Linken-Chef Riexinger in Griechenland:"Wir machen das Kontrastprogramm"

Auf der anderen Seite: Außer Merkel ist auch Bernd Riexinger nach Athen gereist. Er aber protestiert gemeinsam mit den Griechen in der Hauptstadt. Im Gespräch mit Süddeutsche.de schildert der Linken-Chef die Lage auf den Straßen, erklärt, was er der Kanzlerin vorwirft - und kontert die Vorwürfe aus der Union, er würde die Proteste weiter anheizen.

Antonie Rietzschel

Demonstrations ahead of Merkel visit

Alexis Tsipras (rechts) und Bernd Riexinger vor dem Parlamentsgebäude in Athen. "Die Demonstranten wissen, dass auch die deutschen Linken anwesend sind."

(Foto: dpa)

Linke-Chef Bernd Riexinger reiste zur gleichen Zeit wie die Kanzlerin nach Griechenland. Der Besuch war lange vor Ankündigung der Merkel-Reise geplant.

SZ.de: Es ist so ruhig bei Ihnen, ich höre gar keine Sprechchöre im Hintergrund. Dabei wollten Sie doch demonstrieren gehen.

Bernd Riexinger: Die Genossen und Genossinnen von Syriza und ich sind gerade erst auf den Weg zu dem Platz vor dem Regierungsgebäude. Jetzt laufen wir am Parlamentsgebäude vorbei. Wir waren aber schon mal am frühen Nachmittag bei der Demonstration. Dazwischen hatte ich Gespräche mit Syriza-Chef Alexis Tsipras.

Werden Sie dann auch gleich ihre angekündigte Rede halten?

Alle Demonstrationen in der Stadt sind verboten. Nur auf dem Syntagmaplatz werden Demonstranten geduldet. Gelegenheit zum Reden gibt es dort nicht, weil keine Bühne aufgebaut war. Das ist schade. Aber die Demonstranten wissen, dass auch die deutschen Linken anwesend sind.

Um was geht es den Demonstranten und Ihnen?

Wir wollen, dass die Politik der Troika aufhört, die Knebelung der Beschäftigten und Rentner. Wir wollen, dass die Verantwortlichen, also die Reichen dafür bezahlen. Ich war heute am Vormittag in einem Kinderkrankenhaus, dort gibt es fast keine Medikamente mehr. Kinder werden in SOS-Dörfern untergebracht. Das kennt man nur aus Dritte-Welt-Ländern und jetzt passiert das mitten in Europa.

Angela Merkel ist das erste Mal seit Beginn der Krise in Griechenland. Wie oft haben Sie das Land besucht?

Ich war einmal beruflich in Griechenland, auf einer internationalen Gewerkschaftskonferenz. Sonst nur als Tourist.

Bei der Union hat ihr Griechenland-Besuch heftige Kritik ausgelöst. Ihnen wird vorgeworfen die Proteste noch anzufachen.

Das sehe ich anders. Wir machen das Kontrastprogramm zur Frau Merkel. Sie trifft sich nur mit dem Ministerpräsidenten, der auch einer der Verursacher dieser Krise ist und mit einer Gruppe von Unternehmern. Der Bevölkerung bleibt sie fern. Ich dagegen spreche mit Leuten aus dem Gesundheitswesen und Gewerkschaftern, somit kriege ich eine ganz andere Realität von Griechenland mit als Frau Merkel. Ich würde mir wünschen, dass auch sie sich ein realistisches Bild macht.

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