

"Ihr könnt auf mich zählen", sagt sie und wünscht sich, die "Linke zu vertiefen", neu aufzubauen, eine neue linke, "für künftige Wahlsiege". Dann endet Royal, mit den Worten "Vive la République!" und geht durch die Menge der Anhänger, heftig beklatscht.

20:06: Uhr: Royal, wieder ganz in Weiß, dankt allen, die sich in den Vororten eingeschrieben haben. Dann: Was wir gemeinsam begonnen haben, setzen wir gemeinsam fort!" Jubel.

Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

20:04: Uhr: Das Kamerateam ist von Radio Canada und filmt die Café-Gäste. Die klatschen jetzt mehrheitlich, denn Ségo taucht auf dem Schirm auf, um ihre Rede zu halten. Sie lächelt.

20:02 Uhr: Das Fernsehen zeigt ein Menschenmeer in blau vor der salle Gaveau. Sarkozy wird sehnsüchtig erwartet.

20:01 Uhr: Ein Buhkonzert bricht aus im Café, Hunderte pfeifen vor der Terrasse, die Stimmung kocht jetzt.

20 Uhr: Countdown: 4... 3... 2...1... Die erste französische Hochrechnung: Sarkozy gewinnt Präsidentschaftswahl in Frankreich. Der 52-Jährige kam auf etwa 53 Prozent der Stimmen, Royal auf etwa 47 Prozent.

19:59 Uhr:Noch eine Minute. Ein Kamerateam begibt sich im Café auf die Suche nach der besten Position, um möglichst viel Enttäuschte ins Bild zu bekommen. Das dürfte nicht schwierig werden.

Auf TF1 sieht man nun Sarkozy in der salle Gaveau ankommen, umringt von Journalistentrauben. Gleich wird er sprechen.

19:58 Uhr:Noch einmal die Dame aus der Provence: "Immer noch keine Änderung?", fragt sie. Sie wendet sich ab, Tränen in den Augen.

19:57 Uhr:Konfusion im TV: Wo ist Ségo? Reporter laufen zu ihren Wagen, offensichtlich kommt sie gleich im haus de l'amerique latine an.

19:56 Uhr:Noch vier Minuten, dann gibt es die Ergebnisse. Am Rand der Terrasse des Cafés sammeln sich Leute, im Café fängt ein Fernsehteam zu filmen an.

19:55 Uhr:Le Monde titelt auf der Website: Die Anhänger Sarkozys zweifeln nicht mehr an ihrem Sieg.

19:54 Uhr:Auf der Place de Bastille hat sich Jean Christophe, der im Viertel wohnt, eingefunden und wartet. "Ich bleib hier, egal was passiert. Selbst wenn Royal es nicht schafft, bleib ich da. Wenn sie verliert, dann knapp," sagt der 28-Jährige. "Und dann haben wir ein Frankreich, das in zwei Teile zerteilt wird. Das wird hart."

19:52 Uhr:Auch die Sicherheitskräfte rüsten sich: Die Einfallstraßen von Paris sind voller Einsatzwagen.

19:49 Uhr:Im Café an der Bastille bereiten man sich inzwischen auf den Ernstfall vor: "Wenn das hier aus dem Ruder läuft, machen wir dicht", sagt ein Kellner. Das Cafe wurde bei Ausschreitungen schon mehrfach arg beschädigt.

19:46 Uhr:Eine deutsche Studentin spricht mich an: Sind Sie Herr Honsell? Ich habe gerade Ihren Ticker gelesen und wollte wissen, ob Sie wirklich da sind.

19:44 Uhr:Noch 16 Minuten, dann werden es auch die letzten Franzosen wissen: Sarkozy hat gewonnen. Das Café ist jetzt bis zum letzten Platz gefüllt. "Schlechte Kundschaft", grummelt der Kellner. Soll heißen: Niemand trinkt, niemand isst, alle sehen fern. Und sehen wieder Bilder von der salle Gaveau, wo die UMP-Anhänger sich gerade in einen Rausch hopsen.

19:39 Uhr:Die schimpfende Royal-Anhängerin aus der Provence dreht sich zu mir um und fragt ängstlich: "Die Zahlen von ihrer Website haben sich nicht zufällig umgedreht?" Meine Antwort gefällt ihr gar nicht.

19:34 Uhr:Frische Zahlen: Sarkozy habe 53,5 Prozent der Stimmen erhalten, berichtete die Schweizer Nachrichtenagentur sda unter Berufung auf Informationen aus dem französischen Innenministerium. 46,5 Prozent der Wähler stimmten demnach für Royal.

19:30 Uhr:Die französischen Medien haben sich aufs Zählen verlegt. Nicht von Wahlstimmen, sondern von Minuten, die bis acht bleiben. Die Regelung ist absurd, das Medienkontrollorgan CSA wird sich etwas überlegen müssen, damit in Zukunft die Franzosen zur gleichen Zeit ihren Präsidenten kennen wie die Belgier und Schweizer.

19:25 Uhr:Nun macht die Frau ihrem Unmut Luft - in breitem Provencal: "Mein Mann und ich sind aus Montélimar hierher gefahren, 500 Kilometer um Ségolènes Sieg zu feiern. Und jetzt hat sie verloren. Noch fünf Jahre eine rechte Regierung! Mit Chirac macht das siebzehn Jahre. Ist Ihnen klar, wie lang das ist?"

19:23 Uhr:Im Café schauen alle auf die Bildschirme, obwohl dort nur Werbung läuft. Am Nachbartisch kann sich eine Frau Mitte dreißig nicht länger zurückhalten. Ihr Weinglas hat sie kaum angerührt, seit es ihr der Kellner vor zehn Minute hingestellt hat.

19:19 Uhr:Das Pariser Radio Nova macht sich über die Stillhalteverpflichtung der Medien lustig und meldet: "Fast Gleichstand auf den Stimmzetteln: Ségolène Royal, das ergibt 13 Buchstaben, Nicolas Sarkozy 14. Das Gewicht der Stimmzettel ist komplett gleich!" Großartig.

Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

19:15 Uhr: In der Pariser rue d'Enghien müssen die Bewohner des zehnten Arrondissements zum letzten Mal die Sperrung ihres Viertels hinnehmen: Morgen räumt Sarkozy sein Hauptquartier. Heute noch mal ein letzter Massenansturm, CRS-Einheiten, Fahnenmeer in UMP-Blau.

19:12 Uhr: In den Wahlbüros der Hauptstadt ist der Ansturm immer noch riesig. Einige haben zusätzliche Wahlhelfer angefordert. Die ersten Wahllokale schlossen um 18 Uhr. Hier in Paris und in anderen Großstädten ist die Stimmabgabe noch bis 20 Uhr möglich.

19:10 Uhr:Die Place de la Bastille in Erwartung: etwa so viele Bereitschaftspolizisten wie Sozialisten, letztere mit traurigem Gesicht, Paare nehmen sich in die Arme. Die am besten informiert sind rufen "On a perdu! - Wir haben verloren!" und rufen ihre Freunde an. Eine Jugendgruppe zieht Blicke auf sich.

19:08 Uhr:Neue Zahlen, wieder aus der Schweiz: Die Zeitung 24 Heures berichtet ebenfalls unter Berufung auf Wählernachfragen, es zeichne sich ein Ergebnis von 53 bis 55 Prozent für Sarkozy ab.

19:04 Uhr:Nun behilft man sich, indem man Bilder sprechen lässt: Auf Frankreichs größtem TV-Sender TF1 sieht man UMP-Leute, die Schilder mit dem Schriftzug "Sarkozy président" vor die Kamera halten.

19:02 Uhr:Verzweifelte Berichterstattung auf LCI, wo wie auf allen französischen Fernsehkanälen vor acht kein Resultat veröffentlicht werden darf: Ein Korrespondent hat sich auf ein Motorrad gesetzt und fährt Richtung Elysée-Palast. Dabei zählt er die Straßen auf, an denen er vorbei kommt.

18:59 Uhr: Aus sieben Lautsprechern hallt nun die Stimme der Korrespondentin von LCI, die sich vor dem Hauptquartier der UMP in der rue d'Enghien aufgestellt hat. Sie zählt die Prominenz auf, die hinter ihr durch die große Glastür hastet: Sozialminister Jean-Louis Borloo, Rockstar und Sarkozy-Vertrauter Johnny Hallyday, der voraussichtliche Premierminister Francois Fillon.

18:57 Uhr: Unruhe im Café: Der Besitzer hat sich bis jetzt geweigert, den Sound aufzudrehen. Die Weigerung lässt sich nun nicht mehr halten, zuviele wollen hören, was passiert.

Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

18:52 Uhr:Auf der Place de la Bastille hat ein Kamerateam von Radio Canada eine weißhaarige Sozialistin eingefangen, die nun von den "Chancen im dritten Wahlgang" spricht. Damit meint sie die Parlamentswahlen am 10. und 17. Juni, wo zumindest theoretisch die Linke gemeinsam mit dem Zentrum eine Mehrheit erringen und so die Regierungsvorhaben Sarkozys blockieren könnte.

18:47 Uhr: In der Rue Solférino, bei den Sozialisten, ist es deutlich ruhiger. Royal ist in der Maison de l'amerique latine, nur ein paar hundert Meter weiter. Dort wird die Sozialistin nach Bekanntgabe der Resultate sprechen.

18:45 Uhr: In der Pariser Salle Gaveau hat sich die UMP versammelt, die Nachricht von Sarkozys Sieg ist dort längst angekommen: "On a gagné - wir haben gewonnen!" Acht Kamerateams haben sich eingefunden, mehrere hundert Journalisten. Sarkozy will hier um acht Uhr eine Rede halten. An der Place de Bastille treffen derweil Autos der Bereitschaftspolizei ein.

18:40 Uhr: Wiederholungen auf allen Kanälen: Auf dem Bildschirm flimmert Nicolas Sarkozy, wie er in sein Wahlkampfhauptquartier im zehnten Bezirk einzieht. Die Bilder stammen vom Nachmittag.

Danach wirft zum dritten Mal in dieser Stunde auf LCI Royal ihren Stimmzettel in die Urne. Zeitgleich auf France Inter: Sarkozy war ohne seine Frau Cécilia beim wählen. Der Berichterstattung täten Resultate jetzt gut.

18:38 Uhr: Es ist ähnlich seltsam: Die französischen Medien kennen die Prognosen, müssen sich aber zurückhalten. Die Folge: Die hohe Wahlbeteiligung wird breitgetreten, Radio France Info widmet dem Thema vier Minuten, und man kann Details lernen: Im Lot wählten die meisten, in der Region rund um Paris die wenigsten.

18:34 Uhr: Auch das Innenministerium bestätigt den Ansturm auf die Wahlurnen: Trotz des überwiegend schönen Wetters gab bis 17.00 Uhr jeder vierte Stimmberechtigte sein Votum ab - der höchste Wert seit Beginn der direkten Präsidentenwahlen im Jahre 1965. Der Trend zum Wählengehen war schon im ersten Durchgang vor zwei Wochen deutlich geworden: Damals hatten zur gleichen Zeit 73,87 Prozent abgestimmt.

18:27 Uhr: Die stille Post ist inzwischen am anderen Ende der Terrasse angekommen, man kann sie anhand der Gesichtsausdrücke verfolgen: Kinnladen klappen herunter, Augen werden aufgerissen - deutlich mehr entsetzte als beglückte Gesichter. Hier an der Bastille ist man eher links. Und im Moment fassungslos.

18:23 Uhr: Das Café füllt sich langsam, immer mehr Blicke richten sich auf die beiden Fernsehschirme, auf denen nach wie vor Vorberichterstattung ohne Ton läuft. Auf dem französischen Nachrichtenkanal LCI werden gerade Leute nach ihrer Einschätzung der Wahl befragt, dabei weiß man außerhalb Frankreichs schon, wer wahrscheinlich gewonnen hat: Nicolas Sarkozy. Auf der Place de la Bastille, nur ein paar Meter von der Café-Terrasse entfernt, könnte diese Nachricht heute Nacht zu ungemütlichen Protestveranstaltungen führen. Im Moment aber ist es noch ruhig.

Sarkos Sieg und Chaos an der Bastille

18:20 Uhr: Hochrechnungen zufolge lag die Wahlbeteiligung bei gut 85 Prozent. Zuletzt hatte die Stichwahl zwischen Valéry Giscard d'Estaing und François Mitterrand beim historischen Sieg des Sozialisten 1988 ähnlich viele Wähler interessiert. Der absolute Rekord für eine Präsidentschaftswahl der Fünften Republik dürfte den Instituten Ifop und CSA zufolge aber nicht erreicht werden. Beim ersten Duell zwischen Giscard und Mitterrand 1974 gaben 87,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Am Sonntag lag die offizielle Beteiligung um 17.00 Uhr bei 75,1 Prozent. In die Wählerlisten hatten sich 44,5 Millionen Franzosen einschreiben lassen.

18:16 Uhr: Im Café hat jemand vom Nachbartisch einen Blick auf meinen Bildschirm erhascht, wo das Ergebnis laut lesoir.be steht. Es beginnt sofort eine stille Post. "Hast Du gehört, 54 Prozent Sarko...Ségo ist fertig..." Einige stehen auf und gehen zum Fernsehschirm, auf der Suche nach Antworten. Doch dort sieht man nur eine Wetterkarte. Vor 20 Uhr gibt es keine Ergebnisse in französischen Medien.

18:10 Uhr: Das Schweizer Fernsehen meldet Sarkos Sieg: Der konservative Präsidentschaftskandidat habe bei der Stichwahl zwischen 53 und 55 Prozent der Wählerstimmen geholt, berichtet der Sender unter Berufung auf Prognosen in Frankreich.

18:02 Uhr: Zwei junge Mädchen haben von den inoffiziellen Umfragen erfahren und machen einen niedergeschlagenen Eindruck. "Ich bin absolut gegen seine Ideen, er ist zu hart und geht zu sehr auf Konfrontation". Ihre Sitznachbarin befürchtet Unruhen heute Nacht: "Wenn er wirklich gewonnen hat, gehe ich lieber heim, ich habe keine Lust auf der Straße in Schwierigkeiten zu kommen."

17:59 Uhr: Im Café läuft der Fernseher noch ohne Ton, auf dem Schirm lässt gerade Sarkozy im Blitzlichtgewitter seinen Stimmzettel in die Urne plumpsen. Das überwiegend junge Publikum nimmt davon keine Notiz, und sonnt sich lieber auf der Terrasse.

Manche Zeitungen befürchten für den Fall eines Sieges von Sarkozy neue Unruhen in den Banlieues, in denen der ehemalige Innenminister nicht sehr wohlgelitten ist. Die Bürgermeister der meisten Unruheviertel von 2005 haben bislang allerdings keine Warnung ausgesprochen. Es seien nicht mehr Polizisten im Einsatz als zum Jahrestag der Unruhen vor einem Jahr, hieß es aus dem Innenministerium.

17:51 Uhr: Die französischen Medien dürfen erst um 20 Uhr Ergebnisse bekannt geben, weil in den großen Städten die Wahllokale erst um 20 Uhr schließen. Auf belgischen und Schweizer Websites kann man schon vorher Hochrechnungen einsehen. Laut der belgischen Nachrichten-Seite lesoir.be liegt Sarkozy nach inoffiziellen Schätzungen bei 54 Prozent.

17:45 Uhr: Glaubt man den ersten inoffiziellen Hochrechnungen, dürfte Sarkozy der Gewinner sein. 1996 fand hier auf der Place de la Bastille eine große Trauerfeier zu Ehren Francois Mitterrands statt. Heute Nacht dürften die Anhänger der Mitterrand-Schülerin Royal hier zusammenkommen. Wie es im Moment aussieht, wird auch dies eher eine Trauerfeier.

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